Ich kenne dein Geheimnis
sie |255| an sich, umfasste ihre Taille und begann mit ihren erregten Brustwarzen zu spielen. Dann biss er ihr sanft in Hals und Nacken,
bis er sie lustvoll aufseufzen hörte. Er half ihr in die Wanne, setzte sich zu ihr und drang in sie ein. Oliva umklammerte
seinen Körper und bohrte ihm die Fingernägel in den Rücken. So musste es sein, wild und kraftvoll, genau wie beim ersten Mal.
Nur so konnte sie ihre Angst vergessen und sich einbilden, dass die Zeit anhalten würde, wenigstens für einen Moment. Jeder
Muskel seines Körpers war angespannt, Volfango bog sich nach hinten, Olivas Nägel zerkratzten seine Haut, doch der leichte
Schmerz stachelte ihn nur noch mehr an. Gemeinsam kamen sie zum Höhepunkt, ihr heißer Atem mischte sich mit dem Calenduladuft.
Befriedigt ließ Volfango den Kopf gegen den Zuberrand sinken.
»Und jetzt?«, fragte Oliva und bettete ihren Kopf auf seine Brust. Sein Herz pochte noch immer wie wild, doch das kurze Glück
war verflogen.
»Wir müssen verschwinden.« Volfango streckte sich und sah sie bedauernd an, »in diesem Haus sind wir nicht mehr sicher, wir
müssen Palermo verlassen.«
Plötzlich blitzte in Olivas Augen wieder der alte Abenteuergeist auf. »Warum gehen wir nicht nach Amerika? Es heißt, dort
wäre alles möglich!«
Volfango lachte befreit auf, glücklich, dass auch sie wieder Lust am Leben hatte. »So weit muss es gar nicht sein … England
wäre auch nicht schlecht.«
»Wie du meinst. Mit dir gehe ich bis ans Ende der Welt.« Oliva ergriff seine Hand.
»Das habe ich gehofft, aber zuerst muss ich einen sicheren Ort finden, wo ich mein Gold und meine Edelsteine verstecken kann,
einen Ort, den nur du und ich und mein Sohn Lupo kennen.«
|256| »Lupo? Aber dein Sohn ist doch noch so klein …« Olivas Augen verdüsterten sich.
»Ja, aber falls, was Gott verhüten möge, uns irgendwann doch etwas zustoßen sollte, weiß er Bescheid.«
Manchmal vergaß Oliva, dass es Lupo überhaupt gab. Erst würde aus ihm ein Junge, dann ein Jüngling und später ein Mann werden.
Er würde ihr ihren Platz in Volfangos Herzen streitig machen. Ihr weiser Vater hätte das die »Rechnung mit der Realität machen«
genannt. Sie schüttelte den Kopf und versuchte ihre Impulsivität im Zaum zu halten. »Wie du meinst«, sagte sie schließlich.
»Hilfst du mir, ein geeignetes Versteck zu finden?«
Oliva nickte und ließ ihren Blick schweifen. »Diese Amphoren …«, sagte sie und deutete auf die antiken Fundstücke.
Toskana, 2009
Jedes Mal, wenn sie ihr elegantes Büro in der Villa im Chianti betrat, überkam Vivy Sannazzaro ein Gefühl der Erleichterung.
Das harmonische Ambiente ließ sie zur Ruhe kommen und setzte neue Kräfte frei. Das Gefühl der Einsamkeit aber blieb.
»Feng-Shui, meine Liebe. Ein gesundes Umfeld, in dem die Energieströme gleichmäßig fließen, ist eine wunderbare Therapie für
Körper und Seele«, hatte ihr der Architekt erklärt, der das Büro in Greve eingerichtet hatte. Conte Cesco de’ Razzi, Gerrys
Lebensgefährte, war unter anderem für die Ausstattung des Neun-Sterne-Luxushotels in Dubai verantwortlich, das man weltweit
in allen einschlägigen Zeitschriften bewundern konnte. Cesco hatte auch die anderen Innenräume der Sannazzaro-Villa eingerichtet
und sich dabei an einem minimalistischen Konzept orientiert, ergänzt durch raffinierte Details, wie zum Beispiel extravagante
Lampen, die Gerry »Löwentatzen« getauft hatte.
|257| Ein Blickfang in Vivys Büro war eine Skulptur von Lynn Chadwick, die Cesco bei Sotheby’s ersteigert hatte. An den Wänden hingen
Originalzeichnungen von Bruno Munari und Mimmo Rotella, die Vivy ausgesucht hatte. Inmitten dieser Kunstwerke konnte die Baronessa
jene innere Leere, die sie seit dem Tod ihrer Liebsten nicht mehr losgelassen hatte, wenigstens für kurze Zeit ausblenden.
An diesem Morgen hatte sie jedoch andere Dinge im Kopf. Ihr Assistent Bruno Velati hatte ihr einen Stapel Dokumente zur Unterschrift
auf den Schreibtisch gelegt, außerdem musste sie sich um die Rosso-Bianco-Oro-Party kümmern. Das Datum musste genau abgestimmt
werden, da durfte es keine Überschneidungen geben. Sie nahm ihren Kalender zur Hand und begann die Eintragungen durchzugehen,
aber sie war nicht bei der Sache. Seit letzter Nacht hatte sich eine fixe Idee in ihrem Kopf festgesetzt, die sie nicht mehr
losließ. Sie griff nach ihrer blauen Krokodilledertasche und zog einen Zettel heraus,
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