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Ich lebe lieber hier und jetzt

Ich lebe lieber hier und jetzt

Titel: Ich lebe lieber hier und jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Was war passiert?
    Kein Kommentar.
    »Glaub mir, Süße, wenn du das
trinkst, geht es dir besser.« Rebecca kniete sich hin und stützte Blairs Kopf
wie eine Mutter, die ihrem kranken Kind eine kräftigende Brühe einflößt. »Das
ist unser Geheimrezept.«
    Ach, na dann.
    Blair rappelte sich noch einmal
auf und kippte die dickflüssige rote Plörre mit Todesverachtung herunter. Sie
schmeckte nach Wodka und Kartoffelchips mit Barbecue- aroma.
    Brrr!
    »Wenn der Ansatz nachwächst,
sehen die Haare gleich viel besser aus«, versicherte Rebecca ihr. »Und
vielleicht solltest du die Augenbrauen auch noch blond färben, damit alles
besser zusammenpasst.«
    Blair hatte ihre Haare ganz
vergessen. Sie erinnerte sich, dass sie jetzt blond waren oder zumindest irgendetwas
in Richtung Blond, brachte es aber nicht über sich, in den Spiegel zu gucken.
Das würde sie sich erst antun, wenn sie wieder zu Hause war, also in unmittelbarer
Nähe des Red Door Salon von Elizabeth Arden. Rebecca würde ihr wohl eine Mütze
leihen müssen.
    Im Zimmer befanden sich zwei im
rechten Winkel zueinander aufgestellte Hochbetten, damit die vier Freundinnen
die ganze Nacht hindurch bequem plappern und kichern konnten. Die Betten waren
leer.
    »Wo sind die anderen?«,
krächzte Blair. Ihre Mundhöhle fühlte sich an wie mit Nagellack ausgemalt.
    »Bagels holen.« Rebecca band
sich die Haare zu einem straffen Pferdeschwanz. »Sonntags frühstücken wir immer
mit Bagels und hecheln die Typen durch, mit denen wir am Wochenende hätten
schlafen können, es aber nicht getan haben.«
    Bestimmt ein herrlicher Spaß.
    Blair war zu verkatert, um über
Typen oder Bagels zu reden. »Ich muss nach Hause«, murmelte sie. Zu Hause konnte
sie im Bett liegen, alte Filme schauen und Myrtle würde ihr ein
Frühstückstablett mit Croissants bringen. Sie konnte Nate eine böse Mail
schreiben. Und sie musste nicht auf das abartige Osterhäschen-Mobile schauen,
das die Mädchen aus roten Kondomen gebastelt und an die Decke ihres Zimmers
gehängt hatten.
    »Du gehst aber nicht, bevor die
anderen nicht wieder da sind«, sagte Rebecca streng. Sie hockte sich neben
Blair auf das untere Bett, zog den Reißverschluss eines metallicpinken
Nagelmäppchens auf und begann, mit einem spitzen Edelstahl-Werkzeug ihre
Zehennägel zu säubern. »Wir müssen dir doch noch unseren Schlachtruf
beibringen.«
    Blair beschloss auf der Stelle,
sich unbedingt ein Einzelzimmer zu nehmen, sollte sie jemals in die Verlegenheit
kommen, in ein Studentenheim ziehen zu müssen. Sie wollte auf keinen Fall
ständig mit einer Horde Mädchen zusammensitzen, die in ihren Zehen
herumstocherten oder Mobiles aus Parisern bastelten. Sie war seit der ersten
Klasse auf einer Mädchenschule und hatte so viel weibliche Gesellschaft
genossen, dass es für ein Leben reichte, vielen Dank.
    Sie hievte sich hoch und
versuchte, trotz des babyblauen Powerpuff-Girl-Nachthemds, das Gaynor ihr geliehen
hatte, einigermaßen Würde zu bewahren. Sie musste dringend unter die Dusche und
danach dringend nach Hause. Wobei... auf die Dusche konnte sie verzichten.
Duschen bedeutete, ins Badezimmer gehen zu müssen, wo es einen Spiegel gab -
und sich im Spiegel anzuschauen war etwas, das sie unter allen Umständen
vermeiden wollte.
    Als sie in ihre Jeans schlüpfte
und der Stoff ihre wund rasierten Waden berührte, verzog sie schmerzerfüllt das
Gesicht. Dann zog sie das Nachthemd aus und die weiße Leinenbluse an, die
eigentlich viel zu adrett aussah, dafür dass ihr so kotzübel war. Sie hängte
das Nachthemd über die Rückenlehne eines Schreibtischstuhls. »Ich muss jetzt echt los«, verkündete sie
entschlossen. Auf dem Boden lag eine graue Georgetown-Baseballmütze. »Ist das
deine?«, fragte sie.
    »Nimm sie ruhig«, sagte Rebecca
großzügig.
    Blair bückte sich danach und
setzte sie auf. »Sag den anderen Danke und schöne Grüße.«
    In diesem Moment schwang die
Tür auf und Forest, Gaynor und Fran stürzten mit Papiertüten voll warmer,
frisch gebackener Bagels und dampfenden Kaffeebechern ins Zimmer. Blairs von
Hunger und Alkohol geschwächter Magen zog sich bedrohlich zusammen.
    »Willst du etwa schon
fahren?!«, kreischte Forest. Sie ließ die Tüten fallen und stürzte sich auf
Rebecca und Blair. »Los, Schwestern. Kreis bilden!«
    Blair presste die Lippen
aufeinander, damit die Kotze nicht zwischen den Zähnen hervorquoll. Sie war zu
schnell aufgestanden. Und vielleicht hätte sie die Bloody Mary nicht

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