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Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode

Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode

Titel: Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Bergmann
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Pferdebetäubungsmittel, Wodka, Whiskey« ( Sun ). Den Paparazzi, die in Rudeln ständig vor ihrem Haus herumlungerten, brachte sie eines Nachts sogar Tee und Kekse und fragte noch, ob den Herren mit oder ohne Zucker lieber wäre.
    Sie wusste, wie das Geschäft der »Winehouse-Kollaps-Industrie« ( Sunday Times ) lief, von dem sie durchaus profitierte, wie der britische PR-Mann Max Clifford analysierte: »Amy Winehouse mit Drogen ist ein größerer Star als Amy Winehouse ohne Drogen. Es mag pervers sein, doch Tatsache ist: Für Rockstars wie Amy ist schlechte Publicity immer auch gute Publicity. Wäre sie süß und unschuldig, würden sich weit weniger Menschen für sie interessieren. So sieht die Realität aus – leider.«
    Sie selbst, die 2006 mit »Rehab« (»They tried to make me go to rehab I said ›no, no, no‹« * ), einen Hit landete, ging ihren Weg konsequent zu Ende – was sie von Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und Kurt Cobain unterschied, die im gleichen Alter wie sie in den sogenannten Club 27 eingetreten waren.

    * »Sie versuchten mich zum Entzug zu schicken, aber ich sagte ›nein, nein, nein‹«
    Schnell leben, früh sterben, das ist eine gute Methode für Popstars unsterblich zu werden. Die Zerrüttung als unendlicher Fortsetzungsroman wird dagegen irgendwann langweilig. Das gilt nun, nach Amy Winehouse Tod, vor allem für den einstigen Kinderstar Lindsay Lohan, der seit einigen Jahren nur noch mit alkohol- und drogenbedingten Ausfällen auffällt – und zu allem Überfluss dazu neigt, sich selbst zu bemitleiden. Als die Blondierte wegen einer Trunkenheitsfahrt und dem Verstoß gegen Bewährungsauflagen im Juli 2010 vor dem Obersten Bezirksgericht in Beverly Hills zu 90 Tagen Haft verurteilt wurde, fuhr sie via Twitter schweres Geschütz auf: »Artikel 5 der Allgemeinen Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen sieht eindeutig vor, dass niemand Folter oder grausamer, unmenschlicher, erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden darf.«
    Die Blödheiten mancher Prominenten können auch grausam sein.



Teil 3 Hinter den Kulissen: alles Lüge
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Warum Prominenz den Prominenten schadet
    Wo sie sind, scheint die Sonne. Sie verdienen Unsummen, allein durch ihr Sosein. Sie zählen zur Elite, dürfen in Talkshows neben Bischöfen, Ministern und Nobelpreisträgern sitzen. Sie müssen nie einen Tisch im Restaurant reservieren, nirgendwo Eintritt zahlen und werden selten übersehen. Mode-, Schmuck- und Autofirmen drängen ihnen zu Werbezwecken die schönsten Modelle gratis auf. Anders als unsereins werden sie nicht nur von ihren Kindern (solange die klein sind) und Haustieren geliebt, sondern von echten Fans, die sich für alles, was sie tun, brennend interessieren. Sie sind nicht nur omnipräsent, sondern man traut ihnen – dank der Meta-Qualifikation Prominenz – auch allerhand zu, sodass sie ohne Ausbildung und Talent Tätigkeiten wie Moderator, Buchautor oder Designerin ausüben können.
    Was soll daran schlecht sein?
Das Verwöhnte-Gören-Syndrom
    Wer Gelegenheit hat, Kinder von übermotivierten Mittelstandseltern – in Hamburg-Eppendorf, München-Schwabing und Berlin-Prenzlauer Berg mittlerweile die Mehrheit – zu beobachten, bekommt einen guten Eindruck von den schädlichen Folgen der Prominenz. Diese Gören werden, sobald sie auf der Welt sind, daran gewöhnt, immer und überall im Mittelpunkt zu stehen. Jede ihrer Lebensäußerungen quittieren Eltern, Großeltern, Verwandte und Bekannte mit größtem Interesse. Vom ersten Geburtstag an überhäuft man sie mit Geschenken. Und wenn die lieben Kleinen etwas Ungewöhnliches tun – zum Beispiel unentwegt zappeln oder mucksmäuschenstill sind, maulfaul oder redselig, viel oder wenig schlafen –, gelten sie als hochbegabt und genießen noch mehr Aufmerksamkeit. Die kleinen Stars wachsen schnell in ihre Rolle hinein. Das meiste, was sie tun, tun sie für die Galerie. Vor Publikum, also wenn Erwachsene da sind, drehen sie richtig auf. Dann plappern sie munter, rühren die Blechtrommel oder werfen mit Essen. Alles nur, damit man sie beachtet – und wehe, wenn nicht!
    Aus diesen Kindern würden unerträgliche Egomanen, wären sie allein dem negativen Einfluss ihrer fanatischen Anhänger ausgesetzt. Doch glücklicherweise kommen sie irgendwann in den Kindergarten, wo Gleichaltrige sie in die Schranken weisen. Später, in der Schule, warten die ersten Misserfolgserlebnisse auf sie. Und schließlich sorgt die dunkle Phase

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