Ich leg dir die Welt zu Fuessen
zum Fenster hinauswarf! Zu jener Zeit hatte er Gefallen an allen möglichen Drogen gefunden. Ich steckte ihn in eine Entziehungskur und vermittelte ihm eine Stelle in meiner Firma. Natürlich war er nicht besonders dankbar für die Chance, sein Geld mit ehrlicher Arbeit zu verdienen, nachdem er erwartet hatte, alles umsonst zu bekommen.“
Er sah Lizzy kurz an, ehe er fortfuhr. „Wenige Tage nach dem Tod seines Vaters hatte er mir außerdem erklärt, er wolle sich nicht auf dem Land langweilen, sondern in London leben. Seither zahle ich die Miete für sein Apartment.“
Lizzy schlug die Augen nieder, doch der Anblick von Louis’ langen muskulösen Beinen in der maßgeschneiderten Hose war nicht weniger beunruhigend als der seines schönen, entschlossenen Gesichts.
„Freddy lässt sich nur hin und wieder mal im Büro blicken, aber meine Leute behalten ihn im Auge“, setzte Louis hinzu. Lizzy fand, dass er in Anbetracht der Umstände erstaunlich großzügig mit der Sache umging. „Ich hatte schon erwartet, dass er mich wieder um Geld bitten würde.“
„Und das stört dich nicht?“
„Natürlich stört es mich, aber ich betrachte es als eine Ehrenschuld seinem Vater gegenüber, ihn zu unterstützen. Solange sich seine Ausgaben in einem vertretbaren Rahmen bewegen.“ Louis beugte sich über sie, stützte sich auf der Armlehne ihres Stuhls ab und sah ihr direkt ins Gesicht. „Und was das Thema Frauen angeht: Ich bin nicht auf der Jagd nach einer reichen Erbin. Freddy hingegen schon. Lass dich mit ihm ein, und er bricht dir das Herz.“
„Mir?“ Lizzy lachte, ein warmes dunkles Lachen, das ihm zu Kopf stieg wie ein Glas schwerer süßer Wein. „Keine Chance.“
„Wenn du dich da mal nicht täuschst. Er hat eine ganz beachtliche Erfolgsquote. Dieser hilflose Kleinjungenblick wirkt Wunder, glaub mir.“
„Nicht bei mir.“ Sie heftete den Blick auf die silberne Armbanduhr an seinem kräftigen, sonnengebräunten Handgelenk.
„Nein, schon klar. Du magst den ruhigen, fürsorglichen Typ.“
„Genau.“ Doch ihre Stimme schwankte, und er wusste, er hatte einen wunden Punkt getroffen.
„Klingt nicht sehr überzeugend.“ Unsicher blickte sie zu ihm auf. „Und ich kann dich verstehen“, fuhr er mit samtweicher Stimme fort. „Ruhig und fürsorglich, das ist ganz nett, aber auch nicht gerade prickelnd. So ein Mann setzt dir ein leckeres Essen vor und saugt freiwillig Staub, aber im Bett geht nicht gerade die Post ab, oder?“
„Worauf willst du hinaus?“
„Was würde dir denn gefallen?“
Sein Gesicht war dicht vor ihr. Als sie die Hand hob, um seine Wange zu streicheln, kam es ihr vor, als habe eine andere die Regie über ihr Handeln übernommen. Diese andere war es auch, die leise seufzte, als sie Louis’ warme Lippen an der Innenseite ihres Handgelenks spürte.
„Etwas in dieser Art?“ Sein heißer Atem kitzelte ihre Handfläche, sein vielversprechendes Lächeln trieb ihren Puls in die Höhe.
„Du solltest jetzt lieber gehen …“
„Wohin denn?“
Knisternde Erotik lag in der Luft, so verlockend und zum Greifen nah, dass Lizzy plötzlich eine unbändige Lust packte. Warum sollte sie nicht einmal, ein einziges Mal ihren Gefühlen folgen?
Während Rose ihre Zeit damit verbracht hatte, ein unauffälliges Leben zu führen und hübsch auszusehen, Vivian versuchte, die Welt zu retten, und Maisie und Leigh – nun, einfach Maisie und Leigh waren, hatte Lizzy immer die Rolle der unangepassten Außenseiterin gespielt.
Sie war die Querdenkerin, die Motorrad fuhr, an einer öffentlichen Grundschule in einem Problemviertel unterrichtete. Der es egal war, wie sie aussah oder was andere von ihr hielten. Und die sich bestimmt nicht sexy herrichten würde, nur um einem Mann zu gefallen.
Schon gar nicht einem, der so sehr aus einer anderen Welt kam wie Louis Jumeau.
Und doch gab er ihr das Gefühl, eine sinnliche, begehrenswerte Frau zu sein. Sein Kuss hatte die brennende Sehnsucht nach mehr in ihr geweckt. Ihn konnte sie nicht einfach zu den Akten legen. Er war intelligent, scharfsinnig und humorvoll, noch dazu bewundernswert fair, wie die Sache mit Freddy bewies. Nicht nur sein gutes Aussehen, der Mann im Ganzen zog sie unwiderstehlich an.
„Wohin, Lizzy?“, wiederholte er leise.
Weg von mir, so weit wie möglich! hätte sie sagen müssen. Aber es war nicht das, was sie wollte.
Mit zitternden Knien stand sie auf, ging zur Tür und warf ihm von dort einen scheuen Blick über die Schulter
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