Ich leg dir die Welt zu Fuessen
angeregt plaudernd mit einer Blondine im langen schwarzen Kleid, die verzückt an seinen Lippen hing.
So, wie er es gern hat, dachte Lizzy und spießte wütend eine Garnele auf. Auch sie hätte ihn beinahe angehimmelt wie ein verknallter Teenager, nur weil er sie geküsst hatte.
Jetzt wandte er den Kopf und sah direkt in ihre Richtung. Seine Augen wurden schmal, als er Freddy und sie in trautem Einvernehmen dort sitzen sah. Ungerührt erwiderte Lizzy seinen Blick, rückte sogar noch etwas näher an Freddy heran, als wäre sie völlig fasziniert von dem, was er erzählte. Wie sie mit halbem Ohr mitbekam, ging es gerade um die Frau, mit der er vor drei Wochen Schluss gemacht hatte.
Louis starrte sie über den Rand seines Weinglases unverwandt an, sie starrte zurück. Schließlich warf sie ihr Haar in den Nacken und wandte sich ab, doch ihre Nerven spielten verrückt.
Würde Louis die Nacht mit der Blondine verbringen? Sie passten gut zusammen, waren beide groß und schlank, ausgesprochen gut aussehend und strahlten die souveräne Selbstsicherheit aus, die mit Schönheit und Reichtum einherzugehen schien.
Mit anderen Worten: das ideale Paar.
Lizzy hörte kaum hin, als Freddy sich jetzt bewundernd über ihre Schwester Leigh äußerte, die in der Zwischenzeit einen noch größeren Kreis von Verehrern um sich geschart hatte. Sie war plötzlich nur noch müde, sehnte sich nach London und ihrem eigenen Freundeskreis zurück. Louis war ihr entschieden zu nahe gekommen. Sie brauchte die Sicherheit ihres vertrauten Alltags.
Entschlossen erhob sie sich, stellte behutsam ihr Glas auf den Tisch. Freddy schien ihren Aufbruch gar nicht zu bemerken.
Schnell verließ sie den Saal, wobei sie einen großen Bogen um ihre Schwestern machte, die nun wieder zu zweit waren. Gerade war Maisie, eine Flasche Champagner schwenkend, zu den anderen zurückgekehrt und wurde mit lauten Beifallsstürmen begrüßt.
Louis war spurlos verschwunden. Wahrscheinlich kam er gerade seiner blonden Begleiterin näher und dankte dem Schicksal, das ihn davor bewahrt hatte, auf eine der grässlichen Sharp-Schwestern hereinzufallen.
Völlig verstrickt in ihre trüben Gedanken, merkte sie gar nicht, dass sie geradewegs auf ihn zulief. Seine Hände schlossen sich wie Schraubstöcke um ihre Oberarme. Es gab kein Entrinnen.
6. KAPITEL
Direkt neben Louis tauchte wie durch Zauberhand ihre Mutter auf, die Lizzy den ganzen Abend über nicht zu Gesicht bekommen hatte. Grace Sharp schien sich köstlich amüsiert zu haben, trug ein keckes Hütchen auf dem Kopf und ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Das allerdings schlagartig erlosch, als sie ihre Tochter erblickte.
Lizzy straffte die Schultern und befreite sich aus Louis’ Griff.
„Wo ist Dad?“, fragte sie streng.
„Er holt sich einen Nachschlag. Das Essen ist einfach köstlich!“ Grace bedachte Louis mit einem bezaubernden Lächeln, das dieser höflich erwiderte. „Hast du getrunken, Lizzy? Du wirkst etwas angegriffen.“
Sie war dankbar für den Vorwand, den ihre Mutter ihr lieferte. „Ich fühle mich tatsächlich nicht ganz wohl, Mum“, erwiderte sie, ohne Louis eines Blickes zu würdigen. „Aber ich will euch nicht den Spaß verderben. Ich dachte, ich nehme den Wagen, und ihr fahrt später mit den Robinsons zurück. Bei Maisie und Leigh werden sich die Jungs darum reißen, sie nach Hause bringen zu dürfen.“
„Du willst doch nicht etwa schon gehen?“ Grace Sharp klang so ehrlich entsetzt, als hätte ihre Tochter angekündigt, nackt auf dem Tisch tanzen zu wollen. „Es ist noch nicht mal Mitternacht!“
„Kein Problem, Mrs Sharp“, warf Louis liebenswürdig ein. „Wenn Lizzy sich nicht wohlfühlt, sollte sie selbstverständlich schon aufbrechen.“
Lizzy musterte ihn irritiert.
„Ich sorge dafür, dass sie sicher nach Hause kommt. Es sei denn …“, er warf ihr einen fragenden Blick zu, „… sie möchte hier übernachten. Es wäre allerdings nicht ganz so ruhig wie beim letzten Mal, denn wir haben zahlreiche Übernachtungsgäste.“
„Danke, ich fahre nach Hause.“
„Sie haben Champagner getrunken.“
Lizzy war erleichtert, dass Louis sie in Gegenwart ihrer Mutter siezte. Das vertrauliche Du würde sie ganz sicher zu wilden Vermutungen verleiten.
„Sie auch.“
„Zwei Gläser, über den Abend verteilt, und dazwischen jede Menge Wasser.“ Er wandte sich wieder an ihre Mutter. „Mrs Sharp, ich bringe Ihre Tochter wohlbehalten nach Hause. Bleiben Sie hier, und genießen
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