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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erhielten und nicht mehr die Mittel hatten, um den Armen Brot zu kaufen.«
    »Eminenz, ich weiß, dass mein Geschenk nicht nur dankbar |394| angenommen wird, sondern der Kirche auch hilft, die Armen weiter so großzügig zu unterstützen«, erwiderte der Baron. Dabei
     warf er Oliva einen vorwurfsvollen Blick zu, die das Gespräch mit einer Mischung aus Langeweile und Sarkasmus verfolgte und
     die gedrechselten Phrasen kaum ertragen konnte. »Eminenz, ich und die ebenfalls hier anwesende Marchesa di Regalmici bitten
     Euch: Helft uns, unsere Verfolger abzuwehren, damit wir sicher auf das Schiff gelangen, das uns nach London bringen wird.
     Ich bitte Euch auch, das Leben meines Erben Lupo d’Altino zu schützen, dessen Mutter Donna Eufrasia sich, wie Ihr wisst, ins
     Kloster Santa Maria dell’ Ammiraglio zurückgezogen hat.« Als sie das hörte, hätte Oliva am liebsten laut aufgelacht, aber
     ein drohender Blick des Barons genügte, um sie zur Räson zu rufen. Auch sie wusste nur zu gut, dass sie ohne den Schutz der
     Kirche nicht aus Palermo herauskommen würden. Dieses eine Mal würde sie ihren Stolz und ihren rebellischen Geist im Zaum halten
     müssen. Sie kniete demütig mit gefalteten Händen vor dem Kardinal nieder. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen meine Dankbarkeit
     ausdrücken soll, Monsignore. Doch ich verspreche Ihnen, ich werde auf den vom Herrn vorgezeichneten Weg zurückkehren und alle
     meine Gebete der Rettung meiner Seele widmen.«
    Der Geistliche nickte wohlwollend. Auch Volfango d’Altino war beeindruckt. Hatte der Klosteraufenthalt der Marchesa doch Früchte
     getragen?
    Nachdem er beide gesegnet hatte, nahm der Kardinal Volfango beiseite, um noch einige offene Fragen zu erörtern. Darunter auch
     eine Angelegenheit, die dem Baron besonders am Herzen lag. »Ich muss mit Ihnen über die Beati Paoli sprechen, Eminenz. Es
     geht vor allem um den Anführer des Geheimbunds, einen erbitterten Feind all derer, die im Namen der Gerechtigkeit handeln.
     Ein Feind des Volkes und der Heiligen |395| Mutter Kirche. Die Beati Paoli verüben schreckliche Verbrechen und versuchen ihre Grausamkeiten anderen Bruderschaften in
     die Schuhe zu schieben. Sie müssen ausgerottet werden, ehe es zu spät ist. Ich glaube, dass nur Ihr, Eminenz …«
     
    Heute, am 23. Oktober 1771, habe ich, Volfango d’Altino , in der Sakristei der Chiesa Santa Maria delle Sette Spade Seine Eminenz Cosimo Duca di Medinaceli um Hilfe ersucht. Ich bin
     überzeugt, dass nur ein mächtiger Kirchenmann wie der Kardinal in der Lage ist, die Feinde des Guten zu besiegen. Deshalb
     habe ich ihn gebeten, mir , meinem Sohn Lupo und meiner Geliebten Oliva hilfreich zur Seite zu stehen …
    Während sie diese Zeilen las, begann Vivy zu ahnen, was Chiara Bonelli mit ihren Prophezeiungen gemeint habenkönnte.
     
    Hinter Chiara lag ein anstrengender Tag im Schneideraum, doch der Aufwand hatte sich gelohnt. Die Party war ein wahres Eldorado
     für aussagekräftige Interviews, die Gäste hatten bereitwillig Rede und Antwort gestanden. Vielleicht hatte auch der gute Wein
     die ein oder andere Zunge gelöst. Dem Cutter Sergio Tani war es gelungen, die Interviews so mit Bildern der Stiftungsfeier
     zu mischen, dass eine interessante Sendung entstanden war. Zusätzlich waren die beeindruckenden Fotos von Lupo d’Altino als
     Hintergrund eingeblendet worden. Auf diese Weise war es gelungen, das Leben des früh verstorbenen Barons nachzuerzählen und
     ihn auf diese Weise für wenige Momente wieder lebendig zu machen, wenn auch nur medial. Dieses Ziel hatte auch Vivy Sannazzaro
     mit der Feier verfolgt.
    Abends um halb elf verließen Chiara und Sergio den Schneideraum. Sie waren zuversichtlich, dass auch die Baronessa |396| mit der Hommage an ihren viel zu früh verstorbenen Sohn zufrieden sein würde. Sergio bot Chiara an, sie nach Hause zu fahren,
     doch Chiara lehnte ab. Sie wollte mit dem eigenen Auto fahren, um sich zu beweisen, dass sie ihre Angst überwunden hatte.
     Die Angst, verfolgt zu werden. Danka hatte ihr eine Entspannungsübung beigebracht, die dabei helfen sollte, ein Visionstrauma
     zu überwinden. Dabei wurden die Augen rhythmisch von rechts nach links und von oben nach unten bewegt, während sie sich die
     Bilder in Erinnerung rief, die die Panik ausgelöst hatten. Die Augenbewegung konnte die Angstblockade auflösen und die Intensität
     der negativen Gefühle reduzieren, vorausgesetzt, sie wurde korrekt ausgeführt und mit dem

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