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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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beruhigen und zu besänftigen, damit alles wieder normal war. Ich fühlte mich fast erleichtert.
    »Sorry, tut mir leid«, sagte sie und schob die Flasche zu mir. »Trink. Dann fühlst du dich besser.«
    »Ja?«
    Sie nickte und nahm einen großen Schluck. »Carl besorgt Emma und mir manchmal Pillen, keine Ahnung, wie die heißen. Danach fühlst du dich, als wäre dein ganzer Körper eingeschlafen. Die Arme und Beine werden ganz warm und schlaff. Deine Gedanken schweben einfach irgendwohin. Es ist schön. Ich frage Emma, ob sie noch welche übrig hat für dich. Du wirst darauf abfahren.« Sie tätschelte das Stück Papier, das zwischen uns auf dem Bett lag. »Und ich kann Schizo-Fenwick fragen, ob wir zusammen an einem Projekt arbeiten dürfen. Mach mit mir die Nüsse. Sie wird es bestimmt erlauben. Wahrscheinlich musst du im restlichen Trimester keine Arbeiten mehr mitschreiben.«
    Damit betrat Chloe ungewohntes Territorium und lenkte die Unterhaltung von sich weg. Ich ignorierte sie.
    »Carl ist ein schwanzgesteuertes Arschloch«, sagte ich und dachte an die Spucke und den Wagen und dass ich alleine durch den Park nach Hause laufen musste. »Er hat es wirklich bei mir versucht, als du im Krankenhaus warst. Ich habe nicht gelogen.«
    Ich erwartete, dass sie mich schlug oder kreischte oder mich an den Haaren packte und mich schüttelte wie ein feuchtes Hemd. Sie senkte den Kopf.
    »Ja«, sagte sie. »Kann ich mir vorstellen.«
    Das machte mich stutzig. Ich zögerte, während ich mich fragte, was ich sie als Nächstes fragen sollte.
    »Er ist eben so«, fügte sie vorsichtig hinzu. Sie machte den Eindruck, als wollte sie noch mehr sagen, aber sie biss sich auf die Unterlippe, um zu verhindern, dass die Worte herauskamen.
    »Wie denn?«
    »Männer sind … anders«, sagte sie schließlich. »Vor allem ältere Männer.« Sie wandte die Augen von mir ab und begann, Carl zu zitieren. »Es ist der Altersunterschied. Reife Frauen sollten verstehen, dass ein Mann – ein erwachsener Mann, nicht solche Jungs wie an der Schule – mehr braucht, als eine Frau alleine ihm geben kann.« Ich staunte. Glaubte sie das wirklich? Oder war es tatsächlich so im wahren Leben? Woher sollte ich das wissen? Ich dachte an Nathan, der Amanda betrogen hatte, und dass sie es hasste und sich gleichzeitig damit abfand. Möglich.
    »Egal, ihr habt ja nichts getan, also spielt es keine Rolle«, sagte sie. »Lass uns nicht mehr darüber reden. Ist doch auch nicht wichtig, oder?«
    Die Unterhaltung verlief nicht so, wie ich geplant hatte. Ja, sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut, und sie schien endlich von Carl loszukommen – aber sie kam mir kein bisschen näher, um mich ins Vertrauen zu ziehen. Kein bisschen näher, um alles wieder so zu machen, wie es mal war, bevor Emma und dann Carl in unserem Leben auftauchten und alles versauten.
    »Sprich bitte nicht mit Emma darüber, ja?«
    »Warum?«
    Sie mied weiter meinen Blick. Ich hätte ihr eine scheuern können, aber mein Kopf war benebelt von dem Wodka.
    »Carl ist in Ordnung«, sagte sie nach einer langen Pause. »Kann sein, dass er gerade ein bisschen viel um die Ohren hat auf der Arbeit.« Ihre Haare fielen ihr ins Gesicht, und sie streifte sie nicht zurück. »Wahrscheinlich ist er bloß sauer, weil das mit mir und ihm jetzt publik ist. Er war immer richtig besorgt, dass ich mit meinen Eltern Ärger kriegen könnte. Beschützerisch.«
    Ich prustete los und machte einen hässlichen Laut.
    »Sei nicht so«, sagte sie. »Ich bin hergekommen, oder? Zur Wiedergutmachung?«
    »Nur, weil dein Daddy dich gebracht hat.«
    Chloe zuckte zusammen, und während ich begriff, wie ansteckend Quälen sein konnte und warum es ihr so viel Spaß bereitet hatte, wollte ich nicht weitermachen. Ich drückte meine Zigarette seitlich an der Tischkante aus und stupste sie in den Wodkadeckel. Ich bedeutete ihr, mir noch eine Kippe zu geben.
    »Kann sein, dass ich am Wochenende mal bei dir vorbeikomme«, sagte ich. »Ich muss mir deine Mathe-Aufgaben abschreiben.«
    »Ich lasse dir mein Heft da«, erwiderte sie eifrig.
    »Nein. Im Moment habe ich keinen Nerv drauf. Vielleicht komme ich am Samstag. Und bis dahin weiß ich auch, was ich für ein Forschungsprojekt machen werde. Ob ich bei dir einsteige oder nicht.«
    Chloe nickte. »Also schön«, sagte sie und wirkte dankbar.
    Ich wollte die Dinge so lassen, wie sie waren, und Chloe auf Bewährung halten bis Samstag, aber mein Vorteil schwand. Sie lehnte sich zurück auf

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