Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)
anderen Maßstäben. Die Anforderungen an unsere Leistungen werden immer höher. Wir müssen fürs selbe Geld immer mehr leisten oder werden zurückgestuft, weil wir es nicht mehr schaffen. Wir verlieren als Unternehmer Kunden und Aufträge, mit denen wir felsenfest gerechnet hatten. Die Entwicklung eines neuen Produktes geht nicht wie erwartet voran. Wir hatten vor, erst hart zu arbeiten und uns finanziell unabhängig zu machen und uns dann Zeit für Familie, Freunde und das Leben nehmen. Doch nun stellen wir entsetzt fest, dass wir menschlich vereinsamt sind. Unser Inneres wehrt sich lauthals gegen den Beruf, den wir noch ausüben, weil wir uns anderen oder dem selbst gezimmerten Image gegenüber verpflichtet fühlen. Wir beklagen uns bei anderen. Wir machen uns selbst zum Opfer und wollen es nicht wahrhaben.
Genau zu diesem Zeitpunkt klopft der Teil unserer Persönlichkeit bei uns an, der erkannt, akzeptiert, entwickelt und integriert werden will. Carl Gustav Jung, der Vater der analytischen Psychologie, nennt das im allgemeinen Kontext der menschlichen Entwicklung »seinem Schatten begegnen«. Ich nenne es den ersten Schritt, um eins mit sich zu werden, und das eigene Wesen annehmen.
Ihre vier Bewusstseinsfunktionen – Denken, Fühlen, Wahrnehmen und intuitiv Wissen – helfen Ihnen, sich selbst, die anderen, die Berufswelt und das große Ganze zu verstehen.
Unsere fünf Sinne geben uns den Zugang zur materiellen Welt. Was wir mit ihnen erfassen, bezeichnen wir als Wahrnehmen . Denken, Fühlen und Intuition öffnen uns das Tor zur inneren und äußeren immateriellen Welt. Im Bewusstsein bilden Denken und Fühlen ein Gegensatzpaar, ebenso wie Wahrnehmen und Intuition.
In der logisch-analytischen Lebens- und Berufsphase entwickeln wir nach Carl Gustav Jung maximal drei dieser vier Funktionen in unserem Bewusstsein, das heißt, wir nutzen sie mehr oder minder. Die vierte Funktion bleibt unzugänglich in unserem Unterbewusstsein, steuert und beeinflusst uns aber von dort. Allerdings nehmen wir das nur äußerst selten wahr. Bei einem Menschen, der drei der vier Funktionen in seinem Bewusstsein entwickelt hat, ist das diejenige Bewusstseinsfunktion, die den Gegenpol zur am stärksten entwickelten Bewusstseinsfunktion bildet. Bei einem Menschen, der denkend durch die Welt schreitet, sind die Gefühle unterentwickelt. Bei einem Menschen, der sich vorwiegend auf seine fünf Sinne verlässt, ist die Intuition unterentwickelt. Es gibt auch Menschen, die nur eine oder zwei Funktionen in ihrem Bewusstsein entwickelt haben. Entsprechend größer ist die Spielmasse, die im Unterbewusstsein verborgen liegt. Sobald wir diese »schlummernden Funktion(en)« entwickeln, öffnet sich das Tor, das uns bis dato den Weg zum Spaß bei der Arbeit versperrt. Dann werden wir eins mit uns selbst und finden unser Wesen wieder.
Bis das geschieht, durchleben Sie die Geschichte des Hausbesitzers, der jede Nacht im Keller Geräusche hört, die ihn ängstigen. Um sich die Angst zu nehmen, steigt er auf den Dachboden, schaltet das Licht an und stellt erfreut fest, dass er sich etwas eingebildet hat. Auf dem Dachboden des Denkens erscheint nach wie vor alles in Ordnung. In den, wie er glaubt, muffigen, kalten und feuchten Keller der Gefühle und Paradoxe, aus dem die Geräusche unzweifelhaft kommen, traut er sich nicht. Tatsächlich ist es im Keller aber weder muffig noch feucht oder kalt. Im Gegenteil. Hier brennt das Herdfeuer unserer Seele, an dem wir uns wärmen und wo wir Energie auftanken können. Deshalb ist es nicht nur ungefährlich, sondern sehr ratsam, nach innen zu schauen.
Denkende Menschen wählen den logisch-analytischen Weg, um sich mit der Welt und den Menschen auseinanderzusetzen. Auch denkende Menschen haben Gefühle, nicht dass wir uns hier missverstehen. Sie brauchen jedoch mehr Zeit, um sie wahrzunehmen, und erschließen sich Gefühle über ihr Denken. Wenn Sie einen kopfgesteuerten Menschen spontan nach seinen Gefühlen fragen, wird er zögern, nachdenken und dann vielleicht antworten: »Ich denke, ich fühle mich …«
Menschen, deren ausgeprägte Stärke die Wahrnehmung ist, erschließen sich die Welt mit ihren fünf Sinnen. Sie sind Meister des Geschmacks, der Farbe, des Geruchs, der Töne und der sichtbaren Formen. Was ihnen fehlt, ist der intuitive Zugang zu den Möglichkeiten, die im Kern einer Sache oder Aufgabe beziehungsweise im Wesen eines Menschen verborgen liegen.
Gefühlsmenschen und Menschen, die auf
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