Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)
Ereignis intensiv vorstellen. All das ist für unser Gehirn gleich real. Verabschieden Sie sich also von der Vorstellung, dass Ihr Denken irgendeine objektive Sicht der Welt widerspiegelt.
Über Ihre fünf Sinne und das daran gekoppelte Rückenmark erreichen pro Sekunde 11 Millionen Eindrücke über den Körper, die Umgebung und die Zeit Ihr Gehirn. Sechzig davon nehmen Sie bewusst wahr. Sie suchen die Informationen aus, die Ihnen im Abgleich mit den bereits in Ihrem Gehirn vorhandenen Daten am nützlichsten erscheinen. Jeder von uns sucht sich andere Daten aus, denn jedes Gehirn ist einzigartig vorprogrammiert. Den Millionen anderer Eindrücke nimmt sich Ihr Unterbewusstsein an.
Ihre Emotionen steuern, welche sechzig Eindrücke Sie selektieren. Ängstliche, ortsfeste, sicherheitsorientierte und kontrollierende Naturen selektieren daher ganz anders als mutige, wissensdurstige, reiselustige und flexible Menschen.
Ihr Gehirn ist so verkabelt, dass Sie nur das wahrnehmen, was Sie für möglich halten.
Indem Sie es nicht für möglich halten, beruflich täglich Spaß haben zu können und damit auch noch gutes Geld zu verdienen, tricksen Sie sich selbst aus. Was Ihr Gehirn für die realistische Sicht hält, ist eine Mischung aus dem ständigen inneren Dialog in Ihrem Gehirn und dem Teil der Realität, den Sie bereit sind wahrzunehmen. Ihre berufliche Realität findet ausschließlich in Ihrem Gehirn statt, nicht da draußen.
Jeder Mensch stellt sich in seinem Gehirn sein eigenes berufliches »Holodeck« zusammen. Das Holodeck war in der Fernsehserie Star Trek das Fantasie- und Spielzimmer, das die Bordmitglieder per Computerbefehl nach ihren eigenen Wünschen gestalten konnten – eine virtuelle Welt, in der sie sich entspannen und amüsieren konnten. Das Holodeck der meisten Berufstätigen ist eher so gestaltet, dass sie dort ständig frustriert, leidend, enttäuscht, ärgerlich und wütend sind.
Ihr Gehirn arrangiert die Vorstellung, die Sie sich von Ihrer Arbeit machen, ständig neu. Mit jeder neuen Erfahrung, die Sie machen, werden Ihre inneren Überzeugungen überarbeitet.
Das ist ein komplexer Prozess, an dem, rein physisch betrachtet, einhundert Billionen Neuronen Ihres Gehirns beteiligt sind. Ihre Überzeugungen bilden sich aus
der ständigen Interaktion Ihrer Wahrnehmungen und Auffassungen;
Ihren Erkenntnissen, das heißt, wie Sie Informationen verarbeiten;
dem emotionalen Wert, den Sie jeder Information beimessen, und
dem sozialen Konsens Ihrer Umgebung.
Diese vier Bausteine entscheiden darüber, wie das Weltbild Ihrer Arbeit aussieht. Das ist einfach und komplex zugleich.
Sie sind von vielen Dingen überzeugt und hinterfragen demnach nicht mehr, was Ihre Eltern Ihnen über Arbeit gesagt haben, was in den Nachrichten darüber berichtet wird, wovon Ihr Partner und Ihre Freunde diesbezüglich überzeugt sind, was im Internet, in Büchern und in Zeitungen steht, die Sie zu Ihrem Beruf zu lesen pflegen … Sie sind aber auch von Dingen überzeugt, die überhaupt keine physische Substanz haben. Die meisten von uns sind überzeugt, dass es so etwas wie beruflichen Erfolg gibt und definieren ihn für sich.
Lennart ist eines von drei Kindern eines Handwerkerehepaares aus Mecklenburg-Vorpommern. Er gehörte schon in der Schule immer zu den Besten, Fähigsten und Fleißigsten. Ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes ermöglichte es ihm, zunächst in Berlin und später in Münster Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing zu studieren. Nach zwei Jahren im Frankfurter Büro eines großen internationalen Strategieberatungsunternehmens entschloss er sich, einen MBA in den USA draufzusatteln. Ein Jahr verbrachte Lennart an einer renommierten Business School in Chicago und bestand sein Examen mit Auszeichnung. Irgendwie flogen ihm die Dinge nur so zu. Oder hatte es damit zu tun, dass er einfach alles engagiert und mit Feuereifer anging? Seine Zeit in Chicago eröffnete ihm auch kulturell neue Horizonte. Lennart begann sich gemeinsam mit seinem aus England stammenden besten Studienfreund Sam für Kunst zu interessieren. Ihr stärkstes Bindeglied war jedoch die Motivation, in einem großen Unternehmen Karriere zu machen. Das hieß nach ihrer Definition, es so schnell wie möglich bis in den Vorstand eines großen Unternehmens zu schaffen. Mal sehen, wem von beiden dies zuerst gelingen würde.
Lennart ergatterte eine spannend klingende Anstellung im Vorstandsbüro eines börsennotierten Unternehmens.
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