Ich, Heinrich VIII.
mit Rührung, wie sie sich bemühte, an der Begeisterung des Augenblicks teilzunehmen.
Als ich an Bord ging, fühlte ich eine Woge von beinahe fleischlicher Liebe zu meinem Flaggschiff. Der Geruch von Leinöl, mit dem man das verwitterte Holz eingerieben hatte, das beinahe wollüstige Knarren der soliden Takelage und der Hanftaue, das Regen und Rascheln der gebleichten Leinensegel, sorgfältig gerefft und festgezurrt: Was für ein Schiff! Sie und ich, wir waren zusammen gewachsen und hatten uns zusammen gewandelt, und in ihr fühlte ich mich zusammengefasst …
»Euer Gnaden.« Der Kapitän, Lord Dudley, der Vicomte Lisle, verbeugte sich vor uns. Ich nahm seinen Gruß entgegen. Aber für den Augenblick wollte ich nicht von gewöhnlichen Dingen sprechen. Der Himmel stand halb in Flammen von den Spiegelungen der untergehenden Sonne. Ich trat an die Reling und schaute auf die See hinaus; flach und ruhig lag das Wasser, und es ging kein Lüftchen. In diesem Augenblick schien England unverwundbar zu sein, geschützt von allen Elementen.
Kate stand neben mir. Die Ruhe, die ich in mir fühlte wie eine Art Nachglühen der untergegangenen Sonne, wurde durch ihre Gegenwart gekrönt.
»Eure Majestäten!« Eine raue Stimme ertönte hinter uns. Ich wandte mich um; es war Tom Seymour, das Knie gebeugt, den Federhut schräg vor sich haltend. Sein entblößter Haarschopf glänzte unter dem roten Himmel.
»Thomas.« Ich streckte die Hand aus und bedeutete ihm, aufzustehen. »Es freut uns, dass Ihr zu uns kommen konntet.« Ich benutzte das königliche »Wir«. In Wahrheit hatte ich diese Angelegenheit nie mit Kate besprochen. Sie war zumeist liebenswürdig gegen alle Gäste; deshalb verriet mir ihr jähes Erstarren mit schmerzlicher Deutlichkeit, dass sie Thomas Seymour bei diesem privaten Anlass nicht zu sehen wünschte.
»Und ich bin zutiefst dankbar, dass Ihr mich eingeladen habt.« Er schlenderte heran, stellte sich neben uns an die Reling und ließ seine muskulösen Arme herunterbaumeln. »Versucht Ihr, die Franzosen zu entdecken?«, fragte er. »Sie kommen von Süden, falls sie überhaupt kommen. Schlechte Seeleute!« Er schüttelte den Kopf, und sein mähnenhafter Schopf schwang hin und her.
»Wir sprechen nicht von den Franzosen«, sagte Kate. »Wir sind hier zu einer privaten Feier und um das königliche Flaggschiff zu inspizieren.«
»Friede sei mit Euch!«, sagte eine alte, vertraute Stimme. Brandon war an Bord. Ich drehte mich nach ihm um. Wie ein Bär stand er auf dem eingeölten Deck.
»Und auch mit Euch.« Ich streckte ihm die Hände entgegen. »Wir klingen wie zwei Bischöfe.« Ich lachte.
»Nicht ganz«, sagte er. »Wir sprechen nicht über Geld.«
Wir umarmten uns auf den Decksplanken. »Wie steht es mit Eurer Armee?«, flüsterte ich; Kate wollte nicht, dass die Politik diesen Abend verdarb.
»Nun«, antwortete er, »in Kent stehen wir bereit, England gegen alles zu verteidigen, was sich uns entgegenstellt. Ich denke, höchstwahrscheinlich werden sie dort landen.«
»Und wenn sie es tun, wisst Ihr, wann Ihr die Signalfeuer entzünden sollt?« Ich hatte ein System von Leuchtfeuern längs der englischen Südküste anlegen lassen; die erste Fackel sollte auflodern, sobald ein Franzose in Sicht käme.
»Aye. Nicht weit von meinem Lager ist ein großer Scheiterhaufen, und eifrige Fackelträger stehen bereit, die Flamme weiterzutragen.«
Es widerstrebte mir, ihn gehen zu lassen. »Glaubt Ihr, das alles wird wirklich geschehen? Wird man wirklich in England einfallen, zum ersten Mal seit vierhundert Jahren?«
»Ich befürchte es«, sagte er. »Die Invasionsflotte ist unterwegs.«
»Invasionen können scheitern«, sagte ich. Ich konnte mich jetzt nicht viel länger von den anderen absondern.
»So Gott will«, antwortete er.
Es war unhöflich, wie wir uns aneinander klammerten und heimlich tuschelten. Ich drehte mich um und sah den schönen Tisch, den man an Deck aufgestellt hatte; ich winkte Kate und Tom Seymour, die voller Unbehagen an der Reling standen, wo ich sie zurückgelassen hatte. Ich löste mich aus Brandons Armen und wies zum Tisch. »Kommt.«
Es war ein gut gedeckter Tisch: Vier Plätze mit goldenem Geschirr. Aber die Weingläser waren keine richtigen Kelche, sondern Becher mit breitem Fuß, aus denen nichts überschwappen konnte, wenn das Schiff schwankte. Die Karaffe hatte die gleiche Form; unter Glasbläsern nannte man so etwas »Kapitänskaraffe«. Auf dem Flaggschiff des Königs musste
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