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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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als »der Bastard«. Es gab auch einigen Zweifel daran, dass Edward iii. wirklich der Sohn Edwards II . gewesen war. Die meisten nahmen an, sein Vater sei Mortimer gewesen, der Liebhaber der Königin Isabella. Richard iii. hatte behauptet, sein Bruder Edward IV . sei der Sohn eines Liebhabers, gezeugt, während der gute Herzog von York in Frankreich Krieg geführt hatte.
    Aber es waren unbefriedigende Beispiele, die zu meinem Fall nichts beitrugen. Nein, so ging es nicht.
    Mein Sohn war mein Sohn! Das wusste jeder. Zu meinem legitimen Spross konnte ich ihn nicht machen. Aber ich konnte ihm Titel verleihen, ihn adeln, ihn erziehen und auf den Thron vorbereiten und ihn in meinem Vermächtnis zu meinem Erben ernennen. Er war erst sechs Jahre alt, und es war noch früh genug, dem Volk Gelegenheit zu geben, ihn kennen und lieben zu lernen, und wenn die Zeit dann käme …
    Stocksteif blieb ich stehen. Die Lösung hatte die ganze Zeit vor mir geschwebt. Keine vollkommene Lösung, aber eine Lösung immerhin. Ich würde ihn zum Herzog von Richmond ernennen. Das war ein halb königlicher Titel. Ich würde den Jungen an den Hof holen. Er durfte nicht länger auf dem Lande versteckt bleiben.
    Katharina würde unglücklich sein. Aber sie musste begreifen, dass Maria nur so vor dem Eigennutz derer bewahrt werden konnte, die es nach ihrem Thron gelüstete. Unsere Tochter verdiente ein besseres Schicksal.
    Will:
    Das sie aber, ach, nicht bekam. Was Heinrich am meisten befürchtete, ist eingetreten. Der spanische König Philipp II . sah in Maria nur die Gelegenheit, England zu einem Anhängsel Spaniens zu machen. Er heiratete sie und tat, als sei es aus Liebe; als sie sich weigerte, ihm den ganzen englischen Staatsschatz und die Flotte zur Verfügung zu stellen, verließ er sie und kehrte nach Spanien zurück. Sie weint und trauert täglich um ihn. Sie ist die unglücklichste aller Frauen.

XXXII
    Heinrich VIII.:
    E s würde eine formelle Investiturzeremonie stattfinden. Außer meinem Sohn würde ich noch andere in den Adelsstand erheben: Mein Vetter Henry Courtenay würde Marquis von Exeter werden, und mein Neffe Henry Brandon, Charles’ und Marias neunjähriger Sohn, Graf von Lincoln. Henry Lord Clifford würde ich zum Grafen von Cumberland ernennen; Sir Robert Radcliffe würde Viscount Fitzwalter werden, und Sir Thomas Boleyn wollte ich zum Viscount Rochford machen. (Manche lachen hinter vorgehaltener Hand über die letzte Ernennung; sie vermuten, sie gehe auf Mary Boleyns Konto. Aber das ist einfach nicht wahr – Sir Thomas hatte mir in vielen heiklen diplomatischen Missionen treue Dienste geleistet.)
    Will:
    So geschickt er als Diplomat auch gewesen sein mag – als Beauftragter, der im Vatikan vor Klemens die Annullierung deiner Ehe vertreten sollte, war er wohl kaum der richtige Mann! Heinrich legte zuzeiten ein ganz bemerkenswertes Maß an Blindheit an den Tag. Thomas Boleyn war dafür ein hervorragendes Beispiel. Der Mann war ganz offensichtlich ein Sykophant, der für einen hohen Titel bereitwillig seine Kinder verkaufte.
    Heinrich VIII.:
    Die Zeremonie fand im Juni 1525 in Wolseys prächtigem Palast statt, in Hampton Court. Ja, der Palast war nun endlich fertig und thronte zwanzig Meilen stromaufwärts von London – gut sechs Stunden zu rudern – am Ufer des Flusses. Die Themse war hier ein freundlicher, kleinerer Wasserlauf, dessen Pegel sich mit Ebbe und Flut nur noch wenig senkte und hob. Ringsumher war alles grün: Wiesen, Bäume, blühende Büsche. Die Luft war klar und rein … wie im Garten Eden?
    Man erhaschte dann und wann einen Blick auf die Schlossmauern, wenn man sich mit dem Schiff näherte. Sie waren aus sattrotem Backstein und glühten in der frühen Morgensonne. Das Schloss selbst stand in einiger Entfernung vom Landungssteg. Erst wenn man von Bord gegangen und den steilen Weg an die Uferböschung hinaufgestiegen war, sah man sich durch den Anblick des zierreichen, symmetrischen Gebäudes, umgeben von einem breiten, funkelnden Wassergraben, belohnt. Der Graben diente nur zur Zierde; Hampton Court hätte keiner Belagerung standgehalten. Es war ein Lustschloss, erbaut um seiner Schönheit und Behaglichkeit willen, zum Entzücken aller Sinne, und es ließ alle älteren Schlösser, so opulent sie auch ausgestattet sein mochten, trist aussehen.
    Will:
    Die Franzosen hatten freilich inzwischen begonnen, jene luftigen, luxuriösen Schlösser zu bauen, die als Chateaux bekannt sind. Sie hatten nichts übrig

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