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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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gläsernen Menschen sprach. Doch sie durfte nicht einknicken, auf keinen Fall.
    »Jetzt machen Sie aber mal halblang!«, rief sie entrüstet. »Ich hatte eine Mäuseplage! Was hätte ich denn tun sollen?«
    »Vielleicht Ihre Katze losschicken?«
    »Tiger? Einen kastrierten Kater?« Vivi schüttelte den Kopf. »Der ist so harmlos, der würde mit den Mäusen sogar sein Fressen teilen. Ohne Testosteron kein Kampfgeist.«
    Ein amüsiertes Lächeln glitt über Jan Petersens Gesicht. »Interessante These. Da kann ich ja froh sein, dass bei mir noch alles dran ist.«
    Himmel noch mal, was sollte das werden? Ein Flirt? Entnervt beobachtete Vivi eine Fliege, die an der Fensterscheibe herumkletterte und vergeblich nach einem Weg ins Freie suchte. Auch Vivi wollte nichts lieber als endlich wieder an die frische Luft. Sie hatte Mühe zu atmen.
    Wieder klickte Petersen auf die Tastatur. »Noch so ein aufschlussreicher Fakt. Einen Tag bevor André Kowalski am Kölner Rheinufer angespült wurde, sind Sie in eine Verkehrskontrolle geraten, wegen zu schnellen Fahrens. Und wissen Sie, wo?«
    Der Schreck fuhr Vivi in alle Glieder. Also hatte der junge Polizist damals doch einen Aktenvermerk gemacht. Verdammte Axt!
    Sie zuckte mit den Schultern. »Verraten Sie’s mir?«
    »Auf der Autobahn Frankfurt–Köln«, antwortete der Kommissar. »Sie waren mit hundertsechzig Sachen unterwegs, alle Achtung. Warum hatten Sie es denn so eilig, nach Köln zu kommen? Weil ein gewisser Kowalski auf Sie wartete?«
    In Vivis Hirn war die Hölle los. Was sollte sie darauf sagen? Und wann war sie noch mal gestoppt worden? Hm. Eher am Anfang ihrer makabren Tour, wenn sie sich richtig erinnerte.
    »Na ja, das könnte schon hinkommen«, gab sie zu. »Aber wieso sagen Sie, dass es die Autobahn von Frankfurt nach Köln war? Ich war vor einigen Wochen zu Besuch bei meiner Tante, die in Koblenz wohnt. Vielleicht ist es da passiert. Soweit ich weiß, führt die Autobahn von Koblenz aus weiter nach Köln. Wo ich im Übrigen noch nie war.«
    »Sieh an, Sie haben Ihre Tante in Koblenz besucht.« Der Tonfall des Kommissars nahm eine sarkastische Färbung an. »Name, Adresse? Wir müssen das natürlich überprüfen.«
    Vivi unterdrückte ein triumphierendes Lächeln. »Sie ist leider Gottes vor kurzem …«
    »… gestorben?« Petersens Stimme klang eisig.
    »Ganz recht, Herr Kommissar, ’tschuldigung, Herr Hauptkommissar. Kam übrigens weder plötzlich noch unerwartet, Tante Elfriede war vierundneunzig.«
    Eine Weile hörte man nichts außer dem leisen Brummen der Fliege. Dann verschränkte Jan Petersen die Arme hinter dem Kopf und bedachte Vivi mit einem Blick, an dem ein Sonnenstrahl abgebrochen wäre.
    »Und diese Tante war es natürlich auch, die Sie in die Lage versetzt hat, das Haus zu kaufen, in dem Sie leben? Nachdem Sie den Erbstreit mit den Kindern Ihres Mannes verloren haben? Und Ihren Stiefsohn Hans-Peter in bar bezahlt haben?«
    »Ein bisschen unheimlich ist es schon, ein gläserner Mensch zu sein, aber ich habe nichts zu verbergen«, sagte Vivi zuckersüß. »Ja, Sie haben ins Schwarze getroffen.«
    Jetzt hatte sie wieder Oberwasser. Was bedeuteten schon all die lächerlichen Einzelheiten, wenn dieser oberschlaue Polizist das Tausend-Teile-Puzzle nicht zusammensetzen konnte? Sie beschloss, in die Offensive zu gehen. Sagte man nicht, Angriff sei die beste Verteidigung?
    »Das sind doch alles nur Computerspiele! Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen!«
    Jan Petersen öffnete den obersten Knopf seines Hemds. Hui, das sah sexy aus. Doch Vivi stand nicht der Sinn nach erotischen Anregungen. Jetzt nichts wie raus hier, bevor sie sich doch noch verplapperte.
    »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber der Dienst ruft«, stellte sie fest, auf ihre Armbanduhr zeigend. Resolut stand sie auf und ging zur Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte. »Sagen Sie mal, das war doch nur so ein Ermittlertrick, als Sie sagten, Herr Seitz hätte mir was vererbt, oder?«
    Hauptkommissar Petersen lehnte sich vor und stützte seine Hände auf dem Schreibtisch ab. »Ein Ermittlertrick? Nein, Frau Bernburg, der gute Mann hat Ihnen seinen gesamten Zaster vermacht. Wie gesagt, etwa drei Millionen plus die Immobilien, deren Marktwert das Barvermögen locker vervielfachen dürfte. Sie sind jetzt eine schwerreiche Frau.«
    Drei Millionen! Eine unvorstellbare Summe! Der Boden schwankte unter Vivis Füßen. Sie hatte das Gefühl, im nächsten Moment darin zu versinken. Als stände

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