Ich, Heinrich VIII.
Bankert zum Enkel hätte. Oder dass man ihn als Kuppler des Königs sähe.« Sie lachte erbost.
»Wann soll sie stattfinden? Die Hochzeit?«
»Nächste Woche. Am Sonntag.«
Heute war Donnerstag. Es war also das letzte Mal für uns …
»Vielleicht wird die Ehe nicht so … scheußlich sein, wie du befürchtest«, tröstete ich sie.
»William Carey ist ein lieber Mann.«
»Dann hast du Glück.«
»Lieb – und nachsichtig.«
Plötzlich verstand ich. Meine erste Empfindung war Abscheu. Dann, gleich darauf, Erleichterung.
»Dann habe ich Glück.«
Will:
Und noch im selben Jahr, Catherine, kamt Ihr zur Welt, nicht wahr? Was sagt Ihr nun?
Heinrich VIII.:
Nach dem grauenhaften, verfluchten Kinde, das Katharina zur Welt gebracht hatte, kam keines mehr. Es war, als habe ihr Schoß sich mit der Hervorbringung dieses Monstrums selbst verflucht.
Zum Zeitpunkt dieser widerwärtigen Geburt war Katharina dreiunddreißig Jahre alt gewesen. Jetzt war sie vierzig. Obwohl ich noch immer meine ehelichen Pflichten mit ihr vollzog, empfing sie niemals wieder.
Wie flüchtig ist doch die Zeit der Fruchtbarkeit bei einem Weibe. Bei Katharina war sie vorüber. Ich hatte sie das erste Mal zu Gesicht bekommen, als sie gerade dabei war, dieses Fenster zu öffnen. Jetzt hielt ich ihre Hand, als sie es wieder schloss. Allzu lang war die Zeit nicht gewesen.
XXXI
I ch war dreißig, als ich Leo X. meine Assertio Septem Sacramentorum zueignete und er mir den Titel »Verteidiger des Glaubens« verlieh. Es war ein anrührender Augenblick für mich gewesen, und ich war glücklich, wann immer ich mich seiner entsann.
Aber dieses Glück war wie ein Juwel auf schwarzem Samt. Es gab wenig anderes in meinem Leben, das mir Gottes Gunst gezeigt hätte, und nach und nach begann ich mich zu fragen, ob der Papst tatsächlich ein Vertrauter des göttlichen Geistes war. Statt mir Trost zu spenden, bewirkte der Beifall des Papstes eher, dass mir die Integrität des Papsttums an sich fragwürdig wurde.
Denn es gab kaum einen Zweifel daran, dass Gott mir den Rücken zugewandt hatte. Ich hatte keinen Erben, und die Ärzte bestätigten nun, was ich längst befürchtete: Katharina würde keine Kinder mehr bekommen können. Mein Geld war verbraucht, und Frankreich hatte sich meinem Zugriff dennoch um Haaresbreite entziehen können. Die Schotten hatten 1513 eine Tracht Prügel bezogen, aber sie sammelten sich wieder – beim Heiligen Blute, war ihnen und ihren Belästigungen denn kein Ende zu machen? Vor meiner eigenen Vision von Englands Größe waren Wolken aufgezogen. Wohin ich auch schaute, jeder Plan, jeder Wunsch, den ich in mir genährt hatte, war gründlich zunichte gemacht worden. Offensichtlich wollte Gott nicht, dass es mir – und insofern auch meinem Reich – wohl erging, bis ich irgendeinen unbekannten Frevel gegen ihn getilgt hatte.
Aber welchen? Mir fiel nichts ein, das gräulich genug gewesen wäre, mich dermaßen in Ungnade fallen zu lassen. Ich hatte die Ehe gebrochen, und das hatte ich gebeichtet. Aber (falls dies nicht unerbietig klingt) die Ehebrecher im Alten Testament schien Gott doch mit Wohlwollen zu betrachten. Jakob und Abraham und David hatten »Mägde« gehabt, mit denen sie das Lager geteilt und sogar Kinder gezeugt hatten. Ich habe nie recht begriffen, weshalb Gott erbost darüber war, dass David sich Bathseba »nahm«, es aber offensichtlich billigte, dass er sich im Alter von Abischaj »trösten« ließ. Mein eigenes, innerstes Unglück rührte aus dem Wissen, dass ich mich meinem Schöpfer irgendwie entfremdet hatte. Ich begann zu erforschen, für welche unbeabsichtigte Tat ich zur Verantwortung gezogen wurde.
Außerdem musste ich mich den Problemen stellen, die meiner Situation innewohnten, sollte es sich erweisen, dass sie nicht zu beheben waren. Ich hatte eine Tochter, Maria, die jetzt neun Jahre alt war. Sie war mir eine Freude! Als Schülerin war sie hervorragend, und sie machte gute Fortschritte im Lateinischen wie auch im Spanischen (Katharina sprach es mit ihr) und im Französischen. Das Beste aber war: Sie liebte die Musik und zeigte sich darin überaus viel versprechend. Sie war ein sanftes und liebevolles Kind.
Will:
Welches zu einer verbitterten, rachsüchtigen Frau heranwuchs, unter der wir jetzt alle zu leiden haben. Wann mag sie sich so verändert haben?
Heinrich VIII.:
Aber mochte ich sie noch so sehr lieben, ich war doch gezwungen, die Angelegenheit kühlen Herzens zu betrachten. Sie war ein
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