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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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spielte die Schauspielerin, genau wie in ihren Visionen, auch in
     den polizeilichen Ermittlungen eine Schlüsselrolle. Vielleicht kamen sie gemeinsam der Verbindung zwischen den beiden Frauen
     auf die Spur.
     
    Die Rückfahrt aus dem Chianti war Smeralda noch länger vorgekommen als die Reise von Palermo nach Mailand vor vielen Jahren.
     Zu Hause angekommen, hatte sie den Koffer abgestellt und sich erschöpft ins Bett verkrochen. Seitdem sie die Villa verlassen
     hatte, fuhren ihre Gedanken Karussell. Der Entschluss, den sie gefasst hatte, lastete schwer auf ihren Schultern. Es war die
     gravierendste Entscheidung, die sie je getroffen hatte: von ihr hing sowohl ihre Zukunft als auch die der Baronessa ab. Dennoch
     fühlte Smeralda sich befreit von der Bürde dieses Geheimnisses, das sie jahrelang mit sich herumgeschleppt hatte. Die Tränen
     der Baronessa, die Ergriffenheit, die sie in ihren Augen gelesen hatte, als sie von der Existenz ihrer Enkel erfahren hatte,
     all das hatte Smeralda die Kraft gegeben, endlich Namen zu nennen.
    Während sie das rote Donna-Diabla-Kleid in den Schrank zurückhängte, sah sie wieder das entsetzte Gesicht der Baronessa vor
     sich. Als sie ihr von der Entführung ihrer Enkel, der möglichen Vermittlung an einen Kinderporno-Ring oder sogar an Organhändler
     berichtet hatte, war sie totenblass |402| geworden. Die alte Dame hatte ihre Brille aufgesetzt und sich weinend die Namen Vito Santanna und Yelena Marcovich in ihr
     ledergebundenes Notizbuch geschrieben. Gleichwohl hatte die Baronessa Smeralda Mut gemacht, ihre Hände umfasst und ihr tief
     in ihre Augen gesehen: »Sei unbesorgt. Von jetzt an bist du nicht mehr allein, gemeinsam werden wir die Kinder finden. Und
     dann werden sie endlich eine Familie haben.«
    Als sie an diesen Moment dachte, wurde ihr eng um die Brust. Sie vertraute Vivy und war ihr dankbar, doch im gleichen Augenblick
     spürte sie, dass ihre Familie nie wieder vereint sein würde. Während sie die hochhackigen goldfarbenen Sandalen in den Karton
     zurücklegte, dachte sie an das Phantombild des künstlich gealterten Mädchens, das Ispettore Bonadeo ihr gezeigt und von dem
     sie geglaubt hatte, es sei sie selbst. Der Polizist hatte ihr das Originalfoto vorgelegt, ihr wenig Hoffnung gemacht, dass
     man dass verschwundene Mädchen lebend finden würde. Seitdem wurde Smeralda die Augen des Mädchens nicht mehr los. Sie hatte
     sie sofort wiedererkannt: Es waren die veilchenblauen Augen der Baronessa.
    »Ihre Zeitung, Signorina.« Da die Zimmertür offen stand, war Raquel hereingekommen, ohne anzuklopfen. Sie war noch im Mantel,
     eine Einkaufstüte in der einen und eine Zeitung in der anderen Hand. Smeralda ging ihr entgegen und nahm die Zeitung. »Danke,
     Raquel.«
    »Rufen Sie, wenn Sie mich brauchen, ich bringe rasch den Einkauf in die Küche.«
    Smeralda setzte sich an den Schreibtisch und überflog die Wohnungsangebote in der Nähe der Porta Venezia. Auch wenn De Gubertis
     ihr gestattet hatte, so lange zu bleiben, bis sie etwas Passendes gefunden hätte, wünschte sie nichts mehr, als diese Wohnung,
     die so voller schlimmer Erinnerungen war, so schnell wie möglich zu verlassen. Sie studierte gerade ein |403| interessantes Angebot, als ihr Handy erst zu vibrieren und dann zu klingeln begann. Sicher Edy Micheli. Ihre Agentin verfolgte
     sie in letzter Zeit mit den verrücktesten Vorschlägen. Smeralda versuchte das Klingeln zu ignorieren, aber beim sechsten Mal
     stand sie auf und nahm das Handy vom Bett: Unbekannter Teilnehmer.
    »Sag bloß, du hast es diesem Schwein von Principini besorgt, du dreckige Hure …«
    Smeralda erkannte die Stimme sofort: Pelori. Er war offensichtlich betrunken oder stand unter Drogen. Ihr Magen verkrampfte
     sich. Sie hätte das Gespräch beenden können, doch eine Art masochistische Neugier zwang sie, das Handy ans Ohr zu pressen
     und sich all die vulgären Attacken anzuhören, die sie in ihrer Würde als Frau und als Mensch verletzten.
    »Vergiss nicht, deine Freunde haben dich im Auge. Ich will dich am Boden kriechen sehen, dreckige Schlampe. Glaub ja nicht,
     dass du noch mal so einen rumkriegst wie diesen armen Idioten Principini.«
    Smeralda hatte genug. Sie legte auf. Die Vergangenheit war zurückgekehrt, um sie zu zerstören. Smeralda geriet in Panik: Seitdem
     sie sich der Baronessa anvertraut hatte, hing ihr Leben an einem seidenen Faden. Wenn Vivy einen Fehler gemacht hatte? Ein
     falscher Schritt und dieser

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