Ich kenne dein Geheimnis
Schreibtisch zu vibrieren. Die
drei Frauen sahen sich ängstlich an, dann stand Vivy entschlossen auf, trat zum Schreibtisch und nahm den Anruf entgegen.
»Pronto? Wer spricht?«, ihre Stimme zitterte.
Ein paar Sekunden später bellte am anderen Ende eine verstellte Stimme: »Hast du die Nachricht bekommen? Willst du wirklich
einen Toten? Den kannst du haben, wenn du nicht zahlst!«
Vivy ließ das Telefon fallen und krallte sich mit beiden Händen am Schreibtisch fest.
»O mein Gott, sie bricht zusammen!« Smeralda sprang auf und half ihr, sich aufs Sofa zu legen. Chiara rief nach Alfredo.
»Die Blutdrucktropfen, schnell!«, keuchte Vivy.
Alfredo brachte eilig die Tropfen und ein Glas Wasser. »Die Baronessa leidet unter abruptem Blutdruckabfall, aber mit den
Tropfen erholt sie sich schnell wieder« erklärte er und gab fünfzehn Tropfen ins Wasser. Nach einigen Minuten ging es der
Baronin tatsächlich besser und sie bat Alfredo, Marco zu holen.
In der Zwischenzeit hatte Chiara das Handy aufgehoben und die Nummer des Anrufers kontrolliert. Unbekannter Teilnehmer.
»Baronessa, wer war das am Telefon?«
Vivy schüttelte nur den Kopf: »Diese Schwierigkeiten habe ich seit meiner Kindheit. Jedes Mal, wenn ich zu schnell aufstehe |379| oder besonders erschöpft bin … Ich bitte Sie, Chiara, bleiben Sie noch einen Tag. Jetzt brauche ich etwas Ruhe. Aber ich würde
unser Gespräch gerne fortsetzen.«
»Das würde ich wirklich gerne tun, Baronessa, aber heute Nachmittag schneiden wir die Sendung über die gestrige Party.« Auf
Vivys Gesicht erschien ein melancholisches Lächeln. »Wer weiß, ob Lupo das von da oben gutheißen würde?«
»Dessen bin ich mir sicher. Sie werden sehen, das wird eine sehr schöne Sendung. Aber Sie müssen mir eines versprechen: Intensivieren
Sie sofort die Sicherheitsvorkehrungen und seien Sie äußerst vorsichtig.«
»In Ordnung«, seufzte Vivy und wandte sich dann an Smeralda. »Bitte bleiben Sie noch.«
»Wenn Sie das möchten …«
»Sie müssen, wir haben noch so vieles zu besprechen …«
»Ich werde heute Mittag wiederkommen, wenn Sie sich ausgeruht haben.«
»Versprochen?«
»Versprochen, Baronessa«, Smeralda lächelte die alte Dame schüchtern an und drückte ihre Hand.
Chiara musste sie nur ansehen, um zu wissen, dass zwischen den beiden eine besondere Verbindung bestand. Sie erschauderte:
Beide Frauen waren in höchster Gefahr, und sie fühlte sich verantwortlich. »Smeralda, was auch immer passiert, ich bin für
Sie da.« Chiara reichte ihr ihre Visitenkarte. »Ich weiß, dass Sie im Augenblick viele andere Schwierigkeiten haben, die Sie
davon abhalten, die Vergangenheit zu begraben …«
Bei diesen Worten spürte Smeralda erneut die Tränen in sich aufsteigen. Die Journalistin hatte recht, sie würde sich nie von
Scila und Vituzzu Santannas Rache befreien können. Nie |380| wieder würde sie ihre Kinder in die Arme schließen. Sie nahm die Visitenkarte und steckte sie in die Tasche. Dann küsste sie
die Baronessa auf beide Wangen und verließ das Haus.
»Hier ist auch eine für Sie.« Chiara reichte der Baronessa ihre Karte. »Wann auch immer Sie etwas Seltsames bemerken, egal,
ob bei Tag oder bei Nacht, rufen Sie mich an.«
»Ich danke Ihnen, Signora Bonelli.«
Als Vivy ihr die Karte aus der Hand nahm, berührten sich ihre Finger leicht, und schon glitt Chiara ins Reich der Visionen.
Alles verschwamm vor ihren Augen.
»Es geht wieder los«, dachte sie. Ihre Hand war noch immer mit der der Baronessa verbunden, als plötzlich der Edelmann aus
dem achtzehnten Jahrhundert aus dem Nebel auftauchte. Er trug die Baronessa auf den Armen. Chiara hatte keinen Zweifel mehr.
Ohne es zu merken, sagte sie mit klarer und deutlicher Stimme: »Der Mann aus dem 18. Jahrhundert wird Ihnen helfen. Vertrauen
Sie auf seine Worte, sie werden Ihnen den richtigen Weg weisen.«
Vivy starrte Chiara an, dann packte sie sie an den Schultern und schüttelte sie: »Der Mann aus dem achtzehnten Jahrhundert?
Was wissen Sie von ihm?«
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»Der Notarztwagen ist unterwegs!« Der Sicherheitsbeamte Fabio Cesini beugte sich über den leblosen jungen Mann, den Marco
Tonioli zusammen mit zwei weiteren Kollegen aus den Flammen gezogen hatte.
»Er hätte den Tod verdient«, sagte Tonioli. In der Hand hielt er den Ausweis, den er aus der Brieftasche des jungen Mannes
gezogen hatte.
»Alberto Buzzi, du hast deinen Eltern einen schönen
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