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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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Notar, stimmt’s?«
    Er lachte durchtrieben. »Wir sollten das förmliche Sie nun ad acta legen, meinen Sie nicht auch?« Hingebungsvoll knetete er Vivis nacktes Knie. »Sag doch Berthold und du. Oder, wie meine engsten Freunde mich nennen: Berthi.«
    Vivi unterdrückte einen Würgereiz, obwohl ihr die Galle bis zu den Mandeln stand. »Alles klar, Berthi!«
    Sie ahnte, dass vermutlich seine Mutter die letzte Person gewesen war, die ihn so genannt hatte. Abgesehen von der finanziellen Zweckgemeinschaft mit Werner, die so jäh beendet worden war, hatte er keine Freunde, soweit Vivi wusste. Sein Dünkel hatte einen einsamen Mann aus ihm gemacht. Die Methoden jedoch, mit denen er sich ein bisschen Leben in die Bude holen wollte, dämpften ihr Mitleid. Für diese Sorte Mann gab es nur eine Lösung: das Jenseits.
    Der letzte Widerschein der untergehenden Sonne tauchte die Weinberge in ein zauberisch rötliches Licht, als Vivis Wagen wenig später den vertrauten Feldweg nahe Eltville hochholperte. Um die Konversation musste sie sich nicht mehr bemühen, denn Berthold Seitz unterhielt sie ohne Unterlass mit seinen kompliziertesten Fällen – Immobiliengeschäften, Beglaubigungen aller Art und langwierigen Erbschaftsangelegenheiten. Da war er Spezialist. Und natürlich der Held aller Geschichten, ja er platzte fast vor lauter Ego.
    Vivi nahm es gelassen hin. Diese Beeindruckungsprosa musste sie sich nicht mehr lange anhören, falls alles gutging.
    Endlich erreichten sie den Picknickplatz, an dem Vivi früher häufig mit Werner gesessen hatte, damals, als ihre Ehe noch in Ordnung gewesen war. Doch war diese Ehe jemals in Ordnung gewesen? Rückblickend war sich Vivi gar nicht mehr so sicher. Warum hatte Werner sie immer bevormundet? Warum hatte er sie quasi enterbt? Und wann hatte er wohl mit seinen aushäusigen Sexeskapaden angefangen? Auf jeden Fall war sie nach Strich und Faden betrogen worden und blind wie ein Maulwurf gewesen. Das würde ihr so schnell nicht noch einmal passieren.
    Fünf Minuten später wähnte sich Vivi geradezu in einem Heimatfilm. Die Vögel zwitscherten schläfrig, ein lauer Wind strich durch die Weinberge, der Rhein floss tief unter ihnen vorbei. Alles sah herzzerreißend idyllisch aus. Wenn da nicht dieser Mann gewesen wäre, der sich neben ihr auf der Picknickdecke ausstreckte und achtlos das Glas Prosecco hinunterstürzte, das sie ihm reichte. Zu allem Überfluss grinste er auch noch anzüglich, als er nach einem Hühnerschenkel griff.
    »Man sagt ja, Frauen, die gut kochen, verstünden sich auch auf die Kunst des Liebesspiels, falls du mir diese direkte Ausdrucksweise verzeihst.«
    Vivi lächelte säuerlich. »Ach ja? Sagt man das?«
    »Ob diese goldene Regel stimmt, werden wir herausfinden. Offen gestanden, hast du auch keine Wahl. Ein Anruf beim Gericht, und alles fliegt auf. Bis jetzt ist keiner darauf gekommen, dass das Testament eine plumpe Fälschung ist. Da musste schon eine Koryphäe wie ich genauer hinschauen, nicht wahr, werte Sylvia?«
    Ja doch! Vivi ertrug seine ölige Selbstgefälligkeit kaum noch.
    »Du bist eben genial«, sagte sie.
    Er richtete sich bedrohlich auf, seine Stimme nahm einen metallischen Klang an.
    »Genial? Nun, ich bin ein Mann, der weiß, was er will und wie er es bekommt! Auf diese Gelegenheit habe ich lange, viel zu lange gewartet. Denk nur nicht, werte Sylvia, ich breite den gnädigen Mantel des Schweigens über diese Angelegenheit. Du bist mein – oder du wanderst hinter schwedische Gardinen.«
    Vivi hüstelte nervös. »Schon gut, erst das Essen, dann das Vergnügen.«
    Irgendetwas knackte im Gebüsch, und Vivi schrak zusammen. Wurden sie belauscht? Sie reckte den Kopf und sah sich wachsam um, konnte aber niemanden entdecken. Bestimmt nur ein Kaninchen, beruhigte sie sich.
    Sie reichte Berthold eine Tupperdose, deren Inhalt man mit Fug und Recht brisant nennen konnte. Nicht für normale Leute, aber für Berthold Seitz.
    Gierig griff er nach den Frikadellen. »Die sehen überaus knusprig aus. So wie du, wenn ich mir diese delikate Bemerkung erlauben darf. Heute werden wir uns endlich den Freuden der Fleischeslust hingeben. Ich kann es kaum erwarten!«
    Er steckte sich eine Frikadelle in den Mund und legte Vivi einen Arm um die Taille. Neckisch zerrte er an dem dünnen Stoff.
    »Mein Kind, du brauchst dich nicht zu zieren. Ich habe immer gewusst, dass du …«
    »Ja?« Aufmerksam betrachtete Vivi den kauenden Berthold, der schon etwas verändert wirkte. Sein

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