Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode
Luder-Karriere hin. Sie inszenierte ihre Kurzzeit-Ehe und Trennung von Dieter Bohlen mithilfe der Bild -Zeitung als Seifenoper und baute darauf ein schönes Geschäft auf.Pooth ist nicht ganz so dumm, wie sie jahrelang tat – einmal räumte sie auch ein: »Ja, ich halte mich für intelligent!« –, hat sich aber auch schon verrechnet: mit der gar nicht strategischen Verbindung zu ihrem Gatten, dem glücklosen Unternehmer Franjo Pooth. Vielleicht ist es ja Liebe. Oder er ist als Luder noch cleverer als sie.
Das Luder hat heute nicht nur einen festen Platz im Promi-Kosmos, es tritt mittlerweile auch inflationär auf. So kam die Bild bei dem von ihr selbst einberufenen »größten Luder-Gipfel aller Zeiten« auf nicht weniger als zehn verschiedene Typen: Neben dem »Teppich-Luder« (→ Die Eintagsfliege) waren das »Botox«-, »Promi«-, »Playboy«-, »Busen«-, »Model«-, »Rotlicht«-, »Foffi«-, »Botschafts«- und »Sommer-Luder« vertreten. Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier mit einem Titel Schindluder getrieben wird.
Das Paradies für Luder ist Italien, wo sie als sogenannte Veline halbnackt Fernsehsendungen aller Art schmücken oder als »Papa Girls« bei Bunga-Bunga-Partys in engsten Kontakt zum damaligen Premier Silvio Berlusconi und seinen Gästen treten durften. Das ehemalige Showgirl Mara Carfagna schaffte es sogar ins Kabinett. Sie hatte den Ministerpräsidenten 2007 bei einer Fernsehshow schwer beeindruckt: Wäre er, Berlusconi, nicht schon verheiratet, würde er sie sofort ehelichen, sagte er öffentlich – was seine damalige Frau gar nicht lustig fand. 2008 avancierte die schöne Mara zur italienischen Ministerin für Gleichberechtigung.
Weil Schönheit vergänglich ist, muss das Luder seine Blütezeit gut nutzen. Am besten von allen ist dies Paris Hilton gelungen, die erst zum It-Girl avancierte und dann zur lukrativsten Ich-AG der Welt, wie das Wirtschaftsmagazin brand eins berichtete. Die Blonde, die – wenn es nützlich ist – gern mitKleinmädchenstimme piepst, spielt ebenfalls das sexy Dummchen, hat es aber faustdick hinter den Ohren: »Ich ermutige die Leute gern in ihrem Glauben, dass ich doof bin – und lache dann, unterwegs zur Bank, über sie.« Den entscheidenden Kick bekam ihre Karriere, nachdem sie mit 19 in einem von ihrem damaligen Liebhaber Rick Salomon gedrehten Amateur-Porno mit dem schönen Titel »1 Night in Paris« mitgespielt hatte, der dann, angeblich gegen ihren Willen, veröffentlicht wurde. Der kalkulierte Aufreger tat seine Wirkung: Ihre bis dahin nur mäßig erfolgreiche TV-Reality-Show The Simple Life lief auf einmal prima.
Die Urenkelin des Hotelgründers Conrad Hilton hat um das Luder-Prinzip eine enorme Verwertungskette gelegt, gibt ihren Namen für unzählige Produkte her und macht in Immobilien. Jeder ihrer Auftritte – gelegentlich auch mal ohne Unterwäsche – ist genau kalkuliert und dient der Marke Paris Hilton. Ihr Privatvermögen wird auf eine Viertelmilliarde Dollar geschätzt.
Für alle Mädchen, die es ihr gleichtun wollen, hat sie einen guten Tipp: »Sei nie langweilig – und zieh dich scharf an.«
Muttis Liebling
Sieht nett aus, kann interessiert tun und wegmoderieren, was im Fernsehen so anfällt. Muttis Liebling ist der unauffälligste und fleißigste unter den Prominenten, ein echtes Arbeitstier. Seine Kernkompetenz hat er von früher Jugend an trainiert: Er war der Einzige, der den über Krankheiten jammernden Tanten und vom Krieg schwärmenden Opas nicht nur geduldig sein Ohr lieh, sondern sie sogar miteinander ins Gespräch brachte. DieseFähigkeit – die vor nicht allzu langer Zeit höchstens für eine Anstellung als Gesprächstherapeut gereicht hätte – führte ihn in den Olymp der TV-Unterhaltung, wo er als Gastgeber von Galas, Ratesendungen und alle Arten Talkshows – von staatstragend bis Boulevard – nicht mehr wegzudenken ist. Weil diese Art Programm sich epidemisch ausbreitet, gibt es für Reinhold Beckmann, Oliver Geissen, Günther Jauch, Johannes Baptist Kerner, Markus Lanz, Kai Pflaume, Jörg Pilawa und Konsorten mehr als genug zu tun. Einige bringen es locker auf mehr als 200 Sendungen pro Jahr.
Bemerkenswert: Einerseits handelt es sich um mittelalte »Männer ohne Eigenschaften« ( Spiegel ), die einander jederzeit ersetzen können. Andererseits sind sie ihren Arbeitgebern so lieb und teuer, dass sie gehandelt werden wie echte Picassos oder Fußballkünstler. Etliche Sender haben sich in eine ungesunde
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