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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Während
     sie voller Sorge auf sie warteten, gingen sie zum wiederholten Mal den Plan für den nächsten Überfall durch.
    Inzwischen überquerten der Baron und die Marchesa gemeinsam mit Franzin die Straße nahe der Chiesa Santa Maria delle Sette
     Spade. Als sie die Kirche fast erreicht hatten, blieben sie abrupt stehen. Hinter ihnen waren Schritte zu hören. Noch bevor
     sie feststellen konnten, woher die Schritte kamen, sprangen sechs bewaffnete Männer hinter einer Häuserecke hervor und zückten
     ihre Schwerter.
    Die Attackierten bildeten einen Kreis, Rücken an Rücken, |250| und zogen ebenfalls die Waffen. »Aufgepasst!«, schrie Volfango, dem kalter Schweiß über die Stirn rann.
    »Tötet die beiden Männer, den Jungen lasst am Leben«, schrie der kräftigste Angreifer, offenbar der Anführer. D’Altino parierte
     seine wuchtigen Hiebe, doch es gelang ihm nicht, sich einen Weg freizukämpfen.
    Oliva hatte zwei der Männer schwer verletzt. Sie kauerten röchelnd am Boden und flehten um Gnade. Franzin versetzte ihnen
     den Todesstoß, während Oliva die drei anderen in Schach hielt.
    Als ihr Schwert einem Angreifer das Herz durchbohrte und Blut aus der klaffenden Wunde schoss, wichen die beiden anderen kurz
     zurück. Oliva kämpfte wie besessen und schlug die Angriffe mit Bravour zurück, während der Baron erneut versuchte, den Anführer
     außer Gefecht zu setzen.
    Die Angreifer versuchten vergeblich, sich neu zu formieren. D’Altino und Franzin setzten nach. Durch ihr waghalsiges Manöver
     abgelenkt, achtete Oliva nicht auf das niedersausende Schwert. Als sie die Klinge im Fleisch spürte, ließ sie ihre Waffe zu
     Boden fallen, starr vor Schreck, Schmerzen spürte sie nicht. Der Mann mit dem Schwert stand über ihr, bereit zum tödlichen
     Stoß. Oliva hob den Kopf, den Hut hatte sie beim Sturz verloren, so dass ihr Pferdeschwanz deutlich zu sehen war. In ihren
     Augen lag nichts Männliches mehr, nur noch Hilflosigkeit. Gleichwohl erkannte der Angreifer nicht, wer da zu seinen Füßen
     lag. D’Altino und Franzin stürzten sich auf ihn und hieben unbarmherzig auf ihn ein. Dann riss der Baron dem Sterbenden den
     Mantel vom Leib und hüllte Oliva darin ein. Er setzte ihr den Hut auf und warf sich ihren Körper über die Schulter. »Ganz
     ruhig, alles wird gut.« Er flüchtete in die schmale Gasse, Franzin folgte ihm auf dem Fuß.
     
    |251| Hinter der vergitterten Trennwand des Parlatoriums erschien ihr Donna Eufrasia wie ein Gespenst. Santuzza hatte sie schon
     längere Zeit nicht mehr gesehen und war entsetzt, wie blass und verhärmt ihre Herrin aussah. Alles Leben in ihr schien erloschen,
     nur in ihren Augen loderte ein Feuer, als hätte sie Fieber.
    »Donna Eufrasia, wie sehr habt Ihr mir gefehlt! Geht es Euch gut?«
    »Ja, es geht mir gut, Santuzza, aber ich brauche deine Hilfe.«
    »Ich tue alles, was Ihr wünscht.«
    Donna Eufrasia zog einen Brief aus der Tasche ihrer Kutte und steckte ihn durch eine Gitteröffnung. »Beeil dich, es gilt,
     keine Zeit zu verlieren. Bringe diesen Brief heimlich zu Fürst Gravina.«
    Santuzza zögerte. Sie schien verlegen.
    »Nimm schon! Was ist denn in dich gefahren?«
    Die Dienerin griff nach dem Brief und steckte ihn rasch in ihre Schürze. »Signora …«, setzte sie an.
    Aus Donna Eufrasias Ungeduld wurde Zorn. »Auf der Stelle bringst du diesen Brief in den Palazzo, hast du verstanden?«
    Santuzza senkte den Blick. »Ich kann nicht …«
    »Wie, du kannst nicht?«
    »Wisst Ihr es denn nicht? Fürst Gravina ist tot.«
    Eufrasia fühlte das Blut aus ihrem Körper weichen, ihr wurde schwindlig. Plötzlich verschwand Santuzza in einem weißen Nebel.
    »Er wurde außerhalb Palermos in einen Hinterhalt gelockt und ermordet.«
    Eufrasia umklammerte das Gitter.
    »Alle wurden umgebracht, auch die Diener! Und dem Fürsten hat man die Zunge abgeschnitten!«
    »Schluss, es ist genug!«
    |252| »Es tut mir so leid, die Mutter des Fürsten weiß es auch noch nicht …«
    »Wann ist das passiert?« Eufrasias Stimme brach.
    »Vor zwei Tagen. Es heißt, es seien die Vendicatori gewesen …«
    »Die Vendicatori …«, murmelte Eufrasia mit bitterem Sarkasmus in der schmerzverzerrten Stimme. Dann gelang es ihr unter unmenschlicher
     Anstrengung, ihre Hand nach Santuzza auszustrecken, ohne dass sie zitterte. »Gib mir den Brief zurück.« Sie nahm ihn und ließ
     ihn in der Schwesterntracht verschwinden. Anschließend ließ sie Santuzza schwören, dass sie niemandem von

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