Ich krieg die Krise! (German Edition)
hielten sich nicht mehr an den einfachen Rhythmus vom Twist und vom Cha-Cha-Cha. Ihnen reichten zwei Auftritte pro Woche im örtlichen Folk-Café nicht mehr, sondern sie mussten ihre Musik vermarkten. Schrieben erst einen Businessplan, bevor sie ihre Gitarre einstöpselten, kauften lieber ein Spreadsheet als eine einfache Wolldecke … jetzt verstehe ich es selbst auch nicht mehr, aber es füllt.
Ich persönlich rate Ihnen und meinen Kabarettisten-Kollegen, Ihr mühsam verdientes Geld in Gold anzulegen. Das habe ich selbst auch gemacht und dann kein Gold auf Papier, sondern the real thing. Also frisch aus den Mienen, in Barren von einer Unze oder Münzen und dann hopp in den Schrank oder an einen geheimen Ort im Harz oder in den Safe einer Bank, die einen auch noch reinlässt, wenn alle anderen Banken pleite sind. Es ist natürlich toll, den ganzen Tag Witze zu erzählen und Leute zum Lachen zu bringen, aber man muss auch realistisch bleiben. Ein Narr ist seit jeher derjenige, der der Wahrheit ins Auge sieht und dem Fürsten diese Wahrheit in der Form eines Witzes oder Practical Joke präsentiert, aber es sollte schon so sein, dass der Narr als Letzter lacht und nicht vom Fürsten beschissen wird. Kaufen Sie also Gold oder ein Haus oder noch besser: Kaufen Sie für 30.000 griechische Euros 200 Kilo Weizen- und/oder Haferkörner. Wenn man nichts mehr zu essen hat, dann ist Hafer die perfekte Lösung. Vorausgesetzt man verfügt über eine handbetriebene Eschenfelder Hafermühle. Jeden Morgen bewirte ich meine drei Kindern und meine Frau mit einer Handvoll Haferflocken in warmer oder kalter Milch oder in Joghurt mit Honig. Damit kommt man den ganzen Tag durch und wenn es sein muss jahrelang. Hafer enthält alles Wichtige, er ist gut fürs Cholesterin und für den Kack-Prozess. Er reinigt den Mastdarm und fördert das Wiehern. Haben Sie jemals ein Pferd gesehen, das Probleme mit seinem Cholesterin hatte? Kann ich mir nicht vorstellen. Der große Erfolg von Anky van Grunsven und Isabell Werth kommt durch den Hafer. Man bekommt davon schöne Zähne (sehen Sie sich Isabell Werth an) und man bleibt gut im Sattel sitzen (das sieht man an Anky). Ich verstehe auch sehr gut, dass ihr Djokovic viel lieber ohne Sattel läuft. Sich herrlich im Rhythmus der Musik bewegen, unter dem Gesäß von Anky, zur Pferdepolonaise von Chopin. Pferde sind sehr musikalisch. Es ist Ankys Schuld, wenn sie aus dem Takt kommen, genau wie in dem alten Liedchen: »Zwischen linkem und rechtem Bein, da kann man so glücklich sein, denn es passiert hier außer Sicht, nur meine Anky fühlt es nicht.«
Am besten können Sie natürlich in Kunst investieren. Nicht in Kabarett, sondern kaufen Sie zum Beispiel etwas von Alex Katz, der ist schon weit über 70 und wird bald also noch teurer werden. Oder Chantal Joffe, Michael Kirkham, George Condo oder Jan Knap, alles Künstler, deren Werke bei mir zu Hause die Wände schmücken und nicht allzu teuer sind. Kaufen Sie auch etwas von meinem guten und einzigen Freund Anton Henning, dem Berliner Künstler. Ich weiß zufällig aus erster Hand, dass er zwar noch zu essen hat, aber dass es doch alles schwieriger wird und er jetzt auch direkt aus seinem Atelier an Freunde verkauft, Sie können also bei mir bestellen. Ich nehme nur 20 Prozent, das ist also nicht viel, und ich komme es höchstpersönlich bei Ihnen zu Hause abliefern und bleibe im Anschluss drei Tage zu Besuch, alles im Preis inbegriffen. Zum Frühstück hätte ich dann natürlich gerne Haferflocken, aber bitte von Ihnen persönlich vorgekaut und so in meinen Mund gespuckt, während Sie auf dem Rand des von Ihnen selbstgewebten Vogelnestes sitzen … Sie dürfen gurrende Geräusche machen und während dem Kauen ab und zu Hans … Hans … Hans sagen, aber schon anständig, denn schließlich haben wir eine Krise und der Feind lauert überall.
Anton Henning, merken Sie sich den Namen … in Berlin wird er von Arndt & Partner und der Galerie Wohnmaschine vertreten. Und von noch ein paar anderen Galerien, aber die haben auch Schwierigkeiten durch die Krise und rufen jetzt selbst Kunden wie mich an, um ihre nicht verkauften Werke an den Mann zu bringen. Aber das funktioniert bei Kunst nicht … wenn sie dich anrufen, will man eigentlich schon nichts mehr kaufen. Nun sollte ein Künstler anti-materialistisch sein, denken die Leute … der lebt vom Wind, einem Glas Wein oder trendy Absinth und etwas Olivenbrot, verzehrt in einer zugigen Dachkammer, in
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