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Ich klage an

Titel: Ich klage an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayaan Hirsi Ali
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einer Epoche der Aufklärung und Modernisierung?
    Eine solche Diskussion wurde vom Verlag Van Gennep und der Tageszeitung Trouw unter dem Titel »Voltaire und der Islam« im Amsterdamer Kulturzentrum De Balie organisiert. Es ging um die Frage, ob der Islam einen Voltaire nötig habe. Wo bleibt die scharfe Kritik am Islam? Oder muß sich der kritische Geist Voltaires im Gegenteil mit der westlichen Kultur beschäftigen?
    Um die Frage beantworten zu können, ob die Welt des heutigen Islam und die westliche Welt zusammenpassen, ist es vielleicht angebracht, die beiden Welten einmal miteinander zu vergleichen.
    Islamischer Fundamentalismus und politischer Islam sind nicht im luftleeren Raum entstanden. Sie brauchten ein Umfeld, in dem sie Wurzeln schlagen und gedeihen und in dem die überaus gefährlichen Varianten entstehen konnten, mit denen wir seit dem 11. September konfrontiert werden. Dieses Umfeld bildet der Islam, wie er heute den Muslimen in der islamischen Welt vermittelt wird. Deshalb müssen wir uns zuerst mit diesen Quellen des Islam beschäftigen. Wie groß die Unterschiede zwischen den Muslimen auch sein mögen, es ist die Lehre des Islam und die Art und Weise, wie er in der Praxis gelebt wird, die einen Nährboden für Auswüchse wie Fundamentalismus und, am Ende, auch Terrorismus abgeben können.
    In der Beilage der Tageszeitung Het Parool Letter & Geest vom 10. November macht uns der Schriftsteller Leon de Winter auf eine Reihe übler Praktiken in Teilen der muslimischen Welt aufmerksam. Auch wenn ich nicht de Winters Auffassung bin, daß quasi ein Dritter Weltkrieg im Gange ist, hat er mit seiner Beschreibung durchaus recht.
    In seiner Einleitung stellt de Winter die Ideologie, von welcher die Täter des 11. September und ihr Anhang motiviert waren, ausgezeichnet dar. Diese berufe sich auf die Quellen des Islam. Es sei eine religiöse Ideologie, deren Eckpfeiler die Begriffe »Kraft und Schwäche, Zwangsherrschaft und Erniedrigung, Ewigkeit und Endlichkeit, Reinheit und Verunreinigung« bilden und deren Ganzes ausschließlich mit göttlicher Gerechtigkeit verteidigt werde.
    Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, daß die islamische Welt stark hierarchisch gegliedert ist. Allah ist allmächtig, und der Mensch ist sein Sklave, der seine Gebote einzuhalten hat. Wer glaubt, was im Koran steht, wer an Allah glaubt und Mohammed als seinen Propheten anerkennt, steht über den Christen und Juden; diese wiederum stehen, als »Völker des Buchs«, über den Abtrünnigen und Ungläubigen. Der Mann steht über der Frau, und Kinder müssen ihren
    Eltern gehorsam sein. Menschen, die sich nicht an diese Gebote halten, müssen im Namen Gottes gedemütigt oder umgebracht werden.
    Das Leben auf Erden ist zeitlich begrenzt und dient nur dazu, daß der Gläubige seine Gottesfurcht beweisen kann, indem er die Gebote Gottes strikt beachtet und sich auf diese Weise seinen Platz im Himmel verdient. Ungläubige sind nur auf Erden, um den Gläubigen als Beispiel zu dienen, wie man nicht leben soll. Halal (das Erlaubte) und Haram (das Verbotene) sind die zentralen Begriffe in der Alltagspraxis eines Muslims. Sie gelten für jeden Muslim, überall auf der Welt, und decken alle Lebensbereiche ab. Für jeden Teilaspekt ist festgelegt, wie, was und worüber man denken, fühlen und handeln muß oder es gerade nicht darf. Diese Regeln gelten gleichermaßen für das Privatleben der Muslime wie für ihr Leben in der Öffentlichkeit. Die Scharia - das islamische Gesetz - steht über allen von Menschen gemachten Regeln und Gesetzen, und es ist die Pflicht eines jeden Muslims, so rein wie möglich nach der Scharia zu leben. Darauf spielen die Fundamentalisten ständig mit dem Hinweis an, daß das Leben gemäßigter Muslime im Widerspruch zur Lehre des Islam stehe.
    Dies alles lernen wir Muslime von Kindesbeinen an von unseren Eltern, in den Koranschulen und in den Moscheen. Muslime in Europa und den USA erhalten auch noch einen speziellen Unterricht, beispielsweise über die Schriften Yusuf Al-Qaradawis, den der Arabist Marcel Kurpershoek (im NRC Handelsblad vom 3. November) als gemäßigten islamischen Theologen und geeigneten Gesprächspartner für westliche Instanzen bezeichnet. In Wirklichkeit ist Al-Qaradawi alles andere als gemäßigt. In seinem Buch Erlaubtes und Verbotenes im Islam — das ausschließlich für westliche Muslime gedacht
    ist - schreibt er, es sei die Pflicht der islamischen Gemeinschaft, sich militärische

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