Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)
recht.«
»Sind Sie bereit?«
Sie stellte das Glas ab und strich sich mit beiden Händen das Haar aus dem Gesicht. »Ja.«
»Gut. Dann rufen Sie erst einmal die Polizei an.«
Daniel überprüfte die Verriegelungen im Erdgeschoss, während Liv Rachel auf dem Handy anrief. Wo auch immer sie gerade war, dort war es laut, und es waren lachende Stimmen zu hören. Es klang ganz nach einem Pub. Arbeitete sie oder war sie auf einen Drink am Freitagabend aus? Rachel bat sie, am Apparat zu bleiben, und suchte sich ein ruhigeres Eckchen, dann bat sie Livia, ihr die Nachricht vorzulesen.
»Ich kümmere mich um eine Streife, die heute Nacht ein paar Mal Ihre Straße abfährt.«
»Ich wohne in einem Reihenhäuschen. Man kann es von der Straße aus sehen.«
»Ich sorge dafür, dass das notiert wird. Vielleicht fährt der Streifenwagen auch mal Ihre Einfahrt hinauf, erschrecken Sie also nicht, wenn Sie plötzlich Scheinwerferlicht sehen.«
»Wie oft werden sie ungefähr vorbeikommen?«
»So circa ein halbes Dutzend Mal.«
Liv sah auf ihre Uhr. Es war halb sieben. Es würde zwölf Stunden dunkel bleiben. »Sie meinen, alle zwei Stunden?«
»Ungefähr.«
»Und was ist in der Zwischenzeit?«
Pause. Liv hoffte, dass sie es sich noch einmal überlegte und nicht an ihrem Bier nippte und sich fragte, wie sie das lästige Feierabendopfer so schnell wie möglich wieder loswurde. »Polizeipräsenz wirkt in solchen Fällen normalerweise abschreckend. Stalker wollen nicht erwischt werden.«
In solchen Fällen. Wie viele Leute gab es denn, deren Häuser von irgendwelchen Schweinen beobachtet wurden?
»Wie steht es um Ihre Sicherheit?«, fragte Rachel.
»Ich habe an allen Türen und Fenstern neue Schlösser. Daniel Beck hat sie vor ein paar Tagen installiert.«
Es folgte eine weitere, etwas längere Pause, die von irgendwelchen dumpfen Geräuschen unterbrochen wurde, wo auch immer sie sich befand. »In Ordnung. Benutzen Sie sie auch.«
Liv legte auf, knipste die Außenbeleuchtung an und trank einen Schluck Wein. »Daniel, bitte sagen Sie es mir noch einmal, ich bin hier sicher, oder?«
Er sah sie einen Augenblick an, was Liv dazu veranlasste, sich zu fragen, ob er nach einer Antwort suchte, die sie nicht in Panik versetzte. »Am einfachsten kommt man hier mit einem Vorschlaghammer rein, indem man die Scheibe zertrümmert. Aber das macht einen Höllenlärm, und Sie haben Nachbarn.«
»Und Stalker wollen nicht erwischt werden. Okay.«
Während sie an ihrem Wein nippte, warf er einen verstohlenen Blick auf sein linkes Handgelenk. Er sah auf die Uhr. Natürlich. Er hatte sich wohl kaum den Freitagabend freigehalten, weil Liv vielleicht einen Bodyguard brauchen könnte.
»Gut, dann ist ja alles in Ordnung. Eine Freundin kommt zu mir. Sie ist sicher bald hier. Sie heißt übrigens Sheridan Marr und arbeitet bei View TV. Sie wollte die Tage mal Kontakt mit Ihnen aufnehmen.«
Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine Falte. »Ihre Freundin?«
»Ja. Sie wollte mit Ihnen reden und meinte, sie hätte Ihnen ziemlich viele Nachrichten hinterlassen.«
»Ja.«
»Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Nein.«
Liv verstummte. Er schien angespannt, und das überraschte sie.
Er zuckte mit den Achseln. »Als ich noch bei der Feuerwehr war, musste ich oft mit den Medien reden. Das ist jetzt vorbei, ich bin auch nicht an blödsinnigen Schlagzeilen interessiert.«
»Sie mögen es nicht, wenn man Sie einen Helden nennt?«
»Die haben doch keine Ahnung, was ein Held ist.«
Wow. Der sonst so ruhige und gelassene Daniel Beck ließ sich von einem Interview aus der Fassung bringen. Aber nicht aus Schüchternheit, das war ihr schon klar, außerdem lag Bitterkeit in seinen Worten. Die war ihr allzu vertraut, und sie wusste, dass eine schlagfertige Antwort keine Hilfe war. Also schwieg sie lieber, während er den Spalt in einem Vorhang glattstrich und sich mit einer Hand durch die dunklen Haarstoppeln fuhr. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, war die Spannung aus seinem Blick verschwunden, seine Stimme klang wieder gefasst. »Ich kann warten, bis sie hier ist, wenn Sie möchten.«
Der kurze Blick hinter seine kontrollierte Fassade ließ sie vermuten, dass es interessant sein könnte, ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen. »Danke, aber Sie haben sicher noch ein Privatleben, dem Sie etwas Aufmerksamkeit widmen sollten.«
Er nickte. Es wirkte dankbar.
»Sie haben wohl eine Verabredung, was?« Sie grinste und ignorierte ihre leichte
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