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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Erst wollen wir jedoch einmal eins klarstellen. Wenn jemand versucht,
Eddie Sackville umzubringen, so hindert mich das nicht daran, nachts ruhig zu
schlafen, aber wenn jemand versucht, Kate Dunne zu ermorden, dann mache ich mir
darüber Sorgen .«
    »Ich verstehe Ihre Gefühle«,
sagte er schwerfällig. »Was hat das aber mit dem Besuch bei meiner Frau zu tun ?«
    »Ich war heute
vormittag bei Charlie Renitz «, sagte ich. »Er
hatte mich am Schluß beinahe davon überzeugt, daß er so ziemlich der letzte
sei, der den Wunsch hegen könnte, Sie umzubringen. Aber seine Freundin hat eine
große Klappe, und beim Hinausgehen erzählte sie mir etwas, was mich besorgt
machte. Falls diese Geschichte wahr ist, so hätte Renitz leicht derjenige sein können, der diesen Mordversuch auf Sie unternommen hat.
Es gab nur zwei Leute, die mir bestätigen konnten, ob die Sache stimmte —
entweder Sie oder Ihre Frau .«
    »Also gingen Sie zu meiner
Frau«, sagte er langsam. »Was hat sie Ihnen gesagt ?«
    Ich zögerte einen Augenblick
lang mit einem sauren Geschmack im Mund, aber es war zu spät, um ihm etwas
anderes als die Wahrheit zu sagen.
    »Sie hat mir bestätigt, daß die
Geschichte stimmte, Eddie«, murmelte ich.
    Er gab einen mitleiderregenden Winsellaut von sich wie ein in der Falle gefangenes Tier.
Dann wandte er mir den Rücken zu und stützte sich mit den Händen auf die
Tischplatte.
    In diesem Augenblick haßte ich
mich selber wesentlich mehr, als ich Eddie Sackville je gehaßt hatte. Zum erstenmal , seit ich Sandra die Phrase
»Last der Schuld« hatte sagen hören, wurde mir einigermaßen klar, was sie
bedeutete; und ich verspürte fast zwanghaft das Bedürfnis, etwas
wiedergutzumachen.
    »Eddie?« Ich ging schnell auf
ihn zu. »Sie sehen die ganze Sache völlig verkehrt. Um Himmels willen, setzen
Sie sich und lassen Sie uns wie vernünftige menschliche Wesen darüber sprechen .«
    Ich legte sanft die Hand auf
seine Schulter und spürte, wie seine dünnen Muskeln voller Abscheu
zurückzuckten. Vielleicht war das das auslösende Moment — gleich darauf
explodierte er förmlich und in solchem Tempo, daß ich völlig verdattert war.
    Er packte die Whiskyflasche am
Hals, schwang sie hoch in die Luft und schmetterte sie mit voller Wucht gegen
den Rand des Tisches. Glas splitterte mit lautem Krach, und Eddie behielt das
obere Drittel der Flasche in der Hand. Dann fuhr ein gezackter Ring aus
zerbrochenem Glas mit mörderischer Geschwindigkeit auf mein Gesicht zu; und ich
wußte, es war keine Zeit mehr, auszuweichen. Keine fünfzehn Zentimeter von
meinem Gesicht entfernt blieb der gezackte Rand plötzlich schlagartig in der
Luft stehen, und ich brauchte mindestens zwei Sekunden, um das zu begreifen.
    Dann wurde mir langsam klar,
daß Boris mit beiden Händen Eddies Handgelenk festhielt; und ich sah, wie sich die
Venen an seiner Stirn hervorwölbten, während er den Druck ständig verstärkte,
bis Eddie vor Schmerz aufschrie. Dann lockerten sich Boris’ Hände ein wenig.
    Das Stück zerbrochener Flasche
fiel auf den Boden und rollte geräuschvoll unter den nächsten Stuhl. Boris ließ
Eddies Handgelenk los und lächelte unsicher.
    »Das können Sie ihm nicht
antun, Eddie .« Seine Stimme war belegt und klang
verschwommen, als ob er Schwierigkeiten hätte, die Worte auszusprechen. »Das
steht nicht in seinem Vertrag .«
    Eddie sackte auf dem Stuhl
zusammen, warf sich dann nach vorn, legte die Arme auf die Tischplatte und
vergrub den Kopf in ihnen.
    »Sie sind entlassen, Baker«,
stöhnte er, und seine Stimme spiegelte die Qual eines hemmungslosen inneren
Gefühlskonfliktes wider, in dem Furcht und Demütigung in wildem Kampf mit
blinder Wut und Verzweiflung lagen.
    »Raus!« Seine Faust schlug
schwächlich auf die Tischplatte. »Ihr alle — raus!«
    Ich blickte auf Boris, und er
zuckte hilflos die Schultern. Dann sagte eine fremde Stimme: »Ihr folgt beide
seinen Anweisungen. Ich kümmere mich um ihn und werde dafür sorgen, daß mit ihm
alles in Ordnung kommt .«
    Der Ton kurz angebundener
Autorität war so selbstverständlich, daß ich erst gar nicht auf den Gedanken
kam, es könnte Hal Whites Stimme gewesen sein. Ich folgte Boris zur Tür und sah
flüchtig zurück, bevor ich auf den Korridor hinausging. Hal war damit
beschäftigt, sanft Eddies Schultern zu streicheln, während er mit sanfter,
beruhigender Stimme auf ihn einredete. Was mit am meisten bewegte, war ein
Ausdruck auf seinem Gesicht, den ich zuvor noch nie bei

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