Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)
gelebte Kultur, führt sie schleichend zu Kumpanei, Selbstgefälligkeit, Erstarrung und stetig sinkenden Leistungen. Stehen die internen sozialen Beziehungen über allem, wird das Unternehmen auf Dauer nach außen hin verletzlich und damit instabil. Es kann am Markt nicht mehr mithalten, weil seine Leistungskomponente nicht mehr stark genug ist. Dem polar entgegengesetzt ist eine Unternehmenskultur, die Leistung um jeden Preis wertschätzt. Wer nicht mithält und sich ständig weiterentwickelt, fliegt raus oder wird zurückgestuft. Ein solches Unternehmen ist am Markt so lange stabil, wie die Mitarbeiter dieses Prinzip aus Überzeugung mittragen oder gar wünschen und für die Ausgemusterten entsprechender Ersatz rekrutiert werden kann. Das unternehmensspezifische Fachwissen verbleibt im Hause oder kann zumindest ständig von außen ergänzt werden. Spielen die Menschen nicht mehr mit, weil ihnen zu viel abverlangt wird, kann es geschehen, dass die fachliche Kompetenz das Boot schlagartig verlässt und so zum Kentern bringt. Zwischen diesen beiden extremen Polen – Loyalität und Leistung – sind Abertausende Varianten denkbar.
Ihre beiden Gehirnhälften spielen beim Aufbau Ihrer beruflichen Annahmen gegensätzliche Rollen. Sie erzeugen Ihre erlebte Realität in unterschiedlicher Art und Weise.
Ihre linke Gehirnhälfte ist der Spezialist für logisches, analytisches, sequentielles und rationales Denken. Sie teilt die Welt in Gegensatzpaare ein: schwarz/weiß, sicher/gefährlich, dumm/intelligent, bekannt/unbekannt, richtig/falsch. Ihre rechte Hirnhälfte ist Meister der ganzheitlichen, unmittelbaren, intuitiven, visuellen, kreativen, integrierten, emotionalen und expressiven Wahrnehmung und Bewertung. Hier finden Sie den Ansatz zur Einheit allen beruflichen Seins, denn mit der rechten Gehirnhälfte betrachten Sie Ihre Arbeitswelt als Ganzes und denken in Bildern, Symbolen und Geschichten.
Um zu ausgewogenen Überzeugungen über Ihre Arbeit zu gelangen, ist es wichtig, beide Gehirnhälften gleichermaßen daran zu beteiligen. Die Aufgabe der linken Gehirnhälfte besteht darin, ein System bzw. Modell Ihrer Überzeugungen, etwa über das Verhältnis zwischen beruflicher Loyalität und Leistung, zu bauen und alle neuen Erfahrungen in dieses System einzuordnen. Jede neue Information und Erfahrung, die nicht in dieses Modell passt, wird von der linken Gehirnhälfte verleugnet, unterdrückt und aussortiert, um den Status quo nicht anzutasten. Machen Sie sich einmal den Spaß und kleiden Sie sich gänzlich anders, als Sie das gewöhnlich für Ihre Arbeit zu tun pflegen. Wenn Sie normalerweise förmlich gekleidet arbeiten, tragen Sie etwas deutlich Legereres. Wenn Sie eher freizeitmäßig angezogen zur Arbeit gehen, kleiden Sie sich formeller und schicker. Stellen Sie sich vor einen großen Spiegel, beobachten und erfühlen Sie, wie Ihr Körper, Ihr Gehirn und Ihre Emotionen darauf reagieren. Wenn Sie mutig sein wollen, begeben Sie sich so gekleidet zur Arbeit. Registrieren Sie aufmerksam, wie die anderen auf Sie reagieren, und ziehen Sie Ihre Schlüsse daraus.
Ihre rechte Gehirnhälfte übernimmt die Aufgabe, den beruflichen Status quo infrage zu stellen und nach Ungereimtheiten in Ihrem Überzeugungssystem zu suchen. Wenn eine Information oder Erfahrung, die nicht in das bestehende System passt, einen gewissen Schwellenwert der Intensität überschreitet, überarbeitet die rechte Gehirnhälfte das bestehende Überzeugungssystem und beginnt wieder bei null. Wenn Sie beispielsweise lesen, wie ein anderer Mensch sich beruflich freigeschwommen hat, beeinflusst das Ihr eigenes Überzeugungssystem nur leicht. Berührt die Geschichte Sie emotional, erhöht sich die Chance, dass Sie sich bewegen werden und selbst in Gang kommen. Treffen Sie einen solchen Menschen persönlich und sind von seiner charismatischen Ausstrahlung fasziniert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr berufliches Überzeugungssystem ins Wanken gerät und sich neu erfindet, noch viel größer. Je intensiver die positive Emotion, mit der Ihre Erfahrung verbunden ist, desto eher schwenkt Ihr Gehirn um. Für mich traf das auf die Begegnungen mit meinem Rechtskundelehrer in der Schule sowie auf den intensiven Dialog mit Professor Han und meiner geistigen Ziehmutter Christa zu.
Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass Sie von dem überzeugt sind, wovon Sie überzeugt sein wollen.
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