Ich kenne dich
Sessels.
»Ich habe noch ein paar Sachen vorbereitet für die Sea-Eye -Bewerbung«, antwortete Donald. »Ich bin kurz davor, sie abzuschließen, darum kannst du schon mal einen Koffer für mich suchen, aber ich hatte noch einen Geistesblitz. Ich dachte, ich füge besser ein paar Zeilen hinzu – vielleicht sogar eine ganze Seite, und begründe, warum ich der geeignete Kandidat bin.«
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber mir fiel keine Antwort ein, also blieb ich stumm.
»Die machen das mit Astronauten. Psychologische Gutachten. Es macht schließlich keinen Sinn, jemanden ins All zu schicken, der unter Klaustrophobie leidet, oder?«
»Ich schätze nicht.«
»Nun, ich dachte, ich schreib noch rein, dass ich keine Angst vor Wasser habe. Keine Angst vor dem Ertrinken. Nur damit die wissen, dass das keine Einschränkung ist, falls sie mich nehmen. So sparen sie sich die Zeit für den Seelenklempner.«
»Du kannst nicht schwimmen«, sagte ich und biss mir auf die Lippe, weil ich es hasste, dass ich wie Barbara klang.
»Da unten brauche ich nicht zu schwimmen«, erwiderte Donald, lehnte sich in seinen Sessel zurück und stellte das Glas auf die Unterlagen auf seinem Knie. »Wenn alles nach Plan läuft, werde ich nicht mal nass. Und wenn irgendwas mit dem Tauchfahrzeug sein sollte, sagen wir, der Rumpf bricht … « – er beobachtete mich genau, um zu sehen, ob ich beunruhigt war oder nicht – »… dann werde ich auch nicht ertrinken.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte ich, während ich mir eine zeppelinförmige Metallkonstruktion unter Wasser vorstellte, mit einem Riss in der Seite, durch den das Wasser einströmte.
»Wegen des Drucks«, antwortete er schlicht. »Das Wasser würde mit einem so hohen Druck eindringen, dass es eher wie eine Klinge wäre als ein Schwall. Es würde einen in Stücke schneiden, ehe man sichs versieht.«
»Das ist ekelhaft.«
»Ich finde es eigentlich eher tröstend, oder nicht?« Er wartete nicht, dass ich antwortete. »Viel lieber trete ich so ab, mitten in einer spannenden Beschäftigung, als neben einer Krankenschwester, die mir auf die Brust schlägt und versucht, mir meine falschen Zähne rauszunehmen.«
»Dad!«
»Du machst dir Sorgen«, sagte er unvermittelt, und ich wusste, wir redeten nicht von der Sea Eye .
»Sie ist nicht so krank«, sagte ich. »Aber da gibt es was, worüber ich dringend mit ihr reden möchte. Am liebsten heute noch.«
»Dann kann es also nicht warten?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Verstehe. Und du möchtest es mir nicht verraten, damit ich dir helfen kann? Oder sollte ich nicht fragen? Ist das was zwischen Frauen?«
»So ähnlich.«
Donald machte »hmm«. Er klopfte seine Unterlagen ordentlich zusammen und legte sie auf den Boden neben seinem Sessel. Er stemmte sich hoch. Ich war fast so groß wie er, und während wir beide standen, wurde der kleine Raum ganz winzig, und ich konnte Kleber riechen und alte Bücher und den Tee in seinem Atem. Seine Hausschuhe waren hinten abgelatscht.
»Es ist nichts Schlimmes. Ich bin nicht in Schwierigkeiten. Keine von uns.«
Donald sagte nichts. Er zog Schubladen auf und begutachtete den Inhalt sorgfältig. Haarbürsten, ein Glücksbärchis-Video, das ich glaubte, vor langer Zeit weggeworfen zu haben. Ein paar Babysachen von mir, fleckige Kopftücher und fadenscheinige Handschuhe, die Barbara versucht hatte, in die Kleidersammlung zu geben, ein paar Schachteln Erkältungstee, Schnürsenkel, Zugfahrkarten, Kreide. Ich sah, dass er einen alten Margarinebecher mit verblasster Aufschrift herausnahm; der Deckel war mit einem Gummi gesichert. Donald hielt ihn vor sich.
»Du weißt, die haben diesen Kerl noch nicht geschnappt«, sagte er.
»Mum hat das auch gesagt.«
»Die Letzte war erst fünfzehn. An Heiligabend! Ihre Familie wird dieses Jahr kein schönes Fest gehabt haben«, sagte er.
»Ich werde vorsichtig sein.«
»Ich wette, sie war auch vorsichtig«, sagte er leise. Er hielt immer noch den Becher in der Hand und rieb mit den Fingern gedankenverloren über den Deckel. »Jemand muss was dagegen unternehmen. Ein Plan muss her. Eine Strategie.«
»Die Schule will ein paar Sonderbusse einsetzen, damit niemand zu Fuß nach Hause gehen muss. Das sollte eigentlich nur für die Mädchen sein, aber die Mutter von Danny Towers meinte, das wäre sexistisch, und wenn sie es für einen machen, müssen sie es für alle machen.«
»Aber er ist doch hinter den Mädchen her, oder?«
»Nur hinter den
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