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Ich komme, um zu spielen (German Edition)

Ich komme, um zu spielen (German Edition)

Titel: Ich komme, um zu spielen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Stückchen Erde liebte.
    Lily warf einen Blick durchs Küchenfenster. Draußen war es bereits zu dunkel, um das Toilettenhäuschen am Ende ihres kleinen Gartens zu erkennen. Hale war noch immer nicht zurück, und sie wusste nicht, was das bedeuten konnte. Hatte ihn der Erfolg oder die Niederlage aufgehalten?
    Vorsichtig berührte sie die Form mit Lammpastete, die Jenny zubereitet hatte. Sie war noch immer heiß. Wenn der Sheriff sie heute Nacht doch noch besuchte, würde sie ihm etwas zu essen anbieten können. Doch bis dahin hatte sie nichts zu tun.
    Sie wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab, legte das Kleidungsstück ab und betrat das kleine Vorderzimmer, von dem der Salon abging. Als sie die Tür öffnete und die Lampe anschaltete, breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus. Schon in zwei Tagen würde der Schreiner mit der Arbeit beginnen. Dann würden all die Bücher, die sich jetzt noch sorgfältig sortiert auf dem Boden stapelten, wieder ein Zuhause haben, und sie konnte endlich ihre kleinen Bibliothek eröffnen.
    Für eine Gebühr von fünfundzwanzig Cent im Jahr sollte jeder in der Stadt ihre Bücher leihen dürfen. Eigentlich hatte sie gar nichts verlangen wollen, aber der Bankleiter hatte sie davon überzeugt, dass man ihre Bücher als Geschenke betrachten würde, wenn sie kein Geld dafür nahm. Doch auch so hatte Lily noch das Gefühl, einen kleinen Beitrag zu dieser Gemeinschaft zu leisten.
    Die Idee war ihr erst vor einer Woche gekommen. Leider hatte sie nicht all ihre Bücher aus England mitgebracht, doch die vier Kisten, die sie bei sich hatte, würden sicher reichen, bis die nächste Fuhre eintraf. Kinderbücher, dachte sie glücklich. Sie brauchte mehr Kinderbücher.
    Kaum hatte sie sich gesetzt, um an ihrem Registersystem weiterzuarbeiten, da hörte sie Rufe aus der Ferne. Sie sprang so hastig auf, dass die Papiere in ihrem Schoß auf den Boden segelten.
    Die Rufe versiegten, doch auf der Straße hörte man noch das leise Gemurmel zweier Männer. Lily spähte durch den Vorhang ins Freie. War Sheriff Hale zurück? War er verletzt?
    Seine schwieligen Hände hatten sich so stark angefühlt, so unbezwingbar. Aber auch er war nur ein Mensch, und eine Kugel konnte ihn ebenso das Leben kosten wie jeden anderen Mann.
    Sie glaubte, Schritte auf der benachbarten Veranda zu hören, doch sehen konnte sie von hier aus nichts. Eilig lief sie nach oben, doch auch durch ihr Schlafzimmerfenster konnte sie kein Licht im Nebenhaus erkennen.
    Bestimmt ging es ihm gut, und er wusch erst einmal den Schmutz seiner mehrtägigen Odyssee von seiner Haut. Aber was, wenn er nicht mehr selbst nach Hause hatte laufen können? Was, wenn man ihn auf einer Bahre in die Stadt getragen hatte und der Arzt jetzt das Blut von seinem Körper tupfte?
    Unruhig lief Lily auf und ab. Eigentlich ging es sie ja nichts an. Sie hatte nicht einmal einen Grund, an seine Tür zu klopfen. Schmerzhaft langsam verrannen die Minuten.
    Wenn sie nur mehr herausfinden könnte!
    Kurz entschlossen eilte sie nach unten, sammelte ihre Gaben ein und schlich sich durch die Küchentür hinaus. Zwischen den Grundstücken gab es keinen Zaun, nur ein paar verwachsene, karge Büsche, an denen Lily sich leicht vorbeidrängen konnte. Nur noch ein paar Schritte mehr, und sie konnte sich auf die Zehenspitzen stellen und durch sein Küchenfenster lugen.
    Er war zu Hause! Dort stand er, aufrecht und vollkommen unverletzt! Da war Lily sich sicher, denn der Sheriff war so nackt, wie Gott ihn erschaffen hatte.
    Sie beobachtete, wie er sich mit einem tropfenden Tuch unter den Armen wusch. Wasser rann seinen Bauch hinab in das dunkle Haar, das seinen Schaft umgab. Bisher hatte sie ihn noch nicht einmal ohne Hemd gesehen, und so konnte sie der Verlockung nicht widerstehen, seinen Körper eingehend zu mustern.
    Ihr war zuvor schon aufgefallen, dass sein Geschlecht größer war als das ihres Ehemannes. Aber dass auch der Rest von ihm so anders aussehen würde, hätte sie nicht gedacht. So schmale Hüften, so eine breite Brust, und so mächtige Schultern!
    Obwohl er so kräftig war, war er viel zu schlank. Seine Armmuskulatur war sehnig und hart und stak förmlich aus seiner Haut hervor. Es gab niemanden, der ihm sein Essen bereitete, niemanden, der sich um ihn kümmerte. Lily umklammerte den Teller mit Maisbrot und die Lammpastete noch etwas fester. Ihr Leben lang hatte sie sich niemals um einen anderen Menschen kümmern müssen. Stattdessen hatten sich stets alle um

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