Ich komme um zu schreiben
„Bist du dir sicher, dass er dir nicht gefällt? Ich habe nämlich den Eindruck, dass er dich angafft.“
„Danke, aber ich habe im Sexualkundeunterricht ganz genau aufgepasst, als es um Geschlechtskrankheiten ging. Das muss ich mir echt nicht antun.“
„Dann ist es wohl Zeit für ein kleines Kreuzverhör. Er kommt zu uns rüber.“
Er zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und ließ sich, umgeben von einer Rasierwasserduftwolke, hineinfallen. „Hi, Ladies! Wie geht’s denn so heute Abend?“
Nach ausgiebigem „Hallo“, „Toll“, „Bestens“ und „Hervorragend“ nickte Aaron zufrieden, als wäre er ganz alleine für ihre gute Laune verantwortlich. Aus der Nähe war er sogar noch niedlicher. Seine blaugrünen Augen funkelten über hohen Wangenknochen und einer schlanken Nase. Und seine Lippen waren so weich und fein geschwungen, dass sie fast schon feminin wirkten.
Molly stellte ihn sich in einem geblümten Rüschenkleid vor und grinste.
Aaron grinste zurück. „Ich glaube, wir kennen uns noch gar nicht.“
„Ich bin Molly.“
„Hi, Molly.“ Er sah ihr in die Augen, ließ sich mit verschränkten Armen zurückfallen und zeigte dabei ganz nebenbei die dicken Muskelpakete unter den engen Ärmeln seines Polohemds. Na gut, ganz so feminin war er vielleicht doch nicht. „Ich bin Aaron.“
„Hi, Aaron“, hauchte sie mit Kleinmädchenstimme, wofür Lori ihr unter dem Tisch einen ordentlichen Tritt verpasste. Molly biss sich auf die Zunge, um ihr Lachen zu unterdrücken.
Aaron fiel nicht mal etwas auf. Er war viel zu beschäftigt damit, sie mit Blicken zu verführen.
Lächerlich. Gegen Bens herrischen Polizistenblick war das hier Kinderkram. Aaron war ein Leichtgewicht, auch wenn ihm das selbst offenbar noch gar nicht aufgefallen war.
„Bist du zu Besuch hier?“, fragte er. Dann zuckte sein Blick zu Lori, und seine Augen wurden groß. „Ach, du bist Loris Freundin?“
„Na klar“, kicherte Molly, woraufhin Lori wieder zutrat.
„Oh.“ Aaron sank sichtlich in sich zusammen, aber dann schoss sein Blick ein paarmal zwischen den beiden hin und her, und sein Bizeps spannte sich an. Sein Lächeln kehrte zurück, und zwar noch strahlender. „Loris Freunde sind auch meine Freunde. Also, wollen wir feiern oder was? Darf ich euch Mädels eine Runde ausgeben?“
Lori schnaubte: „Unsere Cocktails sind eindeutig ein wenig zu teuer für dich, Aaron.“
Er nickte völlig unbefangen. „Wie wäre es dann mit einem Pitcher Bier? Au!“ Aaron sah zu Juan auf, der ihn von hinten angerempelt hatte. „Pass halt auf!“
Für einen Mann, der ein Tablett mit drei rosafarbenen Drinks trug, in denen Kirschen schwammen, wusste Juan sehr bedrohlich zu gucken.
Aaron sah ungläubig zu, wie Juan die Gläser nacheinander servierte.
„Meine Güte“, blaffte Lori. „Mach dir keine Sorgen, Aaron, es ist alles schon bezahlt.“
„Danke, Juan“, sagte Helen freundlich.
„Ist mir doch ein Vergnügen“, flüsterte er, ohne einen Schritt von Aaron zurückzuweichen, dem er mehr oder minder im Rücken klebte. Molly bemerkte, dass er von da oben einen ganz schön guten Blick auf Helens Dekolleté haben musste, denn seine Augen glänzten verdächtig.
Aaron stieß Juan mit dem Ellbogen an, Juan schubste zurück, aber ehe sich die beiden in die Wolle kriegen konnten, schrie jemand an der Bar: „Bier!“
Juan warf Aaron einen letzten bösen Blick zu, dann verschwand er, um den Pitcher wieder aufzufüllen.
„Hey, bring uns auch noch einen Pitcher“, rief Aaron ihm hinterher. „Die Damen sind durstig!“ Dann wandte er sich wieder um und warf Molly ein strahlendes Lächeln zu. „Also, Molly …“ Als er sich vorbeugte, wurde sie von dem Weiß seiner Zähne fast geblendet. „Hast du es überhaupt schon mal mit einem Mann probiert?“
8. KAPITEL
S ex-Chatroom-Moderatorin.
Sie war keine Pornodarstellerin, und sie verdiente ihr Geld auch nicht mit Telefonsex. Das wusste Ben, weil er einen Blick durch ihr Schlafzimmerfenster geworfen hatte, als er zur Mine hochgelaufen war. Sie hatte mit ihrem Laptop auf den Knien und einer verdammt niedlichen schwarz gerahmten Brille auf der Nase auf dem Bett gelegen und eifrig in die Tasten gehauen. Und genau das hatte sie bei seinem Abstieg immer noch getan. Was machte sie da nur?
Er war fest entschlossen, es herauszufinden.
Als er die Straße überquerte, versuchte sein Gehirn gerade voller Engelsgeduld, seinem Körper zu erklären, dass er die Antwort auf all diese
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