Ich leg dir die Welt zu Fuessen
spürte, wie sehr er sie schon wieder begehrte.
„Das ist nicht fair“, flüsterte sie, während ihr eine bange Frage durch den Kopf ging. Sehen wir uns wieder? Oder war das nur ein Ausrutscher für dich? Ein Fehltritt mit dem Mädchen aus dem falschen Viertel …
„Nein, ist es nicht. Aber ich muss wirklich los, bevor man einen Suchtrupp nach mir ausschickt.“ Widerwillig stieg er aus dem Bett, schnappte sich das Handtuch, das über einer Stuhllehne hing, und begab sich nach nebenan ins Badezimmer.
Lizzy aber blieb einfach liegen, eingehüllt in seinen Duft, der noch in den Laken hing. Nach wenigen Minuten kehrte er frisch geduscht zurück, zog sich an und setzte sich zu ihr auf die Bettkante.
„Ich fahre morgen früh zurück nach London.“
„Aha.“
Sie fragte nicht, ob sie sich wiedersehen würden. Louis lächelte. Wenn es jemals einer Frau gelingen sollte, ihn nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, dann ihr. „Gibst du mir deine Handynummer?“ Er zog sein Smartphone hervor und wartete.
Lizzy zögerte. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Louis Jumeau der Freifahrtschein ins Unglück war. Aber besaß er wirklich die Macht, ihr das Herz zu brechen? Und wäre es nicht dumm von ihr, sich diese Affäre entgehen zu lassen, nur weil sie befürchtete, von ihm enttäuscht zu werden? Was Louis und sie verband, war so stark und einzigartig, dass sie einfach nicht dagegen ankam. Und das reizte sie.
„Nun, warum nicht …“
Louis runzelte die Stirn. Er war es nicht gewohnt, dass er eine Frau erst bitten musste, ihm ihre Nummer zu geben. Noch dazu eine, die tat, als wäre sie nicht besonders scharf darauf, dieses fantastische Erlebnis mit ihm im Bett zu wiederholen. Und die so herzlich wenig mit ihm gemeinsam hatte wie Lizzy Sharp. Und doch ergriff ihn eine ungeahnte Vorfreude auf ein Wiedersehen, als er ihre Nummer speicherte.
„Wann bist du wieder in London?“ Zärtlich fuhr er mit der Fingerspitze über ihre nackte Brust. „Ich rufe dich an, ja?“
„Wenn du willst.“ Lizzy schlug seine Hand weg, setzte sich auf und zog die Steppdecke um sich. Es war verrückt, aber sie hatte das Bedürfnis, ihn für immer festzuhalten und nie mehr gehen zu lassen. „Anfang nächster Woche bin ich zurück.“
„Ich kann’s kaum erwarten.“ Er sah ihr noch einmal tief in die Augen, dann stand er auf und ging zur Tür. Ein kurzer Blick über die Schulter, ein knappes Nicken, und er war fort.
7. KAPITEL
Louis hatte keine Probleme, die Schule zu finden, in der Lizzy arbeitete. Nun saß er hier draußen in seinem Wagen und dachte nach. Das Gebäude sah aus wie ein Miniaturgefängnis, erst recht an diesem trüben Winternachmittag. Auf dem Schulhof ragten ein paar kahle Bäume in den Himmel, nur wenige Schüler lungerten in Grüppchen herum.
Jetzt verstand er, warum Lizzy bei seiner Ankündigung, die Schule besichtigen zu wollen, schallend gelacht hatte. Vielleicht hätte er besser nicht im Maserati vorfahren sollen. Zu spät. Und da er nun schon einmal hier war, wollte er Lizzy auch sehen.
Während der Geschäftsreise, von der er gerade zurückgekommen war, hatte er ständig an sie denken müssen und sich gefragt, wann er sie endlich wiedersehen würde. Ihretwegen hatte er sogar die Verhandlungen abgekürzt und war zwei Tage früher nach England zurückgekehrt als geplant. Das hatte er noch nie für eine Frau getan. Doch bei Lizzy war alles anders. Er hatte das vage Gefühl, dass sie ihm aus dem Weg ging, und der Gedanke ließ ihm keine Ruhe.
Falls sie ihn absichtlich zappeln ließ, musste sie sich allerdings auf eine herbe Enttäuschung gefasst machen. Er hasste es, wenn Frauen Spielchen trieben. Doch eine feste Beziehung stand ohnehin nicht zur Debatte. Er war viel zu misstrauisch Frauen gegenüber, bei denen er nicht sicher war, ob sie ihn nicht nur als ein Ticket zu Luxus und Reichtum ansahen. Und Lizzy fiel eindeutig in diese Kategorie.
Am sinnvollsten wäre es, nicht hier zu warten, sondern wieder zu gehen. Doch dazu konnte er sich nicht überwinden.
Wo war nur sein Stolz geblieben?
Egal, er musste sie sehen. Und sie würde ihn sehen müssen. Er hatte schließlich einen Trumpf in der Hand: sein Scheckbuch. Welche Schule konnte es sich schon leisten, eine Spende abzuweisen?
Diese bestimmt nicht, wie er auf seinem Weg durch die heruntergekommenen Flure feststellte. An den Wänden, zugekleistert mit den üblichen Plakaten und Ankündigungszetteln, blätterte die Farbe ab, und auch die fantasievollen
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