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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Dachgartenapartment am Vormittag, bis zu Eddies
musikalischem Haus in Westchester County am Nachmittag und den traumatischen
Ereignissen im Konferenzraum am Abend. Es dauerte lange, bis ich alles erzählt
hatte; und als ich schließlich soweit war, befand sich Kate immer noch im
Badezimmer.
    »Ich möchte ja nicht persönlich
werden«, rief ich gehässig, »aber was tun Sie eigentlich dort drinnen?
Winterschlaf halten ?«
    »Ich komme gleich hinaus !« rief sie.
    »Die Frühlingsblumen im Central
Park auch !« knurrte ich.
    Es dauerte nur noch eine
weitere Viertelstunde, bevor sich die Badezimmertür tatsächlich öffnete und
Kate ins Zimmer trat.
    »Hallo!« Sie lächelte nervös.
»Es tut mir leid, daß ich Sie habe warten lassen, Darling .«
    Ich öffnete den Mund, um etwas
zu sagen, aber es kamen keinerlei Worte heraus. Statt dessen starrte ich sie nur an. Ihr weizenblondes Haar schimmerte und umtanzte in
Glanzlichtern ihr Gesicht und ihren Hals. Ihre babyblauen Augen funkelten
voller Wärme, während sie mich anblickte, und ihre Haut strahlte lustvolle
Vitalität aus. Kate war wunderbar und herrlich lebendig — dank mir, wie mir
plötzlich klar wurde, obwohl ich es nicht zu glauben wagte.
    Aber es war wahr. Es zeigte
sich in jeder Bewegung, in jeder Geste, in der Wärme ihrer Stimme und dem
Funkeln ihrer Augen.
    »Ich freue mich so, Sie
wiederzusehen, Larry«, murmelte sie. »Ich wußte nicht, daß ein Tag so lang sein
kann !«
    »Ich habe bis jetzt nie gewußt,
wie schön Sie sind«, sagte ich ruhig. »Ich bin verrückt nach Ihnen, Kate .«
    »Ah — !« Sie vollführte eine
graziöse Pirouette auf dem Teppich, so daß sich das Unterteil ihres Morgenrocks
für einen Augenblick bauschte. »Ich bin froh, daß Sie das gesagt haben, Larry
Baker, ich habe schon angefangen zu befürchten, ich würde es überhaupt nie zu
hören kriegen .«
    Sie rannte in meine Arme, und
unsere Lippen schienen in einer weißen, immer höher auflodernden Flamme der Leidenschaft ineinander zu verschmelzen. Kuß und Umarmung waren nur
der Beginn; das wußten wir beide und frohlockten bei dem Wissen um kommende
Ekstase. Aber dann löschte der Zerstörer der Würde, des inneren Gleichgewichts,
der Privat- und Intimsphäre des Mannes — und aller Zivilisation überhaupt —
unsere herrliche, weißglühende, tanzende Flamme mit einer plötzlichen
schrillen, ungeduldigen Forderung nach Aufmerksamkeit, die nicht ignoriert
werden konnte.
    Mit einem Wort, das Telefon
klingelte.
    Beim dritten Klingeln wandte
Kate zögernd den Kopf von mir ab und löste sich sanft aus meinen Armen.
    »Es nützt nichts, Darling .« Sie zuckte hilflos die Schultern. »Wenn ich diesen
verdammten Hörer nicht abnehme und mich melde, wird wahrscheinlich innerhalb
der nächsten fünf Minuten eine ganze Rotte Polizisten hereingestürzt kommen .«
    Sie setzte sich aufs Bett und
nahm den Hörer des danebenstehenden Telefons ab. Ich tastete nach einer
Zigarette, zündete sie ungeschickt an und versprach mir selber, daß ich, sofern
ich je die Möglichkeit hätte, eine Maschinerie zu bedienen, mittels derer man
die Zeit aufheben konnte, mich geradewegs in das erste Lebensjahr Alexander
Beils zurückversetzen ließe, um ihn in seiner Wiege zu erwürgen.
    Dann — mit der unerforschlichen
Logik des menschlichen Gehirns — ertappte ich mich bei der Überlegung, ob Eddie
sich inzwischen erholt oder ob man bereits mit der Zwangsjacke unterwegs zu
seinem Apartment sei? Und wieso der Teilnehmer an dem Telefongespräch die
Unterhaltung völlig an sich gerissen habe, denn Kate erwiderte nur mit
gelegentlichen einsilbigen Worten. Und wer wohl der Handelsvertreter gewesen
war, der Sandra regelmäßig besucht hatte und von dem die Wächter gesprochen
hatten, als mein Motor abgestorben war? Und warum ich, obwohl ich so verrückt
auf Kate war, nach wie vor ein stilles Bedauern hegte, nie herausgefunden zu
haben, wie sich eine völlig aufgetaute Schneekönigin gebärdet? Ich wollte, ich
wäre mir über Charlie Renitz völlig im klaren gewesen — war er ein halb guter, halb schlechter oder
war er ein durch und durch schlechter Bursche? Ich wollte, ich hätte mir da ebensoschnell klarwerden können wie bei diesem Luther. Das
war eine wirkliche Bedrohung für die Menschheit, wenn ich je eine gesehen
hatte! Ich ignorierte die unhöfliche Bemerkung einer Stimme irgendwo in meinem
Inneren, daß ich über keinerlei Erfahrung in der Beurteilung von wirklichen
Bedrohungen für die Menschheit

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