Ich kenne dein Geheimnis
Artikel nicht. Sie wusste, dass
ihre und Claudia Cardinales Vergangenheit nicht im mindesten vergleichbar waren. Das penetrante Klingeln ihres Handys ignorierte
sie. Kurze Zeit später war ein Piepen zu hören, sie hatte eine SMS bekommen. »Tornatore will einen Film mit dir machen. Er
sagt, du seist die neue Monica Bellucci. Ruf mich an, so schnell es geht. Edy.« Smeralda empfand keinerlei Hochgefühl. Sie
lächelte sarkastisch. Ihr Leben lag in Scherben, und das Letzte, was sie jetzt interessierte, waren Erfolg und Publicity.
Worüber hatte sie bloß mit Bonadeo gesprochen?
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|324| 11
Amanda Soleri saß in ihrem Büro und prüfte die Bücher. Wieder und wieder ging sie die Zahlenkolonnen durch. Doch das Ergebnis
blieb das gleiche. Die Einnahmen deckten die exorbitant hohen Ausgaben bei weitem nicht, die Zinsen für ihre Schulden hatten
schwindelerregende Höhen erreicht. Amanda war in den Teufelskreis von Umsatzrückgang und immer weiter steigenden Wucherzinsen
geraten. Sie konnte sich diesen drastischen Einnahmeverlust nicht erklären. Natürlich hatte die Wirtschaftskrise auch vor
ihrer Branche nicht haltgemacht, aber ihre Kundinnen hatten immer noch Geld genug, um sich den Luxus leisten zu können, in
ihrer Boutique einzukaufen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie einfach zu H&M oder Zara gewechselt waren.
Sie blätterte den letzten Amanda-Luxury-Katalog durch. Man konnte nicht sagen, dass die aktuellen Kollektionen weniger attraktiv
waren als die des letzten Jahres. Warum kamen dann die Frauen nur zum Kaffeetrinken und zum Klatschen zu ihr? Warum kauften
sie keine Kleider mehr? Seit Annas Tod ging alles schief. Sorgen machten ihr vor allem die schlechten Umsatzzahlen von Donna
Diabla. Diesen Trend musste sie auch dem Konzern melden. Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie das Klopfen nicht
hörte. Titti betrat das Büro.
»Entschuldigen Sie bitte, Amanda, Ceccherini möchte wissen, ob die Compilation in Ordnung ist.«
»Ist er da?«
|325| »Nein, er hat angerufen und nach Ihnen gefragt. Er habe es mehrere Male versucht, Sie aber nie erreicht.«
Amanda warf einen Blick auf ihr Handy, das auf stumm geschaltet war. Die CD des DJs hatte sie sich noch nicht einmal angehört.
»Danke, Titti. Die CD ist perfekt. Ich rufe Ceccherini später noch an, um mich zu bedanken. Wie läuft es sonst?«
»Wie üblich. Vielleicht etwas besser, die Chianti-Party steht vor der Tür.«
In Amanda keimte wieder ein wenig Hoffnung auf. »Ja richtig, die Rosso-Bianco-Oro-Party. Die Chance für Donna Diabla!«
»Ehrlich gesagt, haben die Kundinnen bis jetzt eher zu klassischen Outfits gegriffen.« Als Titti Amandas verärgerten Gesichtsausdruck
sah, schob sie eilig nach: »Natürlich ist Donna Diabla einfach sensationell, aber doch ziemlich gewagt. Nicht jede Frau ist
eine Smeralda Mangano …«
»Wer von den Stammkundinnen war schon da?«
Titti überlegte: »Signora Foscari, Signora Mantovani, Signora Perelli … Und eben ist gerade Signora Melli gekommen.«
«Francesca Melli? Das ist perfekt. Komm, wir beraten sie.« Amanda legte die Geschäftsbücher in die Schublade und stand auf,
um eine ihrer besten Kundinnen zu begrüßen. Francesca Melli war eine elegante Frau um die fünfzig, die ihren Kummer mit dem
Kauf von sündhaft teuren Kleidern bekämpfte. Wie Amanda wusste, befand sie sich einmal mehr in einer Beziehungskrise.
»Franci, meine Liebe, wie geht es dir?« Amanda strahlte sie an und küsste sie auf beide Wangen. »Gut siehst du aus!«
Francesca Melli schien dem Kompliment nicht recht zu trauen und konterte: »Das Gleiche kann man von dir auch sagen!«
|326| »Titti hat mir erzählt, dass du etwas Schickes für die Party des Jahres suchst …«
Francesca Melli zögerte: »Ja, ich weiß wirklich nicht, was ich anziehen soll. In den letzten zwei Monaten habe ich fünf Kilo
zugenommen.« Sie seufzte.
»Mach dir keine Sorgen, wir finden etwas Passendes für dich. Du wirst umwerfend aussehen, Franci. Hier entlang.« Amanda hakte
sie unter und tauschte einen kurzen Blick mit Titti. Dann gingen sie auf den Ständer mit der Donna-Diabla-Kollektion zu.
»Was sagst du dazu?«, fragte sie und nahm ein rotes Seidenkleid vom Bügel.
Francesca Mellis Augenbrauen hoben sich, ohne dass ihre Stirn Falten schlug. Botox sei Dank, dachte Amanda, während sie ihr
das Kleid anhielt. »Schau dich im Spiegel an, Franci. Einfach sensationell.«
»Ich weiß nicht
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