Ich kenne dein Geheimnis
Diabla gehörte. Von
Osteuropa aus wurde Donna Diabla in Russland, den Arabischen Emiraten, im Nahen Osten und insbesondere auch in Italien vermarktet.
Pelori war so etwas wie der Mittelsmann, er hatte Amanda auch Franco Spargi für den Posten des Geschäftsführers empfohlen,
der ihrer Boutique als ehemaliger Dressman das nötige Flair geben sollte. Amanda war voller Elan ans Werk gegangen. Sie war
überzeugt, dass ihr geschäftlicher Erfolg auf ihren Fleiß und auf die Verkettung glücklicher Umstände und nicht auf die Machenschaften
irgendwelcher Strippenzieher im Hintergrund zurückzuführen war. Und jetzt steckte sie in diesem Sumpf fest. Wie hatte sie
nur so enden können?
Gut, noch fünf Tropfen. Wie sie den bitteren Nachgeschmack hasste. Aber was war das schon gegen das prickelnde Gefühl auf
der Zunge und die kurz darauf einsetzende Leichtigkeit in Kopf und Körper? »Wo bin ich da nur hineingeraten?«, fragte sie
sich und leerte das Glas in einem Zug.
Seit Annas Tod quälte sie noch ein weiterer Gedanke: Was war mit Brando? War auch er ein Teil des perfiden Spiels aus Intrigen
und Gewalt? Wer wusste, wo er ohne Pelori gelandet wäre. Mit Sicherheit nicht bei ihr.
»Valium, schon wieder? Genüge ich dir nicht?« Spargi kam ins Wohnzimmer, das weiße Hemd hing lässig über der engen |298| schwarzen Jeans, unter der sich seine muskulösen Beine abzeichneten. Es war Montagmorgen und sie hatten noch etwas Zeit für
sich, denn an diesem Tag öffnete Titti die Boutique. Spargi ließ sich aufs Sofa fallen und zündete sich eine Zigarette an.
»Franco, bitte. Du weißt doch, wie sehr es mich stört, wenn du in der Wohnung rauchst, besonders wenn Brando da ist.«
Spargi stieß eine Rauchwolke aus und musterte sie herausfordernd, die Augen halb geschlossen: »Bei dem ganzen Smog da draußen!
Meinst du, ein Zigarettchen schadet ihm da noch?«
Amanda hatte heute nicht die Kraft, diese unendliche Diskussion fortzusetzen. Auch den anonymen Brief erwähnte sie nicht.
Er war im Mülleimer gelandet.
Spargi klopfte neben sich auf das Sofa. »Komm schon.«
Amanda schüttelte den Kopf, aber sie wusste, dass sie am Ende doch nachgeben würde. Dieser Mann war unwiderstehlich in seiner
herausfordernden Art, er wirkte wie ein Kater auf der Jagd nach einer fetten Maus.
Sie ging auf ihn zu, nahm ihm die Zigarette aus dem Mund und drückte sie im Aschenbecher aus. Franco wollte protestieren,
doch sie erstickte seine Worte mit einem leidenschaftlichen Kuss. Dann streifte sie die Bluse ab und zog den BH aus, während
er den Reißverschluss seiner Jeans öffnete. Darunter war er nackt. Amanda schlüpfte aus den Schuhen und schob den Rock hoch,
dann setzte sie sich rittlings auf ihn.
»Du willst es hier machen?« Er tat überrascht, gleichzeitig schob er ihr den Rock über die Hüften nach oben. »Du bist wirklich
ein böses Mädchen.« Dabei gab er ihr einen Klaps auf den Po und drang unvermittelt in sie ein. Amanda stöhnte auf und klammerte
sich an seine Schultern. Doch kurz bevor |299| sie den Höhepunkt erreichte, hörte sie plötzlich eine Stimme.
»O Gott! Es tut mir leid.« Brandos Kindermädchen war auf der Türschwelle aufgetaucht. Mit schamrotem Gesicht hatte sie Brando
am Arm genommen und aus dem Zimmer gezerrt. »Komm her, mein armer Schatz«, sie drückte ihn fest an ihre Brust und hielt ihm
die Ohren zu.
Ermanno Forte war begeistert. Der handgreifliche Streit vor Smeralda Manganos Wohnung hatte die Schauspielerin in den Mittelpunkt
des Medieninteresses gerückt. Das sensationelle Interview bei Telestella würde die Einschaltquoten der Sendung in schwindelerregende
Höhen treiben. Schon überlegte er, ob er es nicht auf YouTube hochladen sollte, der Erfolg wäre vorprogrammiert.
»Setz dich, meine Liebe.« Forte hatte die obligatorische Zigarre im Mund, doch in seinen Augen fehlte der Groll, mit dem er
üblicherweise seine Mitarbeiter verunsicherte. Chiara hatte ihn selten so entspannt lächeln sehen.
Auf seinem Kalender lag ein Scheck über dreitausend Euro.
Forte reichte ihn ihr. »Ein kleines Dankeschön, das hast du dir verdient.«
Chiara sah ihn erstaunt an. »Ich verstehe nicht.«
»Was ist daran so kompliziert? Ist es etwa nicht dein Verdienst, dass wir in einer Woche in aller Munde sein werden?« Er hielt
ihr einen Zeitungsausschnitt unter die Nase. »Verstehst du jetzt?«, fragte er mit einem Augenzwinkern. Schon die Schlagzeile
machte klar,
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