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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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noch auf dem Tresen. Sie nahm sie in die Hand, pfefferte sie auf den Boden und machte nicht den geringsten Versuch, dem prickelnden Wasser zu entgehen, als die Flasche vor ihren Füßen auf dem Boden zerschellte. Dann fing sie an, mit allem um sich zu werfen, was in ihrer Nähe war. Eine Kaffeetasse. Sie ging kaputt. Genau wie die Frühstücksschüssel. Der Löffel schlitterte und sprang über den Boden.
    Das war noch nicht genug, also heulte, wütete und stampfte sie weiter. Warf Kissen, die Zeitung, einen Joggingschuh – sie schlug um sich. Verlor sich in der Welt, in der sie nicht klarkam. Dann stoppte sie sich selbst, bevor eine Hantel durch die Schiebetüre flog. Selbst in ihrer Raserei war ihr klar, dass ein Loch in der Rückwand des Hauses wenig hilfreich war.
    Doch vielleicht durchbrach das den Kreislauf. Vielleicht hatte sie gerade den Höhepunkt der Krise erreicht. Sie hielt inne, kämpfte nicht mehr darum, auf den Füßen zu bleiben. Sank einfach zu Boden und weinte alle Tränen, die sich ein ganzes Jahr lang aufgestaut hatten.
    Es war dunkel, und Liv war betrunken, als es an der Tür klopfte. Sie war froh, dass sie vor sechs Monaten nicht den ganzen Inhalt von Thomas’ Weinkeller in den Abfluss gekippt hatte. In der Garage standen noch drei Kisten Chardonnay. Minus einer Flasche, die sie gerade in sich hineinschüttete. Sie hatte trotzdem nicht aufgehört, wie ein Baby zu weinen oder in Selbstmitleid zu zerfließen, sie war einfach nur zu betrunken, um weiter alles zurückzuhalten. Ihr war schwindelig, als sie den Kopf zur Tür drehte. Klopfte ein Stalker?
    »Ich bin’s, Daniel. Liv, sind Sie da?«
    Sie verzog das Gesicht. Sie sah furchtbar aus – ja, schön, so hatte er sie vorher auch schon gesehen – und lief auf wackeligen Beinen zur Tür. Die Kette ließ sie im Schloss und spähte durch den Spalt.
    »Hey«, sagte er.
    »Wenn es schlechte Nachrichten sind, will ich sie nicht hören.«
    »Okay«, sagte er, als streiche er das von seiner Liste. »Ich wollte nur fragen, ob Sie möchten, dass ich alles noch einmal überprüfe?«
    Sie musterte ihn kurz von oben bis unten. Jeans, T-Shirt, zerbeulte Lederjacke, kurze Haare – er sah echt toll aus. Wenn er keine weitere Bombe auf sie losließ, konnte er gerne alles kontrollieren. Liebend gerne. »Ich war fast den ganzen Tag zu Hause.«
    »Soll ich trotzdem kontrollieren?«
    Ihr fröstelte plötzlich trotz des Alkohols.
    War draußen jemand herumgeschlichen, während sie sich besinnungslos betrunken hatte? »Ja, danke.«
    »Könnten Sie noch ein paar Lichter anmachen?«
    Sie dachte, er würde einen Witz über die vielen Lampen machen, die bereits brannten, doch dann wurde ihr klar, dass er es ernst meinte. Er war der Mann mit einem Plan für einen Notfall. »Nein, das sind alle.«
    Er ging die beiden Stufen zur Einfahrt hinunter, machte eine Taschenlampe an, die sie zuerst gar nicht in seiner Hand bemerkt hatte. Hätte er das Anwesen geprüft, auch wenn sie nicht da gewesen wäre? Sie schloss die Tür, lauschte auf seine Bewegungen und hörte die Tür neben der Garage auf der anderen Seite. Keine Schritte, kein Schlurfen auf den Steinplatten war zu hören. Nicht gerade beruhigend. Zehn Sekunden später klopfte er wieder an die Tür.
    »Scheint alles in Ordnung«, sagte er, als sie ihn hereinließ.
    »Großartig, danke.« Sie hatte Mühe, gerade zu laufen, also ging sie zum Sofa und setzte sich auf die nächste Armlehne.
    Er blieb entspannt, aber doch aufmerksam vor ihr stehen. »Haben Sie heute irgendwelche Nachrichten erhalten?«
    »Nein.«
    Er sah sie einen Augenblick an, dann glitt sein Blick zum Couchtisch und wieder zurück. »Feiern Sie?«
    »So in der Art.«
    »Allein?«
    »Ich habe keine Freunde, mit denen ich trinken könnte.«
    »Ich bin ein Freund.«
    Heiße Tränen schossen in ihre Augen, sie senkte den Blick.
    »Möchten Sie ein wenig Gesellschaft?«, fragte er.
    »Danke, aber mit Freunden gehe ich zurzeit nicht besonders gut um.«
    »Was trinken Sie?«
    »Unglaublich teuren Chardonnay.«
    »Und wie viel haben Sie noch davon?«
    »Drei Kartons.«
    Sein Blick glitt wieder zum Couchtisch, dann blickte er über seine Schulter zur Küche. Sie war froh, dass sie die Glasscherben entsorgt und alles aufgewischt hatte. »Mögen Sie indisches Essen?«, fragte er. »Der Inder hier liefert auch nach Hause.«
    Sie hörte Kelly in ihrem Kopf sagen – du kommst nicht klar –, und wieder flammte Wut in ihr auf. »Daniel, was wollen Sie? Glauben Sie, dass

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