Ich kenne dich
mich erledigte. Ich war fast fünfzehn und damit alt genug, um mich selbst um mich zu kümmern. Meine Gedanken wanderten zu dem zugefrorenen Weiher und dem Fußball, der in der Oberfläche eingeschlossen war wie eine Flagge, die jeden auf Wilson hinwies, jeden, der zufällig daran vorbeispazierte und sich an das Bild der Überwachungskamera erinnerte, auf dem Wilson den Ball trägt und die Tankstelle überquert, und eins und eins zusammenzählte.
Ich könnte, wenn ich den Mumm dazu hätte, sofort dorthin gehen und den Ball verschwinden lassen. Es wäre nicht die perfekte Lösung, aber es wäre etwas.
Selbst dann, als die Entscheidung gefallen war, handelte ich nicht sofort, sondern saß noch etwas länger in Donalds Sessel, dachte über meinen Plan nach und fragte mich, wie es dazu hatte kommen können. Schließlich griff ich in die offene Schublade neben mir und wühlte ganz tief zwischen den alten Handschuhen und meinen verschlissenen Babysachen. All seine Kostbarkeiten.
Meine Glieder fühlten sich schwer an – als würde ich durch Sand schwimmen. Alles war langsam und feucht und kalt. Die Luft war dicker geworden. Es fühlte sich an, als wäre die Rückwand der Schublade meilenweit weg, während das Holz trocken unter meinen krabbelnden Fingerspitzen splitterte. Barbara hatte den Margarinebecher noch nicht entdeckt. Ich zog ihn hervor, öffnete ihn und stopfte mir das ganze Geld in die Tasche, das drin war. Ich zählte es nicht, aber es mussten an die vierhundert Pfund sein. Genug, um mich schnell aus dem Staub zu machen, falls es mir nicht gelang, den Fußball verschwinden zu lassen.
Ich hörte Barbara unten rumoren und, eine Stunde später, an Donalds Zimmer vorbei in ihr Zimmer gehen. Ich wartete, bis das Licht unter ihrer Tür ausging, während ich das Geld in meiner Hand hielt und auf die zerrissenen Bilder an Donalds Wänden starrte und auf die Kartons mit dem Plunder, die Barbara aussortiert hatte. Als ich mir sicher war, dass sie schlief, ging ich nach unten, trank den Rest aus der Flasche, die sie auf dem Couchtisch stehen gelassen hatte, und schnappte mir meine Jacke vom Haken in der Küche.
Ich schlug die Richtung zum Fluss und den Hügel hoch zu Chloes Haus ein, aber dann fiel mir ein, dass ich hier nicht mehr an der richtigen Adresse war – dass wir keine Freundinnen mehr waren wie früher. Ich war leicht beschwipst und wusste nur ungefähr, wo Emma wohnte. In einem Haus, dessen Hintergarten steil nach unten abfiel zum Kanal, und das wusste ich nur, weil sie mir und Chloe mal erzählt hatte, dass ihre Brüder mit einem Boot eine große Handtasche herausgefischt hatten, weil sie fest glaubten, dass sie vollgestopft war mit Geld, während sie tatsächlich eine tote blutige Katze und sieben nackte, schleimige Kätzchen enthielt.
Boote. Ich musste schnell gehen, in irgendeine Richtung, nur um mich von Booten abzulenken. Ich fing an zu laufen, schlenkernd, und streifte parkende Autos und Hecken, bis ich den Taxistand erreichte. Ich sprang in ein Black Cab und bat den Fahrer, mich zum Cuerden Valley Park zu bringen.
»Was willst du da so spät in der Nacht? Ganz alleine?«
Das ist das Problem, wenn man jung ist. Die Leute denken immer, sie können einen Sachen fragen, die sie nichts angehen.
»Ich bin da verabredet«, antwortete ich. »Mein älterer Bruder holt mich dort ab. Es ist alles in Ordnung.«
»Hast du Geld?«
Ich zog die Rolle Scheine hervor, die ich aus Donalds Margarinebecher genommen hatte, und zeigte sie ihm. »Ich kann bezahlen«, sagte ich.
»Woher hast du so viel Geld?«, fragte er. Ich atmete nicht aus, weil ich nicht wollte, dass er meine Fahne roch und Angst hatte, ich könnte in seinen Wagen kotzen, und mich wieder hinausschickte in die Kälte.
»Von meinem Dad«, sagte ich und reckte mein Kinn zu ihm vor. Mach schon, verdammt, frag mich. Frag mich, und ich sage es dir.
Der Fahrer zuckte mit den Achseln, startete den Motor und schaltete das Radio ein. Wieder einmal Terry – er berichtete über einen Ast, der auf das Dach einer Grundschule gefallen war und das Nest einer seltenen Vogelart zerstört hatte.
»Die wollen eine Ausgangssperre verhängen für euch Mädchen«, sagte er. »Damit ihr abends drinnen bleibt.«
»Wirklich«, sagte ich.
»Ja. Sicher in der Obhut eurer Eltern. Dann ist es vorbei mit White Lightning und Bols Blue auf einer Parkbank. Und mit den Jungs.« Er lachte. »Wenn du mich fragst, sollte das auch für die Jungs gelten. Jeder Minderjährige hat
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