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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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traumatischen Bild verknüpft. Chiara
     hatte die Übung schon ein paar Mal gemacht, und es schien zu funktionieren. Immerhin konnte sie jetzt wieder Auto fahren,
     ohne bei jedem Hupen zusammenzuzucken.
    An diesem Abend hatte sie Glück und fand einen Parkplatz unweit ihrer Wohnung. Sie stellte den Motor ab, zog den Schlüssel
     aus dem Zündschloss und war schon auf dem Weg zu ihrer Wohnung, als ihr auffiel, dass sie ihren Aktenkoffer auf dem Beifahrersitz
     liegengelassen hatte. »Ich bin doch wirklich ein Siebhirn«, schimpfte sie und ging zum Auto zurück. Außer dem Klappern ihrer
     Absätze auf dem Asphalt war kein Geräusch zu hören. Chiara bemühte sich, ruhig zu bleiben. Sie öffnete die Fahrertür und kniete
     sich auf den Sitz, um den Aktenkoffer zu holen. Als sie wieder aus dem Auto klettern wollte, gaben plötzlich ihre Beine nach,
     der Koffer fiel ihr aus der Hand, klappte auf und der Inhalt ergoss sich auf die Straße. Alles begann sich zu drehen. Eine
     Panikattacke? Chiara atmete einige Male tief durch. Dann versuchte sie es mit Dankas Entspannungstechnik. Doch ihre Augen
     folgten den Impulsen nicht, sie waren schon zu sehr auf einen fernen |397| Punkt in ihrem Geist fixiert, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einer Einheit verschmolzen. Wieder überschritt
     sie die Schwelle zum Reich der Visionen.
    Zwei Männer versteckten sich hinter der Haustür und warteten auf sie. Der eine zog nervös an seiner Zigarette, der andere
     hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und schwankte ungeduldig hin und her.
    Chiara spürte ein Kribbeln in den Beinen. Die Vision nahm ihr jede Energie, sie sank immer wieder auf den Sitz zurück.
    Die Männer standen im Halbdunkel und schwiegen. Plötzlich hielt der eine ein Klappmesser in der rechten Hand und ließ es kreisen.
     Dann ließ er die Klinge aufschnappen, das geschliffene Metall blitzte kurz auf.
    Chiara versuchte weiter, gegen die Trance anzukämpfen. Mit schier übermenschlicher Konzentration nahm sie alle Kraft zusammen,
     stützte sich an der geöffneten Autotür ab und richtete sich auf.
    Der andere Mann stellte sich vor ihn, um die Waffe zu verbergen.
    Es dauerte lange, bis Chiara wieder stehen konnte. Ihr Körper war bleischwer, jede Bewegung lief wie in Zeitlupe an. Aber
     immerhin, sie bewegte sich wieder. Vorsichtig beugte sie sich nach vorn und las die Papiere von der Straße auf.
    Die Männer wurden ungeduldig. Der Raucher streckte die Hand nach dem Türöffner aus, doch der andere hielt ihn am Ärmel fest.
     Besser , noch warten.
    Als sie alles wieder eingesammelt und im Aktenkoffer verstaut hatte, ging Chiara langsam auf das Haus zu. Sie fühlte sich
     noch immer schwach. Auf einmal spürte sie einen stechenden Schmerz auf der linken Gesichtshälfte, als hätte sie sich in die
     Wange geschnitten. Sie blieb stehen und betastete ängstlich ihr Gesicht. Die Wange war warm, aber unverletzt. |398| Sie ging weiter. Aber der Schmerz kehrte zurück, und dieses Mal hatte sie sogar das Gefühl, als würde eine warme Flüssigkeit
     die Wange herunterlaufen.
Blut ?
Wieder tastete sie nach ihrer Wange. Die Haut war unversehrt und trocken. »Das ist eine Vorwarnung«, dachte sie und hastete
     zum Auto zurück. Während sie den Motor startete, sah sie im Rückspiegel zwei Männer aus der Haustür kommen und in der nahe
     gelegenen Bar verschwinden. Waren das nicht die Männer aus ihrem Alptraum, die die Frau aus dem Fenster gestoßen hatten? Was
     wäre wohl passiert, wenn sie das Haus betreten hätte? Allein der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. Bevor sie losfuhr, rief
     sie Silvia an. Die Kommissarin hörte sich ihren Bericht an und versuchte dann, Chiara zu beruhigen. Sie schlug ihr vor, das
     Auto stehenzulassen und im Hotel zu übernachten. Am nächsten Morgen würden sie noch mal telefonieren und dann in aller Ruhe
     entscheiden, was zu tun war. Chiara beendete das Gespräch, stieg aus dem Auto und winkte nach einem Taxi. »Residence Villa
     Fiore, Via Camilluccia, bitte«, sagte sie. Während das Taxi an einer roten Ampel warten musste, sah Chiara die beiden Männer
     auf dem Bürgersteig stehen. Der eine warf seine Zigarette auf den Boden. Dabei sah er sie im Taxi sitzen. Mit einer wütenden
     Geste zeigte er auf den Wagen. In diesem Augenblick sprang die Ampel auf Grün. Chiara atmete erleichtert auf. Für heute war
     sie gerettet.
     
    Am nächsten Morgen erwachte Chiara in ihrem Zimmer in der Residence Villa Fiore. Sie hatte

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