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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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sollten.
    Petre in Huntingdonshire hatte begonnen, die Spitzen zu studieren, die in dieser Gegend gewoben wurden. Es gab viele verschiedene Muster, und das Volk behauptete, die »gute Königin Katharina« habe diese Fertigkeit dort eingeführt. Das war natürlich Unfug. Katharina begab sich nie unter die gemeinen Weiber, um sie zu lehren, wie man Spitzen macht. Sie machte auch selbst keine; sie wusste gar nicht, wie es ging. Die Tatsache, dass es in Spanien eine große Spitzenproduktion gab, hatte nichts zu sagen. Ich kann schließlich auch keine Schafe scheren, obwohl die Rohwolle immer Englands wichtigste Ausfuhrware war. Jedenfalls kam Petre zu dem Schluss, dass Spitze aus Cambridgeshire und Huntingdonshire sich exportieren und zu einer gewinnträchtigen englischen Industrie machen ließe.
    Henry Howard saß müßig auf seinem Familienbesitz in Norfolk und vergnügte sich damit, Pläne für ein großes eigenes Anwesen zu entwerfen, das auf dem Gelände des Klosters St. Leonard in Norwich entstehen und Mount Surrey heißen sollte. Alles Neuartige aus Italien sollte darin enthalten sein, eine Mittelmeervilla im feuchten Nebel von East Anglia. Wenn er nicht gerade mit Bauleuten, Glasern, Bildhauern und Malern über sein Schloss sprach, widmete er sich der Dichtung und der Wappenkunde. Die unwirkliche Welt, in die er einstweilen verbannt war, entsprach ganz seinem Geiste, und er blühte darin auf.
    Anthony Denny und John Dudley waren weiter nach Westen gereist, der eine nach Devon, der andere nach Padstow am Rande von Cornwall; sie schrieben fesselnde Schilderungen dieser Region, vor allem von Cornwall, wo die Einwohner, wie Dudley sagte, klein und dunkel und Häuser, Türen und Stühle ihnen angepasst waren, sodass ein normal gewachsener Mann sich leicht den Schädel einrennen konnte, wenn er nur von einem Zimmer ins andere ging. An der Südküste, berichtete er, wohnten lauter Piraten oder »Wracker«: Sie lockten Kauffahrteischiffe mit falschen Leuchtfeuern auf die Klippen und plünderten sie dann aus. Dudley schlief dort nicht gut, weil er nie wusste, ob man ihn nachts im Schlaf nicht erstechen würde. »Ich sehne mich schon nach der Hinterlist zivilisierter Menschen«, schrieb er.
    Um die Julimitte bekam er seinen Wunsch erfüllt: Wir waren alle wieder in London im Palast von Westminster, um uns just damit zu befassen.

    Wie gut es tat, wieder bei der Arbeit zu sein! Und alle meine Gehilfen bei der Hand zu haben! Nicht einer war der Pest zum Opfer gefallen, und London, das am schlimmsten getroffen worden war, fing schon an, sich zu erholen. Als wir wieder in die Stadt geritten kamen, waren kaum Anzeichen für irgendwelche Störungen zu entdecken, und nur wenig wies darauf hin, dass die Gesellschaft verletzt worden war. Da niemand sie anleitete, niemand ihnen Befehle gab, hatten die überlebenden Londoner die Verantwortung für ihre kleinen Straßen und Gassen selbst in die Hände genommen; die zu neuen Ehren Gelangten waren zwar noch grün in ihren Ämtern, schienen sich aber recht gut zurechtzufinden. Auf den Hügeln über den Pestgräbern wuchs schon Gras, und aus irgendeinem Grunde beruhigte und verstörte mich dies zugleich. So schnell … ja, warum nicht?
    Der kaiserliche Gesandte, van der Delft, hatte soeben eine Mitteilung seines Herrn erhalten. Anscheinend hatte Karl auf seinem Feldzug bereits Erfolg gehabt und bemerkenswerte Triumphe in Luxemburg wie auch in Navarra erzielt. Er gedachte den Krieg an der Nordfront fortzusetzen, aber die nächsten vierzehn Tage würde er in Landrecies zubringen und die Belagerung der Stadt leiten. Wenn ich danach am Feldzug teilnehmen wollte …?
    »Nein, nein«, sagte ich. »Das ist zu spät im Jahr; wir können jetzt keine Armee mehr aufstellen, nachdem der Mittsommer schon hinter uns liegt.« Von der Pest einmal gar nicht zu reden. »Im nächsten Jahr, im nächsten Jahr kommen wir zu ihm. Wie lange soll sein Feldzug dauern?«
    »Höchstens bis September«, antwortete van der Delft. »Dann hat er sich um Familienangelegenheiten zu kümmern – um eine Hochzeit.«
    »Ah.« Ich lächelte. »Ich auch. Ich werde auch Hochzeit feiern.«
    Der Botschafter grinste. »Eure eigene, Majestät?«
    »Aye. Ah, ah – macht Euch nicht über mich lustig, Sir« – ich fing an zu lachen, denn ich sah seine Überraschung und all seine ungestellten Fragen –, »auch wenn die Versuchung groß ist.«
    »Ich wünsche Euch Glück«, sagte er schlicht.
    »Danach strebe ich«, erwiderte

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