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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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andauerte, bis die Live-Sendung in den Äther strahlte. Eddies Show
war so ungefähr die letzte Show beim Fernsehen, die Live gesendet wurde — er
war gegen alle Vorschläge, sie vorher aufzunehmen, stocktaub — , und so wurde
sie immer in einer Atmosphäre nervöser Erschöpfung gesendet. Dieser Mittwoch
versprach noch endloser zu werden, denn Eddie hatte für zehn Uhr morgens eine
Probe für den Blutunterlaufene-Auge-Sketch im Hotel angesetzt. Die
Kameraeinstellungen, die Kreidemarkierungen auf dem Boden, die dem Ensemble
klarmachten, wo sie gehen und stehen mußten, könnten warten, bis wir im Studio
einträfen, hatte Eddie großmütig gesagt. Aber er wollte diese Probe am
Vormittag, komplett mit allen Requisiten, so daß er versuchen konnte, den Rest
des Ensembles ein Mindestmaß an Darstellungskunst zu lehren.
    Ich kam ungefähr eine
Viertelstunde zu früh und stellte fest, daß lediglich Eddie Sackville und Boris
anwesend waren. Sie standen beide da und starrten einander bösartig an.
    »Na«, sagte ich freundlich, »da
komme ich — unvorbereitet und unfähig .«
    Aus der Art und Weise, wie sie
mich beide ignorierten, entnahm ich, daß ich mit meinem Eintritt irgendwie in
die falsche Dimension geraten war.
    »Es ist einfach falsch«, sagte
Boris rundheraus. »Sogar in einer Komödie, als Spaß — Sie können einfach keinen
Polizeibeamten umbringen .«
    »Quatsch !« sagte Eddie durch die Nase. »Das Ganze ist von A bis Z ein einziger Witz, und
die Polypen werden vor Lachen sterben, wenn sie’s sehen! Wieso haben Sie es
sich überhaupt plötzlich in Ihren Dickschädel gesetzt, hier den Oberlehrer zu
markieren ?«
    Boris nahm zum erstenmal meine Anwesenheit zur Kenntnis. »Hast du das Ende
des Sketchs geschrieben, Larry ?« fragte er. »Wo der Polizeilieutenant umgebracht wird ?«
    »Nein«, gestand ich. »Das war
Eddies Idee als Schlußgag .«
    »Mir gefällt das nicht«, sagte
er und schüttelte traurig den Kopf.
    »Es ist komisch«, sagte ich und
mußte mich innerlich gewaltig verrenken, um das vor Eddie laut zuzugeben.
    »Die Szene bleibt drin«, sagte
Eddie mit schneidender Stimme. »Wo, zum Teufel, stecken denn die übrigen ?«
    Wie auf ein Stichwort hin
öffnete sich die Tür, und ein anderer trat herein. Eine vertraute Gestalt —
einmal gesehen, niemals vergessen — mit dunklem Hut und graugrünem Mantel. Der
magere Totenschädel war wieder da.
    »Sackville«, flüsterte er,
»Charlie möchte eine Antwort haben .«
    »Ach nein! Wirklich ?« sagte Eddie mit rotem Gesicht.
    »Charlie sagt, die Zeit wird
knapp für Sie .«
    Eddie gab tief in seiner Kehle
einen Laut von sich, der dem Kollern eines Truthahns glich, und bellte dann:
»Sagen Sie Charlie, er soll in der Hölle verfaulen — und für Sie gilt das
gleiche !«
    »Ist das endgültig ?«
    »Das ist endgültig !« schrie Eddie. »Und jetzt scheren Sie sich zum Teufel,
bevor ich die Polizei rufe !«
    Das ausgemergelte Individuum
zuckte flüchtig die Schultern und ging wieder auf die Tür zu. Dort blieb es
einen Augenblick lang stehen und blickte mit einem seltsam starren Blick über
die Schulter auf Eddie zurück.
    »Dann soll ich Ihnen von
Charlie Lebewohl sagen«, flüsterte er. »Und er wird Blumen schicken .«
    Die Tür schloß sich sachte und
lautlos hinter ihm. Eddie zog sein Taschentuch heraus und betupfte sich nervös
das Gesicht.
    »Dieses verrückte Aas !« sagte er, und das nasale Winseln in seiner Stimme war
ausgeprägter denn je. »Wen glaubt er hier eigentlich zum Narren halten zu
können ?« Seine Hand zitterte, als er das Taschentuch
wieder einsteckte.
    Dann strömte eine ganze Menge
Leute in den Raum, und Eddie war sofort wieder so widerwärtig wie eh und je;
schrie sie an, daß sie bereits eine halbe Minute zu spät kämen und ob sie
vergessen hätten, daß Mittwoch Show-Tag sei, und wie ihnen es wohl zusagen
würde, wenn er den Zahltag am Ende des Monats vergäße.
    Eine Stunde später hatte Eddie
es erfolgreich geschafft, daß sowohl Kate Dunne als auch Frieda Ansel in Tränen ausbrachen, Hal White nahe am
Nervenzusammenbruch war und Neil LeFoe innerlich vor
Mordlust zitterte. Eddie sah beinahe glücklich aus.
    »Okay, ihr Idioten«, verkündete
er, »wir spielen den ganzen Sketch noch einmal von Anfang an durch — diesmal
mit Requisiten .«
    Boris blickte mich fast unter
Tränen an. »Seit neunundvierzig Jahren habe ich die Erinnerung an den Zaren in
Ehrfurcht hochgehalten«, sagte er mit gefühlvoll zitternder Stimme, »und

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