Ich klage an
Chinesinnen. Der jungen Frau, für die ich dolmetsche, werden noch einmal dieselben Fragen gestellt; auch hier wird ihr Bedenkzeit eingeräumt. Auf die Frage, ob sie den Kindsvater hinzuziehen möchte, antwortet sie: »Nein, er hatte versprochen, nicht in mich einzudringen, und er hat sich nicht daran gehalten. Ich will ihn nicht hinzuziehen.«
Sie verlangt, daß die zugenähte Stelle durch den Schwangerschaftsabbruch nicht aufreißen darf. Die Naht muß intakt bleiben. Der Arzt untersucht sie und sagt, daß dies leider nicht möglich sein wird. »Dann will ich nach der Abtreibung wieder zugenäht werden«, sagt sie.
Nach dem Schwangerschaftsabbruch sagt ihr der Arzt, sie müsse sich erst von dem Eingriff erholen und solle zum Vernähen wieder vorsprechen. Vermutlich hat sie das nicht getan. Die junge Frau hat wahrscheinlich keine Zustimmung erhalten, die Abtreibungsklinik noch einmal aufzusuchen, um sich wieder zunähen zu lassen. Das hätte dann ein anderer Arzt tun müssen; niederländische Ärzte machen so etwas nicht.
Das niederländische Sozialwesen ist auf die Probleme von Muslimen nicht hinreichend vorbereitet, wodurch es ungewollt zur Aufrechterhaltung des Jungfrauenkäfigs beiträgt. Niederländische Psychologen sind zu Recht daran gewöhnt, ihre Patienten als Individuen zu betrachten. Als Dolmetscherin habe ich erlebt, daß sie das auch bei muslimischen Frauen taten. Eine wichtige Frage war immer: »Was möchten Sie selbst?« Sehr viele Frauen konnten einfach keine Antwort auf diese Frage geben. Mucksmäuschenstill saßen sie da und zuckten mit den Schultern. »Was mein Mann sagt«, brachten sie dann schüchtern hervor, oder »Wie Allah es will«, aber es waren auch Frauen darunter, die zur Sozialarbeiterin sagten: »Wie es Ihnen recht ist.« Sie hatten nie gelernt, selbst etwas zu wollen. »Was möchten Sie für Ihre Kinder?« »Welche Entscheidung möchten Sie für sie treffen?« Aber auch das hatten diese Muslimas nicht gelernt, also wußten sie es nicht. Die Sozialarbeiter verstanden das nicht und waren verwirrt und frustriert. Ihnen blieb nichts übrig, als sie zu anderen Einrichtungen zu überweisen; doch wie oft kann man jemanden woanders hinschicken?
Auf diese Weise ist ein spezieller Zweig der Sozialarbeit entstanden, der die unschöne Bezeichnung »interkulturelle Fürsorge« (oder so ähnlich) erhalten hat. In Einrichtungen wie der Rotterdamer Saadet-Auffangstelle kümmern sich Sozialarbeiter beispielsweise um mißhandelte Muslimas. Die Frauen, die dorthin überwiesen werden, lernen allerdings nicht, wie sie sich in Zukunft besser wehren können oder wie sie selbständig werden. Nein, ein Selbstsicherheitstraining ist nur für die einheimischen Opfer von Gewaltanwendung vorgesehen. Für zugewanderte Frauen gilt die »Vermittlung« zwischen dem Opfer, seiner Familie und seinem Ehemann als einzige Lösung. Diese Einstellung der Sozialarbeiter geht auf Empfehlungen zahlreicher Interessengruppen von Zuwande-rem zurück, die sich einmal an ethnischen, dann wieder an religiösen Kriterien orientieren. Die Sprecher dieser ethnischreligiösen Einrichtungen, die vom Staat subventioniert werden, sind Männer (und erst seit jüngster Zeit einige Frauen), in deren Interesse es liegt, den Status quo aufrechtzuerhalten.
Muslimische Frauen, fordert Eure Rechte ein!
Ich wurde in Somalia geboren und wuchs in einer islamischen Familie auf. Als muslimisches Mädchen wurde ich mit einem Cousin verheiratet und sollte danach mein restliches Leben als Hausfrau und Mutter in Isolation verbringen. Doch ich bin geflohen und in die Niederlande gekommen. Das war vor zehn Jahren. In den Niederlanden konnte ich studieren und arbeiten. Hier kann ich auch meine Meinung sagen. Doch diese Meinung wird nicht immer verstanden. Oft werde ich gefragt, warum ich gerade den Islam und die Stellung der Frauen im Islam so kritisiere. Mir wird vorgeworfen, in meinen Äußerungen und Bemerkungen diese Religion zu diskreditieren. Ich schaffe angeblich ein Bild, wonach alle muslimischen Männer »dumme und gewalttätige Rüpel sind, die ihre Frauen unterdrücken«. Weiter wird mir vorgeworfen, Populisten und Rassisten in die Hände zu spielen. Man sagt, sie würden meine Äußerungen mißbrauchen, um Muslime zu unterdrücken. So sehe ich mich genötigt zu erklären, warum ich die Behandlung der Frauen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft kritisiere. Vier Gründe gibt es für meine Kritik: Mit meiner Kenntnis des muslimischen
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