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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Sie putzte die Zähne und spülte gründlich den Mund aus, um den bitteren Nachgeschmack des Beruhigungsmittels zu vertreiben.
    Während sie auf die Wirkung wartete, zermarterte sie sich den Kopf: Wie sollte sie mit Brando umgehen? Wenn sie eine Antwort
     auf diese Frage gefunden hätte, würde sie nach Mitteln und Wegen suchen, um ihr zweites großes Problem zu bewältigen: ihre
     Schulden.
     
    Spargi hatte sich mit einem von Vito Santannas Männern an der Ausfahrt Palazzuolo verabredet. Als er um halb drei dort ankam,
     war Gigi Iacovone gerade dabei, die Reifen seines metallicblauen Mercedes Kombi zu inspizieren. Er richtete sich auf und nickte
     Spargi kurz zu.
» Ù prufessuri
muss sofort nach Rumänien. Sagen Sie Principini, die Ware ist da.«
    Spargi nickte. Das Geschäft machte ihm keine Sorgen, aber er wollte mit Iacovone unbedingt über das Problem Sannazzaro sprechen.
     Die Baronessa war ein zäher Brocken, aber bald hatte er sie so weit. »Noch eine letzte Warnung und dann zahlt sie, vorausgesetzt,
     dieser dämliche Alberto erwacht nicht aus dem Koma«, hatte er gesagt und dann geheimnisvoll hinzugefügt: »Und sag Don Vito
     Bescheid, dass unsere Freunde mit den erzielten Fortschritten sehr zufrieden sein werden.«
    Iacovone sah ihn verwirrt an.
    »Hast du mich verstanden? Du sollst Don Vito sagen, dass |433| unsere Freunde sicher mit dem zufrieden sein werden, was er und ich bei der Baronessa erreicht haben.«
    Gigi Iacovone prägte sich Spargis Worte genau ein, auch wenn er nichts verstanden hatte, und versprach, die Nachricht weiterzugeben.
     
    Vito Santanna saß am Küchentisch seines Landhauses. Seine Leute ließen ihn auch hier nicht aus den Augen. Er nahm einen Apfel
     aus dem Obstkorb und schnitt ihn mit einem Klappmesser klein. Dieses Messer war sein ständiger Begleiter, seitdem er für die
     Familie den ersten Auftrag erledigt hatte, eine Art Talisman, Symbol der Macht. Als Kind hatte er die Erwachsenen beneidet,
     die ein Messer in der Tasche trugen und bereit waren, es auch zu benutzen. Damit machten sie unmissverständlich klar: Die
     Regeln bestimme ich.
    Mit den Jahren hatte Vito den Überblick über all die Kehlen verloren, die man vor seinen Augen aufgeschnitten oder die er
     selbst durchtrennt hatte, aber bis heute hatte sein Klappmesser nichts von seiner Faszination verloren. Jedes Mal, wenn er
     mit der Hand über seine Jackentasche fuhr, dort, wo er das Messer verwahrte, fühlte er sich nicht als ein von der Kinderlähmung
     verkrüppelter Schwächling, sondern als starker Mann. Frauen hatten ihn stets verachtet, aber das war Vito Santanna egal. Auch
     wenn er als Zuhälter immer mehr mit Frauen als mit Männern zu tun hatte, hatte er sich nie zu ihnen hingezogen gefühlt. Frauen
     waren minderwertige Kreaturen, und dank seiner Macht konnte er sie unter dem Schutz der Familie nach Belieben demütigen oder
     noch Schlimmeres tun. Bei Männern war das etwas anderes, zu ihnen fühlte er sich hingezogen, wohl wissend, dass er bestimmte
     Tabus nicht brechen durfte. Was blieb, waren Respekt und Freundschaft, mehr nicht. Wenngleich er stolz war, |434| mächtige Freunde zu haben, frustrierte ihn sein ungestilltes Verlangen.
    Er dachte an all die Frauen, die für ihn gearbeitet hatten. Meist billige Huren, mit einer Ausnahme: Scila. Die Frau, die
     die Familie verraten und in Schwierigkeiten gebracht hatte.
    Dank des lukrativen Organhandels war er später in der Hierarchie der Familie aufgestiegen, er war ein kleiner Boss geworden.
     Selbst die Nigerianer und die Rumänen, die vor nichts und niemandem Respekt hatten, nannten ihn jetzt Don Vito.
    Sein Erfolg machte ihn stolz. Er wollte sich gerade genüsslich einen weiteren Apfelschnitz in den Mund stecken, als sich die
     Küchentür öffnete und Gigi Iacovone hereinkam. Er schien nervös.
    Vito verzog den Mund. Er mochte es nicht, wenn man ohne Vorankündigung bei ihm hereinplatzte. »Weißt du nicht, was sich gehört?«
    »Verzeiht, Don Vito.«
    »Komm rein und mach die Tür zu.« Vituzzu kaute weiter. »Ich habe mir jedes Wort gemerkt.«
    »Wovon redest du?«
    »Franco Spargi. Er lässt ausrichten: Eure Freunde werden sicher mit dem zufrieden sein, was Ihr, Don Vito, und Spargi bei
     der Baronessa erreicht haben.«
    Vituzzu wurde blass.
Eure Freunde werden zufrieden sein
? Was hatte das zu bedeuten? Eine Kriegserklärung, eine Drohung, ein Erpressungsversuch? »Verfluchter Bastard«, dachte er
     wütend. Er hatte ihn großgezogen und

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