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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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gesamte Südflanke deckte, vorzubereiten, musste ich im Volke durch Anleihen und Steuern noch mehr Geld auftreiben. Ich erwartete, dass es murren und Widerstand leisten werde, doch das geschah nicht.
    Will:
    Hals Feinde rechneten damit, dass das Volk rebellieren würde, und sahen sich bitter enttäuscht. Sie vertraten die Theorie, die Engländer würden von einem blutrünstigen, raubgierigen Monarchen brutal ausgesaugt; er verwehre ihnen die Religion, nach der sie verlangten (die katholische oder die protestantische – je nachdem, wer gerade redete), zwinge sie, Eide zu leisten, die sie verabscheuten, unterdrücke sie und raube sie aus. So warte das Volk nur auf die Gelegenheit, sich zu erheben und von dem unterdrückerischen Joch zu befreien. Aber das Volk von England schien mit König Hal der Meinung zu sein, dass die Franzosen seine Feinde, der Papst ein ausländischer Einmischer und die Schotten Verräter seien. König Hal tat ganz recht, gegen sie zu kämpfen, und das Volk war bereit, mit ihm zusammen Opfer zu bringen, um das Land zu schützen. War der König nicht in eigener Person ins Feld gezogen? Hatte er nicht den ganzen Winter über seine südlichen Küstenfestungen inspiziert und verstärkt? Hatte er sich nicht vorgenommen, als Kapitän ein Kriegsschiff gegen die Franzmänner zu führen? Konnten seine Landsleute da weniger bieten? Gold, Juwelen, Münzen, ja sogar rührende private Erinnerungsstücke wie Kreuze aus Jerusalem, Elfenbeinkämme und Trauringe trafen jeden Tag in Whitehall ein. Weit davon entfernt, gegen den »Tyrannen« zu revoltieren, unterstützte ihn das Volk in dieser Stunde der Not.
    Heinrich VIII.:
    Nun war ich zum Krieg gerüstet, so gut ich es sein konnte. Im südlichen England standen fast hunderttausend Mann unter Waffen, aufgeteilt unter drei Kommandos: Eines in Kent unter dem Herzog von Suffolk, eines in Essex unter dem Herzog von Norfolk, und eines im Westen unter dem Grafen von Arundel. Meine Flotte von über einhundert Schiffen lag am Rande des Solent vor Anker.
    Im Norden befehligte Edward Seymour eine Armee, die unmittelbar an der Grenze nach Schottland stand. Vor der Küste wartete Lord Admiral John Dudley mit zwölftausend Mann auf See, bereit, mit dem Feind zu ringen.
    In Boulogne, das die Franzosen zurückzuerobern gelobt hatten, hatte ich Henry Howard das Kommando übertragen; er musste Brandon ersetzen. Ich betete darum, dass seine Tapferkeit, wenn die Zeit gekommen wäre, nicht wieder in Hitzköpfigkeit und Tollkühnheit umschlagen möchte.

    18. Juli. Meine Hochzeit hatte sich eben zum zweiten Mal gejährt, und ich hatte eine besondere Feier für Kate vorbereitet. Wir würden an Bord der Great Harry, meines Flaggschiffes, speisen; sie lag im Solent, in der Passage zwischen der Insel Wight und Portsmouth, vor Anker.
    Die Great Harry war seit ihrem Stapellauf im Jahr 1514 schon oft überholt und neu ausgerüstet worden. Als sie gebaut worden war, war die Marine nichts weiter als ein »Heer zur See« gewesen – schwimmende Plattformen mit Soldaten, die auf dem Meer gegen andere Soldaten kämpften. Inzwischen hatten sich die Schiffe in Festungen verwandelt, und sie waren mit Reihen von Geschützen bestückt; die Aufgabe der Matrosen war es nicht mehr, im Nahkampf gegen andere Matrosen anzutreten, sondern sie mussten die mörderischen Kanonen bedienen und ganze Schiffe zerstören. Die Great Harry, in der Bauart ein wenig plump und altmodisch, hatte sich den neuen Erfordernissen gut anpassen lassen, und das freute mich. Ich wollte sie nicht verschrotten, wie andere gedrängt hatten. Ihr Schwesterschiff, die Mary Rose, hatte den Wandel gleichfalls überstanden, und sie war bereit zur Schlacht, sobald wir die Franzosen sichteten. Wir hatten erfahren, dass Franz seine Flotte von zweihundertfünfunddreißig Schiffen vor einigen Tagen in Rouen verabschiedet hatte.
    Zweihundertfünfunddreißig Schiffe … und wir hatten nur hundert. Wahrlich, die Stunde der Prüfung war gekommen.
    Nichtsdestoweniger war ich stolz auf meine Streitmacht, stolz auf meine Flotte, wie man es nur sein kann, wenn man sein Bestes getan hat. Wir hatten jedes Opfer für unsere Verteidigung und Rüstung gebracht und an nichts gespart. Jetzt würde Gott den Rest besorgen müssen.
    Lampen wurden in der Julidämmerung entzündet, als Kate und ich am Pier erschienen, um an Bord der Great Harry zu gehen. Kate hatte etwas angezogen, das sie lachend als ihr seemännischstes Gewand bezeichnet hatte, und ich sah

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