Ich kenne dein Geheimnis
recht«, sie betrachtete sich skeptisch im Spiegel, »es ist bestimmt zu eng, der Ausschnitt zu gewagt und für
eine Frau in meinem Alter etwas zu auffällig.«
»Du kannst es dir erlauben, meine Liebe. Komm, schlüpf doch einfach mal hinein.« Amanda begleitete sie zur Kabine und wartete,
bis der Vorhang zugezogen wurde. Dann drehte sie sich um und erschrak. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass jemand hinter ihr
stand. »Franco!« Sie war erleichtert, dass es keine Kundin war. »Was machst du hier, du wolltest doch zur Bank?«
»Dort war ich auch. Ich muss mit dir reden, Amanda.«
»Ich habe Kundschaft«, Amanda lächelte ihn an.
»Das kann Titti machen. Komm!« Spargi packte sie am Arm.
»Was hast du denn, bist du verrückt geworden? Lass mich sofort los!«
|327| »Ich muss dich sprechen, Amanda. Sofort!«
Amanda bemühte sich, das Gesicht zu wahren. »Gut, aber hör auf, dich wie ein Wilder aufzuführen«, zischte sie, »und lass mich
wenigstens Titti rufen.«
Spargi kochte vor Wut. Bevor er reagieren konnte, tauchte Titti hinter dem Ständer mit der Alberta-Ferretti-Kollektion auf.
»Hier bin ich, Amanda«, flötete sie. Auf ihren Lippen lag dieses falsche Lächeln, das Amanda so beunruhigte. Sie musste ihre
Auseinandersetzung bemerkt haben. »Titti, kümmere dich um die Melli und versuche ihr das Donna-Diabla-Kleid zu verkaufen.«
»Sei unbesorgt.«
»Könnte man erfahren, was es so Dringendes gibt?« Amanda schloss die Tür hinter sich und starrte Spargi wütend an. Sie zitterte
am ganzen Körper.
»Die Bank macht Schwierigkeiten. Wie willst du deine siebenhunderttausend Euro Schulden bezahlen?«
Amanda schoss nach vorn und trommelte mit den Fäusten gegen Spargis Brust. »Sag mir, was du gegen mich hast, du verfluchter
Kerl!«
Spargi schob sie weg und schlug ihr ins Gesicht. »Spiel jetzt bitte nicht verrückt!« Seine Stimme war eiskalt.
Amanda blieb wie vom Donner gerührt stehen. Sie zitterte immer stärker, bis Spargi sie in die Arme nahm. Amanda brach in Tränen
aus.
»Warum musst du nur immer so schroff sein, Franco?«
Spargi presste ihren Kopf gegen seine Brust. Sie sollte nicht sehen, dass er ihr etwas vorspielte. »Ich mache mir Sorgen um
dich, Amanda. Kannst du mir sagen, wo du das ganze Geld hernehmen willst?«
»Ich hole es mir von Principini.«
|328| Franco schob sie von sich weg und sah sie ungläubig an. »Principini?«
»Genau. Wenn er erfährt, dass mir Anna vor ihrem Tod alles anvertraut hat, wird Giampiero jede Summe zahlen. Mein Schweigen
ist für ihn mehr wert als alles Geld der Welt.«
»Du bist verrückt. Principini wird dir gar nichts geben. Du weißt doch, dass er nicht mehr in Italien ist. Nach Annas Selbstmord
ist er zur Erholung ins Ausland gefahren. Du solltest dir lieber etwas anderes ausdenken, wenn du deine Wohltäter nicht verärgern
willst.«
Amandas Wut war einem ungläubigen Staunen gewichen: »Auf welcher Seite stehst du eigentlich?« Sie betonte jedes einzelne Wort.
Spargi schluckte, ihm fehlten die Worte. Das erste Mal war es Amanda gelungen, ihn in die Enge zu treiben.
»Nun, ich warte.«
Spargi umfasste ihre Taille und sah ihr tief in die Augen. Er wusste, dass sie das erregend fand. »Wie kannst du es wagen,
mir eine solche Frage zu stellen?«, fragte er mit drohendem Unterton und presste sie brutal an sich. Amanda stöhnte auf, und
Spargi wusste, dass er gewonnen hatte. Er ließ sie los, die Augen weiter fest auf sie gerichtet.
»Entschuldige, Franco«, winselte Amanda. Sie konnte sich gegen das unstillbare Verlangen, dass dieser Mann in ihr weckte,
nicht wehren. »Ich bin nervös in der letzten Zeit, das Geschäft, die Schulden, Brando … Heute hat mich die Schulleiterin angerufen,
Brando hatte schon wieder einen Anfall. Außerdem macht er seit zwei Nächten wieder ins Bett.«
Spargi schwieg und zündete sich eine Zigarette an. Er wusste, dass Amanda nicht die Kraft hatte, es ihm zu verbieten. Wieder
einmal war es ihm gelungen, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen.
|329| »Du sagst gar nichts.«
Spargi musterte sie unbeteiligt. »Was sollte ich sagen?«
»Brando bedeutet dir gar nichts, oder?«
Spargi schüttelte unwirsch den Kopf und blies den Rauch aus: »Fang nicht wieder damit an, Amanda.«
»Keine zärtliche Geste, nichts.«
»Ich kann halt nicht mit Kindern, das weißt du. Hör auf, du bist einfach erschöpft.«
»Da ist noch etwas …« Amanda atmete schwer.
Spargi wusste, dass ein weiterer
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