Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
sie auf Watte. Ihr war so schwindelig, dass sie Halt am Türrahmen suchen musste.
»Der Nachlassverwalter wird sich in den nächsten Tagen bei Ihnen melden«, erklärte Petersen. »Während der Ermittlungen über die Todesumstände war das Vermögen von Berthold Seitz gesperrt. Falls sich keine weiteren Verdachtsmomente ergeben, segelt das Geld noch in dieser Woche auf Ihr Konto.«
Vivis Stimme war plötzlich so heiser, dass sie nur noch krächzen konnte. »Verstehe.« Sie räusperte sich. »Falls Sie neue Erkenntnisse haben, stehe ich gern zu Ihrer Verfügung, Herr Hauptkommissar.«
»Soso, zu meiner Verfügung, das hört sich gut an«, sagte er mit einem Grinsen, das Vivi eine Spur zu frech fand.
»Du bist eine halbe Stunde zu spät, was war denn los?«, rief Ela.
Sie hatte in der Lobby auf Vivi gewartet, die mehr rannte als ging, als sie das Hotel betrat. In ihrem Kopf ging es zu wie in einem Ameisenhaufen, der Feuer gefangen hatte. Komplettes Durcheinander, sinnfreies Gewusel.
»Ach, was ziemlich Blödes hat mich aufgehalten«, antwortete sie. »Ich musste bei der Polizei antanzen, und der Typ da hat mir echt eine Klinke an die Backe gelabert.«
»Polizei?« Ela runzelte die Stirn. »Was hast du mit der Polizei zu tun?«
»Es ging um«, Vivi überlegte kurz, »na jaaa, noch mal um den Kreditkartendiebstahl.«
»Wieso? Ich dachte, die haben schon alles rauf und runter untersucht.«
»Stimmt, deshalb ist auch weiter nichts dabei herausgekommen. Doch das ist noch nicht alles!«, platzte es aus Vivi heraus. »Stell dir vor …«
»Jetzt nicht, wir haben einen Termin beim Hoteldirektor und sind total spät dran!«
Mit diesen Worten nahm Ela Vivi an die Hand und zog sie zum Lift. Es standen bereits einige Gäste darin. Nicht gerade der passende Moment, um Ela zu berichten, dass ihre beste Freundin quasi über Nacht in Millionen schwimmen würde.
Als sie den vierzehnten Stock erreicht hatten, gab Ela letzte Anweisungen. »Der Sell hat irgendwas mit dir vor, am besten, wir hören uns erst mal an, was er sagt.«
»Das kann doch nichts Gutes bedeuten«, wisperte Vivi, während sie den Flur entlanghasteten. »Will er mich etwa auch noch einmal wegen Dresens Kreditkarte in die Mangel nehmen?«
»Frag mich was Leichteres.«
Der Direktor empfing die beiden Frauen bester Laune, trotz der Verspätung. Was für ein Kontrast zu Petersens Büro, dachte Vivi, die beeindruckt den luxuriösen Raum musterte. Er war riesig, mit eleganten Möbeln ausstaffiert und wirkte eher wie eine Suite. Sie nahmen auf handschuhweichen weinroten Ledercouchen Platz.
Der Direktor bot den beiden Frauen einen Tee sowie winzige Lachssandwiches an. Aber Vivi hätte keinen Bissen runtergebracht, nicht mal mit vorgehaltener Pistole.
»Frau Bernburg, ich habe Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten«, eröffnete Maximilian Sell das Gespräch. Sein hageres Gesicht strahlte, als er Vivi und Ela zwei Mappen reichte. »Dies ist das Konzept für eine einzigartige Eventreihe, in der Marketing und Kundenbindung eine höchst effektive Allianz eingehen.«
Ela überflog schon das erste Blatt und las die Titelzeile vor: »I love cooking. Enjoy the world of delight at Miramar.«
»Und was heißt das auf Deutsch, bitte schön?«, fragte Vivi.
»An Ihrer Sprachkompetenz sollten Sie noch etwas arbeiten«, erwiderte der Direktor. »Dies ist das Konzept für einen innovativen Kochkurs, der an mehreren Samstagen in Folge in unserer hoteleigenen Küche stattfinden soll. Ich rechne mit einem gehobenen Publikum. Am Wochenende ist ohnehin nicht viel los. Mit dieser Aktion werden wir die Übernachtungszahlen steigern und gleichzeitig auf unser Restaurant aufmerksam machen, das zwar ambitioniert, doch leider viel zu leer ist.«
Vivi verschwieg ihm, was sie von den Segnungen der molekularen Küche hielt. Der Küchenchef sah es ohnehin nicht gern, dass sie manchmal nachts am Herd stand und persönlich die Leibgerichte der Gäste kochte – Gerichte, die alles andere als molekular waren.
»Eine Superidee, solche Kochkurse«, sagte Ela.
»Und warum erzählen Sie mir das?«, erkundigte sich Vivi.
»Weil ich Ihnen anbiete, die Kurse zu leiten«, sagte Maximilian Sell. »Natürlich nur, wenn Sie möchten. Ihre normale Arbeitszeit reduziert sich entsprechend, und eine kräftige Gehaltserhöhung ist auch drin.«
Jetzt war Vivi völlig entgeistert. »Aber – aber warum machen Sie ausgerechnet mir dieses Angebot?«
Der Direktor tauschte einen kurzen Blick mit Ela. »Es
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