Ich leg dir die Welt zu Fuessen
konnte ihn ja schlecht hinauswerfen. Außerdem war er um einiges größer und stärker als sie.
„Ich kann schon verstehen, warum deinen Eltern so viel daran liegt, deine Schwester mit Nicholas zu verheiraten. So ein Haus gibt man nicht gern auf.“ Er war unbemerkt hinter sie getreten, und sie zuckte zusammen.
„Kaffee?“ Sie hatte nicht die Absicht, das heikle Thema erneut mit ihm zu diskutieren. Obwohl er plötzlich gar nicht mehr feindselig wirkte. Dafür umso anziehender. Irgendwo zwischen Diele und Küche musste er seinen Mantel abgelegt haben. Er sah einfach hinreißend aus. Verwegen und sündhaft sexy.
Ihre Hand zitterte, als sie ihm den Kaffee reichte: schwarz und ohne Zucker, wie er ihn gern mochte. Sie wunderte sich selbst, dass sie sich dieses Detail gemerkt hatte.
„Ich sah dich mit Freddy plaudern“, bemerkte er beiläufig, während er am Küchentisch Platz nahm. Es hatte ihn rasend gemacht, die beiden zusammen zu sehen. Um ein Haar wäre er dazwischengegangen.
„Ja, wir haben uns unterhalten. Ich mag ihn.“
„Worüber?“
„Das geht dich nichts an.“
„Lass lieber die Finger von Freddy. Er ist auf der Suche nach einer reichen Frau, die ihm den Lebensstil bieten kann, der ihm seiner Meinung nach zusteht.“
„Ich wusste, dass du so etwas sagen würdest. Du siehst in jedem nur das Schlechteste.“
„Und falls er sich für eine deiner Schwestern interessieren sollte“, fuhr er ungerührt fort, „würde ich sie an deiner Stelle warnen. Er amüsiert sich eine Zeit lang mit ihr und lässt sie dann eiskalt sitzen. Langfristig mag er nur Frauen mit Geld. Viel Geld.“
Lizzy, die ihm gegenübersaß, lehnte sich vor und musterte ihn eisig, einen verächtlichen Zug um den schönen Mund. „Und das sagst ausgerechnet du?“ Zufrieden registrierte sie, wie er blass wurde.
„Was soll das heißen?“
„Was glaubst du wohl?“ Vielleicht hatte sie den Bogen etwas überspannt, aber sie würde auf keinen Fall klein beigeben.
„Glaub mir, Freddy ist ein Blender.“
„Komisch, etwas Ähnliches hat er von dir auch behauptet.“
„Also ging es bei eurem vertraulichen Plausch um mich? Ich wusste gar nicht, dass ich so interessant bin.“
„Bist du auch nicht.“
„Was hat er sonst noch gesagt? Ich wette, er hat dir das Märchen von dem versprochenen Geld erzählt, das er nie erhalten hat, weil ich der böse, böse Wolf bin.“
Lizzy, die eigentlich keine Klatschtante war, fühlte sich ertappt. „Es ist normalerweise nicht meine Art, über andere herzuziehen, wenn sie nicht dabei sind.“
Louis sah sie nachdenklich an. „Das habe ich auch nicht angenommen.“
„Ich hatte mich nur über dich geärgert, und da kam Freddy gerade recht.“
Das besänftigte ihn. Seine Eifersucht verflog.
„Und er hat tatsächlich etwas von dem Geld erzählt, das ihm zusteht.“
„Willst du die andere Seite der Geschichte hören, oder ist es dir zu riskant, die Dinge mal aus meiner Perspektive sehen zu müssen?“ Interessiert beobachtete er, wie sie unschlüssig die Lippen schürzte.
„Ich interpretiere das als Einverständnis“, sagte er trocken, nahm einen letzten Schluck Kaffee und erhob sich. „Freddys Vater Samuel hat unserer Familie treue Dienste geleistet. Und lass uns jetzt bitte nicht über das moralische Für und Wider eines solchen Arbeitsverhältnisses streiten“, kam er jedem Einwand zuvor. „Ich weiß, ein Butler, der zur Familie gehört, ist nicht mehr ganz zeitgemäß, aber er hatte eine unkündbare Stellung und konnte sicher sein, dass seine Angehörigen versorgt sind.“
„Samuel“, fuhr er fort, rastlos in der behaglichen Wohnküche mit ihrem riesigen grünen Kachelofen auf und ab wandernd, „machte sich große Sorgen um seinen Sohn. Je älter Freddy wurde, desto schwieriger wurde er. Mein Vater verfügte in seinem Testament, dass Freddy nach dem Tod seines Vaters finanzielle Unterstützung erhalten solle, allerdings unter meiner Aufsicht. Außerdem legte er fest, dass Freddy ein lebenslanges Wohnrecht im Cottage bekam. Als Samuel starb, musste ich eine Entscheidung treffen.“
Er blieb direkt vor Lizzy stehen, fuhr sich durch das Haar und musterte sie düster. Schuldbewusst sah sie zu ihm auf. Sie hatte die Sache wirklich zu einseitig betrachtet. Nur weil sie darauf erpicht war, ihn in ein schlechtes Licht zu rücken.
„Freddy hat recht, ich habe ihm das Geld nicht gegeben. Ich konnte es ihm doch nicht in die Hand drücken und zusehen, wie er es mit vollen Händen
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