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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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geriet in Bewegung, man umarmte einander, schwankend, lachend. Wir wandten uns nach ihnen um, nahmen ihre Glückwünsche entgegen, frohlockten mit ihnen.
    Maria, die Brautjungfer, kam zu uns und umarmte uns beide. Sie hielt den Blick gesenkt, aber ich sah doch, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie kannte Kate schon lange – seit diese mit Lord Latimer nach London und an den Hof gekommen war, um dort mit Gelehrten zusammenzutreffen. Damals hatten sie einander lieb gewonnen; zwar würde sie in Kate niemals eine »Mutter« sehen, aber als Freundin hatte sie sie in ihr Herz geschlossen.
    Auch Elisabeth kam herbei. Ungelenk streckte sie die Arme aus, um Kate und Maria zu umfangen. Sie sagte nichts, sondern herzte uns nur. Worte zu finden, fiel ihr schwer – das heißt, Worte, die von Herzen kamen.
    Dann wurden wir aus der Obhut der Versammelten entlassen. Die Nähe der Menschen im Raum ließ es warm werden, aber es war eine wohlige Wärme, eine glückliche Sommerwärme. Alle trugen ihr reinstes Linnen, und einige der Frauen hatten die Hauben fortgelassen und trugen das Haar offen wie Jungfern – sogar die strenge und humorlose Anne, Edward Seymours Gattin. Ja, vielleicht war sie im Bett sogar attraktiv; vielleicht auch war Seymour dort nicht der Pedant, der er zu sein vorgab.
    Im Bett. Ich sollte nicht ans Bett denken, schon gar nicht, wenn es um das Bett eines anderen Mannes ging.
    Im angrenzenden Privatgemach hatte man den Hochzeitsschmaus aufgetragen. Es gab einen Brautkuchen, silberne Schüsseln mit Wein und Waldmeister und Erdbeerküchlein. Die loyalen Lairds in Schottland hatten uns geräucherten Lachs geschickt, und vom Statthalter von Calais war französischer Käse gekommen.
    Kate und ich führten alle zu Tische, nahmen feierlich einen Schluck aus den silbernen Hochzeitsbechern und kosteten von dem Brautkuchen. Draußen vor den Fenstern stand die Sonne schon seit Stunden am Himmel und wärmte die Gärten am Fuße der Mauer, sodass deren Duft den Raum wie ein Parfüm erfüllte. Ich war benommen, geblendet, ein Gefangener meiner Sinne. Ich hatte nur einen Gedanken; Wie köstlich ist es, an einem Sommernachmittag zeitlos zu schweben …
    Und dann sah ich, dass die Schatten länger wurden; die der Stockrosen waren schon zweimal so lang wie sie selbst, und die Luft, die zu den offenen Fenstern hereinwehte, hatte sich kaum merklich verändert. Der Nachmittag mündete in den Abend. Die Teller auf dem weiß gedeckten Tisch waren leer, und die Gäste harrten ihrer Entlassung.

    Dann waren wir allein, umgeben von den Ruinen unseres Hochzeitsmahls. »Kommt in meine Gemächer, Kate«, sagte ich. Es waren jetzt auch ihre Gemächer. »Kommt.« Ich streckte die Hand aus und zog sie hinein. Sie kam ein wenig zögernd nach, folgte mir in die kleine private Kammer neben dem Schlafgemach.
    »Oh!«, rief sie aus, als sie einen aus Eichenholz geschnitzten Fußschemel vor dem Kamin gewahrte. Als Kind hatte sie darauf zu Füßen ihrer Mutter gesessen.
    »Ich habe ihn aus Kendal herbringen lassen«, sagte ich. »Damit Ihr Euch hier zu Hause fühlt.«
    Ihre Steifheit verflog, und ein breites Lächeln erstrahlte auf ihrem Gesicht. »Woher wusstet Ihr davon?«
    »Ich habe mich erkundigt«, antwortete ich. Es war ganz einfach gewesen. Es gab alte Diener, die sich erinnerten. Hatte denn keiner ihrer beiden vernarrten alten Gatten sich die Mühe gemacht, herauszufinden, was sie liebte?
    Sie warf mir die Arme um den Hals, als hätte ich ihr alle Perlen des Morgenlandes geschenkt. »Den weiten Weg aus Westmoreland«, murmelte sie, und ebenso gut hätte es wirklich aus dem Morgenland kommen können.
    »Ich wollte, dass ein wenig von Eurer Kindheit mit Euch hierher kommt«, sagte ich. »So ist es kein gar so schroffer Übergang, wenn Ihr Königin werdet.«
    »Ah. Ja.« Sie befingerte ihre Halskette. »Ich bin Königin.«
    »In der Tat.«
    Jetzt gab es nichts mehr zu sagen. Verlegen standen wir einander gegenüber, während es draußen dunkelte und ein kühler Wind aufkam. Bald hörten wir das sanfte Rieseln der Regentropfen, die im Garten unten auf die Blätter fielen und herunterrannen. Das Geräusch des Sommerregens … sanft, wie das Murmeln in einem Bienenstock.
    Die Spannung zwischen uns wuchs. Sie fürchtete sich vor mir, fürchtete, ich könnte am Ende doch auf dem Recht des Ehegatten bestehen. Und der Gedanke war ihr zuwider, das war offensichtlich.
    »Wir wollen uns zurückziehen«, sagte ich schließlich. »Ich bin

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