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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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ich nicht klarkomme? Glauben Sie, dass ich jemanden brauche, der vorbeikommt und kontrolliert, ob ich gegessen habe? Hat Kelly Ihnen das aufgetragen? Oder sind Sie aus einem anderen Grund hier? Glauben Sie, dass die verängstigte, betrunkene Frau sich ein wenig erkenntlich zeigen wird? Alle haben mich in letzter Zeit verarscht, vielleicht wollen Sie sich ja denen anschließen.«
    Sie fauchte ihn an, der ganze aufgestaute Ärger und die Wut brachen wie eine Welle aus ihr heraus. Falls ihn das überraschte, ließ er es sich nicht anmerken. Er blieb einfach stehen, sah sie an und wartete gut fünf Sekunden, bevor er ihr antwortete.
    »Ich finde es einfach besser, wenn man nicht alleine trinkt, wenn man sich schon mal richtig besaufen möchte. Und ich persönlich finde einen Kater erträglicher, wenn man etwas gegessen hat, aber das entscheiden Sie. Ich will auch nicht leugnen, dass ich daran gedacht habe, mit Ihnen zu schlafen – nicht nur einmal. Doch wenn, dann nicht, weil Sie betrunken waren oder Angst hatten.«
    Seine Worte hingen zwischen ihnen. Sie war völlig aufgelöst und gemein, seine Haltung schien aber zu sagen: »Lass es raus.« Sein Ton sagte: »Ich kenn das alles.« Sie dachte an die Frau unter den Trümmern und fragte sich, ob er so viele Menschen in verzweifelter Lage gesehen hatte, dass er ihr Verhalten verstehen konnte.
    Vielleicht hatte er so viele Menschen in Notlagen gesehen, dass er mitlitt.
    Er hatte daran gedacht, mit ihr zu schlafen?
    Sie hätte ihn am liebsten zum Teufel gejagt, aber man konnte wohl schwer sauer auf einen Mann sein, der an so was dachte. Nicht nur einmal.
    »Wir schlafen nicht miteinander. Es wäre eine Katastrophe.«
    »Katastrophen sind mein Spezialgebiet.« Er zog ein Handy aus der Tasche. »Also … auf meiner Kurzwahltaste habe ich den Pizzaservice und den Inder. Was möchten Sie?«
    Sie aßen Butterhuhn und Lamm Korma, viel Naan-Brot und Reis, das alles an die Tür geliefert worden war. Sie zeigte ihm die Kartons mit Chardonnay in der Garage. Sie tranken noch eine Flasche, aßen auf dem Boden, und ihre Knie berührten sich unter dem Couchtisch. Er fragte sie nach ihrem Vater, sie erzählte ihm im Alkoholrausch lang und breit Geschichten aus der Sporthalle und vom Boxring. Sie fragte ihn, wie es war, jemanden sterben zu sehen. Er schenkte mehr Wein ein und sagte dann, es schmerze die Lebenden mehr als den Sterbenden. Und dass er sich an die meisten Geretteten nicht mehr erinnern könne, aber dafür jeden Toten im Gedächtnis habe. Und dass er begriffen habe, nur eine bestimmte Anzahl von Rettungen verkraften zu können, und es vier zu viel gewesen seien.
    »Ich hatte vier hintereinander und habe aufgehört, bevor es fünf wurden.« Dann stand er auf, stellte den Kessel auf, blickte in den Garten und wartete, bis das Wasser kochte.
    Er machte Tee, ging zu ihr in den halbherzig aufgeräumten Raum und drehte noch eine kurze Runde durch das Haus. Als Nächstes nahm sie wahr, dass sie fest in eine Decke gekuschelt auf dem Sofa lag, als wäre es ihr zweites Schlafzimmer, und dass ihr Telefon klingelte. Sie kämpfte einen Arm frei, griff auf dem Couchtisch danach, bemerkte den schlechten Geschmack im Mund und dass es noch immer dunkel, Daniel verschwunden und sie noch angezogen war. Wenigstens hatte sie sich nicht völlig zum Affen gemacht. Sie sah auf das Display und fuhr senkrecht hoch.
    »Rachel, was ist los?«
    »Wir haben den Kerl.«

28
    Liv blinzelte durch das Fenster in die Sonne, ihre Augen schmerzten. Doch diesmal waren es nicht die Verletzungen, sondern der Kater. Aber sie fühlte sich besser, als sie sollte. Sicherheit war das beste Schmerzmittel.
    »Er ist nicht unbedingt der Schlaueste«, sagte Rachel ins Telefon. Sie klang anders an diesem Morgen, weniger wie eine Polizistin, eher sachlich und witzig.
    Letzte Nacht war ein kurzer Anruf bei der Polizei eingegangen. Eine Frau hatte jemanden in einem Parkhaus in der Nähe von Jamestown herumlungern sehen. Beamte in Uniform hatten einen Mann mit schwarzweißer Wollmütze erwischt. Er passte genau auf die Beschreibung, die Liv gegeben hatte, darum hatte Rachel sie auch sofort verständigt.
    Liv rief sie zurück, als sie aus der Einfahrt fuhr.
    »Ich möchte mich außerdem dafür entschuldigen, dass ich Ihrer Theorie vom blauen Auge nicht geglaubt habe«, sagte Rachel. »Er hat ein Veilchen, das langsam verblasst, und eine große Prellung am Oberschenkel von Ihrem Autoschlüssel. Sie haben ihm einen ziemlich fiesen

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