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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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kannte einen sehr, sehr einsamen Picknickplatz in den Weinbergen nahe Eltville. Von dort hatte man einen herrlichen Blick auf den Rhein. Weitab vom nächsten Ort, unbeobachtet und am Abend menschenleer.
    Während sie auf das Kinderlachen lauschte, das aus dem Vorgarten in die Küche drang, briet sie ihre berühmten Frikadellen. Allerdings wandelte sie das Rezept geringfügig ab. Dazu gehörte nicht nur die bemerkenswerte Menge an Zwiebeln, Knoblauch und italienischen Kräutern, sondern noch eine Kleinigkeit, für die Vivi ihre elektrische Mühle brauchte.
    Danach schmorte sie in Sojasauce marinierte Hähnchenkeulen, zauberte einen kleinen Salat aus Chicorée, Orangen und Zwiebeln und packte Gruyère-Käsewürfel nebst Weintrauben ein. Zuletzt füllte sie Prosecco mit Eiswürfeln in eineThermoskanne. Es würde ein Picknick de luxe werden. Berthold Seitz würde begeistert sein, der alte Schwerenöter.
    »Ein Bett im Weinberg« , summte Vivi. »Das ist immer frei, denn es ist Sommer, und was ist schon dabei …«
    Es war fast sieben, als sie ihren Wagen mit den Köstlichkeiten belud. Auch an eine Wolldecke hatte sie gedacht, denn ein Picknick zu zweit auf einer harten Parkbank wirkte sicherlich wenig vielversprechend. Dummerweise war es die Wolldecke, die einst Richards leblosen Körper vor zudringlichen Blicken beschützt hatte. Hätte sie diese Liebe retten können? Das hatte sie sich schon tausendmal gefragt. Und war immer zu demselben Ergebnis gekommen: Der Richard, den sie geliebt hatte, war eine Illusion gewesen. Wenn auch die schönste Illusion der Welt.
    Seufzend schloss sie den Kofferraum, fuhr vorsichtig aus der Garage und winkte den Kindern zu, die immer noch im Sand spielten. Um kurz nach sieben Uhr klingelte sie bei Berthold Seitz.
    »Werte Vivi!« Er hauchte ihr einen viel zu nassen Kuss auf die Wange. »Wie hübsch Sie aussehen!«
    Da hatte er wirklich recht. Vivi trug ein weit ausgeschnittenes, geblümtes Sommerkleid, ihre nackten Beine waren – Rasierer und Selbstbräuner sei Dank – die reinste Versuchung. Berthold Seitz hatte aber auch keine Mühen gescheut, diese denkwürdige Verabredung mit einer angemessenen Klamotte zu feiern. Zur Jeans mit Bügelfalten hatte er ein lila gestreiftes Oberhemd und eine blauweißgepunktete Fliege angezogen, was ihm den ersten Preis auf jeder Bad-Taste-Party eingetragen hätte. Ganz zu schweigen von der schütteren Haarsträhne, die auf seiner Glatze klebte.
    »Los geht’s!«, rief Vivi und hielt ihm die Beifahrertür ihres Wagens auf.
    Ungehalten drohte der Anwalt mit dem Finger. »Aber nein, wir nehmen meinen BMW! Ein Lenkrad in Frauenhand …«
    »… jaja, ich weiß, und in Saudi-Arabien dürfen Frauen nicht mal Auto fahren«, vollendete Vivi den Satz, während sie angespannt überlegte, was sie tun sollte. Es gab nämlich einen Grund, warum sie lieber ihren eigenen Wagen nahm. Wer konnte schon wissen, ob Berthold Seitz am Ende des Picknicks noch fahrtüchtig war?
    »Berthold, glauben Sie mir, ich liebe es, wenn ein Mann am Steuer sitzt. Doch der Weg zum Picknickplatz ist nicht gepflastert. Ihr Wagen könnte staubig werden. Meiner muss sowieso morgen in die Wäsche, da macht es mir nichts aus, wenn er schmutzig wird.«
    »Nun ja, wenn es so ist, also schön«, gab er nach.
    Habe ich ihn doch richtig eingeschätzt, dachte Vivi erleichtert. Wer einen Heiratsantrag mit einer Putzfrauenstelle verbindet, ist halt ein spießiger Saubermann.
    Ohne weiteren Kommentar stieg Berthold Seitz ein und schnallte sich an. Schon kurz nachdem sie losgefahren waren, legte er Vivi eine Hand aufs Knie, was sie unangenehm an Checker erinnerte, auch wenn der jetzt still und friedlich unter dem Sandkasten ruhte. Sie gab sich Mühe, den Anwalt mit Geschichten aus dem Hotel Miramar zu unterhalten, schwatzte und lachte wie ein kleiner Spaßvogel.
    Dabei war ihr beinahe übel. Die Sache mit Checker war gerade mal zwei Tage her, und nun sollte schon der nächste Mann dran glauben? Aber was blieb ihr anderes übrig? Dieser angeblich seriöse Jurist war alles andere als der honorige Notar,der er zu sein vorgab. Er war ein fieser Erpresser, der blasiert lächelnd zusehen würde, wie sie im Knast landete. Ein kleines, vorwitziges Teufelchen in Vivi freute sich schon darauf, den selbstgefälligen Heuchler ein für alle Mal mundtot zu machen.
    »Nur wir zwei«, gurrte Berthold Seitz. »Wusste ich’s doch, dass Sie nicht die unnahbare Schöne sind!«
    »Und Sie sind gar nicht der oberkorrekte

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