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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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ich.
    »Dann werdet Ihr es auch finden.« Er sah mir gerade in die Augen. Ich mochte ihn; er schien mir ehrlich zu sein. Wir würden keine Geplänkel miteinander ausfechten, wie ich es mit Chapuys getan hatte, aber das schadete nichts.
    »Hoffentlich. Ich werde die Witwe Latimer heiraten, sobald alles geordnet ist. Aber was nun diese Kriegsangelegenheit betrifft – Karl und ich haben die Verwirrung wegen des Titels zufrieden stellend aufgelöst, da ich mich damit begnügen werde, als ›Verteidiger des Glaubens‹ angeredet zu werden. Es fehlt mir aber an den entsprechenden Mitteln – am Wind und auch am Geld –, um noch vor dem Frühjahr nach Frankreich zu kommen. Aber dann komme ich, und zwar persönlich. Ihr mögt Eurem Herrn sagen, dass ich meine Soldaten selbst führen werde, wie ich es im glorreichen Feldzug von 1513 tat – im Goldenen Krieg!«
    Mein Gott, ich war schon aufgeregt, wenn ich nur daran dachte! Oh, wie geriet mein Blut in Wallung! Wieder eine Rüstung tragen, wieder im Felde kampieren, Kriegsrat im Zelt halten … wie süß das lockte!

    Kaum war Bischof Gardiner wieder in London, sprach ich mit ihm über meine Absicht, Kate Parr zu heiraten.
    »Ich wünsche, dass Ihr uns traut.«
    »Nicht Cranmer?« Sein Ton war distanziert, abschätzend. Ja, Gardiner war eifersüchtig auf Cranmer, eifersüchtig auf dessen Nähe zu mir und auf sein Privileg, so viel in meinem Leben mit mir geteilt zu haben.
    »Nein. Es muss jemand sein, dessen Orthodoxie völlig außer Frage steht, da Lady Latimer in dem – natürlich ungerechtfertigten – Verdacht steht, den Reformern zuzuneigen. Wenn Ihr die Trauung vollzieht, wird das die bösen Zungen zum Schweigen bringen.«
    »Wirklich, Euer Gnaden?« Noch immer wirkte er zurückhaltend, kühl, unbeteiligt.
    »So gut es geht«, erwiderte ich. »Nichts kann solche Zungen jemals restlos zur Ruhe bringen.«
    »Seid Ihr so sicher, dass sie keine Reformerin ist?« Jedes Wort sorgfältig bemessen, mir entgegengeschleudert.
    »Weil ihre törichte Freundin Anne Askew umherzieht und predigt? Jeder Mensch ist selbst verantwortlich für seine Seele. Wir sind in dieser Hinsicht nicht Hüter unseres Bruders. Viele meiner eigenen Freunde sind schon in die Irre gegangen, haben sich verleiten lassen von falschen Lehren – bemäkelt das mich, solange ich ihnen nicht folge?«
    Mit Mühe brachte er ein Lächeln zu Stande. Er hatte so schmale Lippen. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass er nur selten lächelte; bei ihm sah es künstlich aus. »Nein, Euer Gnaden.«
    »Dann werdet Ihr die Trauung vollziehen?«
    Eine königliche Bitte konnte er nicht abschlagen.
    »Es wird mir eine Ehre sein, Euer Gnaden.«
    Mir selbst wäre Cranmer lieber gewesen, denn ihn liebte ich, und deshalb wollte ich ihn bei allem Wichtigen in meinem Leben dabeihaben. Aber was ich zu Gardiner gesagt hatte, stimmte: Es war politisch notwendig, dass ein Konservativer die Trauzeremonie vollzog und sanktionierte. Ich wollte meine Kate vor den Feinden beschützen, die danach trachten würden, sie in Misskredit zu bringen, nur weil ich sie liebte und ihr vertraute.

    Es sollte eine Familienhochzeit werden, und alle meine leiblichen Verwandten sollten dabei sein – meine Kinder und meine Nichte Lady Margaret Douglas, die Tochter Margarets und ihres zweiten Gatten, des Grafen Angus – und auch meine Herzensverwandten: bestimmte Mitglieder des Geheimen Staatsrates und ihre Frauen. Zusammen waren es an die zwanzig Trauzeugen.
    Gardiner verheiratete uns am 12. Juli 1543 im Salon der königlichen Gemächer in Hampton Court. Der Tag lächelte auf uns, hell und kühl, und der unverwechselbare, schläfrig machende Duft der Buchsbäume unten im Labyrinthgarten drang durch die Fenster in das mit Lilien und Mohnblumen ausgeschmückte Zimmer.
    Meine Kate trug ein lavendelfarbenes Kleid – eine aufreizende Wahl, denn Violett war eine königliche Farbe, bedeutete aber auch Buße und Trauer … Gleichviel, es war die Farbe des Immergrün und betonte vorteilhaft ihr rotgoldenes Haar.
    So stand ich wieder einmal da und nahm mir eine Frau. Ich hatte nur ein Gebet: Allmächtiger Gott, gieße Deinen Segen über meine Ehe, wie Du es in der Vergangenheit nie getan hast. Lass sie nicht im Unglück enden wie all die anderen. Gewiss verdiente ich doch ein glückliches Ende nach all meinen ehelichen Missgeschicken.
    »Ich fordere Euch nunmehr auf und befehle Euch, da Ihr Euch werdet verantworten müssen am furchtbaren Tag des Jüngsten

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