Ich klage an
Glaubens und meiner eigenen Erfahrung damit kann ich hoffentlich zur Beendigung der menschenunwürdigen Behandlung muslimischer
Frauen und Mädchen beitragen. Ich bin fest von der universellen Gültigkeit der Menschenrechte überzeugt. Als Mitglied des Vorstands von Amnesty International erfüllt es mich mit Sorge, daß die große Mehrheit muslimischer Frauen immer noch dem Dogma der Jungfräulichkeit unterworfen wird. Es verlangt, daß Frauen völlig unerfahren in die Ehe eintreten. Erfahrungen mit Liebe und Sexualität vor der Ehe sind ein absolutes Tabu. Dieses Tabu gilt nicht für Männer. Generell haben Männer und Frauen keineswegs gleiche Rechte und Möglichkeiten innerhalb ihrer spezifisch muslimischen Kultur. Viele Frauen haben einfach keine Möglichkeit, ihr Leben unabhängig oder nach eigenem Gutdünken zu organisieren.
Ich verabscheue den Islam nicht. Mir ist bewußt, für welche edlen Werte die Religion eintritt, wie zum Beispiel Wohltätigkeit, Gastfreundschaft und Solidarität mit Armen und Schwächeren. Doch wenn es um Frauen geht, muß man klar sehen, daß die muslimische Religion nicht nur aus Güte und Friedfertigkeit besteht. Im Namen des Islam werden grausame und schreckliche Praktiken aufrechterhalten. Ist es nicht völlig normal, daß man sich als Bürger bemüht, solche Mißstände wie Frauenbeschneidung und Verstoßung an den Pranger zu stellen? Wenn eine angesehene Wissenschaftlerin wie Margo Trappenburg in ihrer Kolumne im NRC Handelsblad die frauenfeindlichen Vorhaben der Christdemokraten in der neuen Regierung kritisiert, wird sie kein rechtschaffener Mensch des Christenhasses bezichtigen.
Natürlich verhalten sich keineswegs alle muslimischen Männer respektlos oder gewalttätig gegenüber Frauen. Ich kenne unzählige wunderbare muslimische Männer, die ihre Mütter, Schwestern und Frauen anständig behandeln. Außerdem sind die Männer genauso Opfer dieses Kultes der Jungfräulichkeit, wenn auch nur indirekt. Sie werden dadurch nicht von einer gesunden, ausgeglichenen und gebildeten Mutter erzogen, was wiederum einen Nachteil in Hinsicht aufBildung, Beschäftigung und soziale Entwicklung darstellt.
Wegen der unverhältnismäßig starken Betonung von »Männlichkeit« in der muslimischen Erziehung und wegen der physischen und geistigen Trennung der Geschlechter haben Männer kaum Gelegenheit, die für ein harmonisches Familienleben erforderliche Kommunikationsfähigkeit zu erwerben. Daher überrascht es nicht, daß zahlreiche muslimische Frauen in den Niederlanden sich beklagen, daß ihre Männer selten mit ihnen sprechen 1 . Die Ehen, welche die Familien für die noch sehr jungen Töchter im voraus arrangieren, erlegen dem Mann eine schwere Verantwortung auf, die er nicht selbst gewählt hat - für ein Mädchen, das er kaum kennt. Das alles führt häufig zu mangelndem Verständnis, Wut und einem Gefühl der Ohnmacht. Wenn man als Mann darüber hinaus mit der Vorstellung aufgewachsen ist, daß man eine Frau schlagen darf, ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Anwendung von Gewalt. Gegenwärtig haben Frauenhäuser in den Niederlanden einen großen Zustrom von muslimischen Frauen zu verzeichnen. Es wurden sogar eigene Frauenhäuser für muslimische Mädchen eingerichtet, die aus ihrem Elternhaus fliehen.
Ironischerweise wird die Unterdrückung von Frauen zu einem großen Teil von anderen Frauen aufrechterhalten. Hier ist ein Zitat von Fatma Katirci 2 , einer türkischen Imama in Amsterdam, über den Vers im Koran, der Männern das Recht einräumt, ihre Frauen zu schlagen: »Ja, aber nicht in einem Streit darum, was an diesem Abend auf den Tisch kommt. Es muß um eine ernsthaftere Sache gehen, etwa um eine Frage der Ehre, wie zum Beispiel Untreue. Wenn eine Frau mit ihrem Verhalten den Ruf der Familie schädigt... Wissen Sie, manche Frauen lernen schon aus einem guten
Gespräch. Andere ändern ihr Verhalten erst, wenn die Betten getrennt werden, und manche verhalten sich wirklich neurotisch. Bei den letzteren kann ein kleiner Klaps das letzte Mittel sein, um ihnen den Fehler in ihrem Verhalten einsichtig zu machen. Sie dürfen mich nicht mißverstehen: Ich bin dagegen. Schlagen ist entwürdigend, doch wenn es wirklich keine Alternative gibt, muß es sein.«
Diese Äußerung macht deutlich, daß auch gebildete Frauen oft Probleme haben, Vorstellungen aufzugeben, die ihnen von Kindheit an eingeimpft worden sind. In den traditionell ausgerichteten muslimischen Gemeinschaften sind es
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