Ich, Heinrich VIII.
kleinen Knall und ein Rauchwölkchen.
»Ein Salut für jedes unserer Ehejahre«, sagte ich zu Kate –
Sie brach, was selten geschah, in Gelächter aus. »O Heinrich!«
Diese Anrede zwischen uns war in der Öffentlichkeit verboten. Ich runzelte die Stirn; Seymour runzelte die Stirn, Brandon runzelte die Stirn. Seymour sah richtig erbost aus.
»Nein, liebes Weib«, tadelte ich sie sanft. »So sprechen wir, wenn wir allein sind.« Dann wechselte ich das Thema. »Aber ich weiß, wir werden auf diesen Tag zurückblicken, denn er wird ein großer Jahrestag für unser Reich sein. Wir stehen am Rande einer bedeutenden Schlacht. Mögen wir den Sieg davontragen, in Ehren!« Ich hob mein frisch gefülltes Glas.
Alle tranken feierlich. Jeder von uns betete bei sich. Denn es war eine furchtbare Stunde für England.
Nur die Kerzen auf dem Tisch beleuchteten unsere Gesichter. Ringsumher war es jetzt dunkel. An Deck brannten Laternen; offenes Feuer gestattete ich an Bord nicht.
»Ich muss auf meinen Posten zurück«, sagte Brandon. »Es ist ein weiter Ritt nach Kent.«
»Es wird eine lange Nacht werden«, erwiderte ich. »Meine Gedanken gehen mit Euch.«
Er ergriff meine Hand. »Leben heißt, gegen die Franzosen kämpfen«, sagte er lachend. »Erinnert Ihr Euch, Euer Gnaden, wie wir das alles planten, zu Sheen?«
Sheen. Ein verschwundenes Schloss. Eine verschwundene Jugend. »Alte Männer kämpfen die Schlachten von Knaben. Nun, gute Nacht, Charles.« Ich hörte seinen schweren Schritt, als er über die Planke an Land ging.
»Auch ich muss auf meinen Posten.« Tom befehligte die Peter Pommegranate, ein hübsches neues Schiff. Er war viel mehr Seemann als Soldat.
»Ihr ankert weiter draußen als die meisten«, sagte ich. »So werdet Ihr die Franzosen als Erste sehen. Stellt doppelte Wachen auf.«
»Im Dunkeln werden sie sich nicht heranwagen«, erwiderte er keck.
»Eines Tages wird es Instrumente geben, die sie in die Lage versetzen, in der Finsternis längsseits zu kommen«, warnte ich. »Vielleicht ist dieser Tag heute schon da.«
»Nicht in tausend Jahren. Die Sterne können einem Kapitän sagen, wo er sich auf der Karte befindet, aber nicht, was unter seinem Kiel lauert. Nein, es ist unmöglich, nach den Sternen über ein Riff zu navigieren. Und Riffe …«
»Tom«, unterbrach ich ihn. »Stellt Wachen auf über Nacht. Das ist ein königlicher Befehl.«
»Aye.« Er verbeugte sich und nahm Kates Hand. »Ich befolge alle Befehle Eurer Majestät. Gesegnet sei Eure Ehe; ich bete täglich für Euch.«
Sein unverwechselbarer Schritt, leichter und tänzelnder als Brandons, ertönte auf dem Laufsteg.
»Ich glaube, er ist töricht geworden«, sagte Kate leise.
»Ich glaube, er ist gefährlich geworden«, antwortete ich. »Ehrgeizig, verbittert, von Neid zerfressen – gefährlich.«
»Nein, Euer Gnaden!« Sie hob die Stimme. »Er hat – er hat solche Bedeutung nicht verdient. Er hat zu wenig Substanz, als dass er je zu einer Gefahr werden könnte.«
»Vielleicht«, sagte ich. »Aber ich werde ihn im Auge behalten. Er gefällt mir nicht. Ich bereue, dass ich ihn eingeladen habe.«
»Ich nicht. Es war gütig, und Ihr seid immer gütig.« Kühn schlang sie mir den Arm um den Leib. Das hatte sie noch nie getan. »So gütig, dass ich Euch, glaube ich, noch nie gezeigt habe, wie mein Herz sich in Eurer großen Liebe erwärmt.« Sie schmiegte sich an mich, und ihr Gesicht ruhte an meiner Brust. Ich senkte den Kopf, um sie zu küssen, und sie entzog sich nicht, im Gegenteil, sie erwiderte den Kuss mit Inbrunst.
Es gab eine königliche Kajüte unter Deck, wo ich auf meiner Reise nach Calais Quartier bezogen hatte. Sie war groß, gut eingerichtet und völlig abgeschieden. Man hielt sie ständig für mich bereit; es war ein gesegneter Zufluchtsort. »Kate …«, murmelte ich und tastete mich zu der Treppe, die nach unten führte, während sie sich an mich klammerte. »Kate, mein Weib …«
In dieser holzgetäfelten Kammer, tief unter Deck, mit massiver Tür und ohne Fenster – abgesehen von einem runden Bullauge –, wurde Kate endlich meine Frau. Ich war sanft mit ihr, und sie mit mir, und es war ein Preis, den ich nie zu gewinnen gehofft hatte und den ich mit Ehrfurcht und Dankbarkeit und Staunen entgegennahm. Mehr kann ich nicht sagen, denn sonst würde ich es entweihen. Ich werde ihren Leib nicht beleidigen, indem ich ihn beschreibe, und auch nicht das, was wir taten, indem ich davon erzähle.
CXXVI
E s wurde Morgen,
Weitere Kostenlose Bücher