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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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den Bus haben – und für was noch?«
    »Bitte. Bitte, kannst du mir Geld geben für den Bus, damit ich Chloe besuchen kann? Sie liegt im Krankenhaus.«
    »Was hat sie? Wo warst du so lange?«
    »Ich weiß nicht genau«, sagte ich.
    Barbara stellte den Fernseher leiser.
    »Du weißt nicht, was Chloe hat, oder du weißt nicht, wo du warst?«, fragte sie und kehrte zurück an ihren Topf.
    »Ich habe den Bus verpasst«, sagte ich.
    Barbara machte eine kurze Pause. »Wenn du den Bus verpasst hast, dann hast du ja noch dein Fahrgeld. Und wenn du dein Fahrgeld noch hast, brauchst du kein weiteres, um zum Krankenhaus zu kommen.«
    »Aber das sind Meilen!«
    »Genug jetzt, und zieh deine Jacke aus. Häng sie auf – anständig . Momentan kursiert ein schlimmer Virus. Sie wird keine Gesellschaft brauchen können, falls er sie erwischt hat.«
    Trotz der Herumkommandiererei, des Umrührens, der Kontrolle meiner neuen Jacke und meines Hausaufgabenhefts und des Kopfschüttelns über die durch meinen Sturz abgewetzten Schuhe schien Barbara ungewöhnlich gute Laune zu haben. Sie trug ihre beste Schürze, die dunkle Flecken vom Spülwasser hatte, und ihr Gesicht war gerötet. Ich brauchte nicht zu fragen, warum sie so aufgekratzt war, denn sie brannte darauf, es mir zu sagen.
    »Ich bin heute diesem Terry Best begegnet«, sagte Barbara, als ich in die Küche zurückkehrte, nachdem ich mich umgezogen hatte. Sie lächelte und rührte so kräftig, dass ihre Schultern bebten. Ihre Wangen waren rot, ihre Haare kräuselten sich vom Dampf.
    »Toll«, sagte ich.
    »Ich bin auf dem Rückweg aus der Stadt kurz in die Tankstelle rein, wegen der Zeitungen für deinen Vater und einer Flasche Milch«, fuhr sie fort. »Und da stand er – überlebensgroß. Rosa Hemd … « – sie rührte mit den Fingern die Luft über ihrem Kopf – »… und diese Haare. Glaubst du, die sind echt?«
    »Ich brauche nur ein bisschen Geld für den Bus«, sagte ich. »Damit ich sie besuchen kann.«
    »Hmm«, sagte Barbara. Ich biss mir auf die Lippe. Es sah aus, als würde sie abwägen.
    »Weißt du, was er gemacht hat?«, fragte sie.
    »Wer?«
    »Terry.« Sie legte den Löffel in die Spüle und begann, mehrere Schränke auf- und zuzuklappen, um das Geschirr herauszunehmen und den Tisch zu decken. »Das ist dein Problem, Lola. Du hast keinen Funken Neugier in dir. Du interessierst dich für nichts, außer man hält es dir in riesigen Buchstaben direkt vor die Nase. Hast du deine Schuhe weggestellt?«
    »Ja, habe ich.«
    »Ich werde das kontrollieren. Er hat den Mann am Schalter gefragt, ob er für fünfzig Pence tanken kann«, sagte sie triumphierend. »Na, ist das nicht lustig?«
    »Zum Totlachen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass das geht«, entgegnete sie und stellte die Teller in den Ofen, um sie vorzuwärmen. »Trotzdem, dein Vater tankt gern den Wagen. Er sagt, wenn ich fahren darf, dann darf er tanken.«
    Ich unterbrach sie. »Kann ich gehen? Ich brauche zwei Pfund, mehr nicht.«
    »Was ist mit deinem Weihnachtsgeld?«
    Ich zuckte mit den Achseln, weil ich ihr nicht sagen wollte, dass ich es für Chloes Rezeptgebühr aufhob. »Das ist mein eigenes Geld«, sagte ich, und Barbara zischte spöttisch, hängte ein Geschirrtuch zum Trocknen über den Griff der Backofenklappe und sah mich an.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es gut finde, wenn du abends alleine rausgehst«, sagte sie. »Es ist dunkel. Außerdem sollte man meinen … « Sie ging zum Treppenabsatz und rief laut den Namen meines Vaters, bevor sie sich den Besen schnappte, der dort stand, um damit an die Decke zu klopfen.
    »Was? Was sollte man meinen?«, fragte ich.
    »Man sollte meinen, bei dem, was er verdient, kann er sich mehr Benzin leisten als nur für fünfzig Pence.« Sie schüttelte den Kopf und deutete mit einem Topfkratzer auf das Wohnzimmer. »Es ist zu gefährlich, dich draußen auf der Straße herumzutreiben.«
    »Er hat doch aufgehört, oder?«
    »Vorübergehend vielleicht. Aber er ist immer noch auf freiem Fuß.«
    »Wenn du mir Geld gibst«, sagte ich, »kann ich mit dem Taxi zurückfahren.«
    Barbara schüttelte den Kopf. Sie hatte bereits entschieden. »Nach Einbruch der Dunkelheit am Taxistand herumzustehen ist sogar noch schlimmer«, erwiderte sie. »Ich fürchte, ich kann das nicht erlauben. Viel zu gefährlich. Weißt du, als ich in deinem Alter war, hat ein fremder Mann meinem Bruder Everton-Minzbonbons angeboten, damit er eine halbe Minute lang die Hose herunterlässt. Er hat

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