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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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sein, war ihm alles ebenso fremd wie vertraut, kam ihm alles, am Bunker gemessen, anheimelnd-wohnlich vor, war er ein Tier, das zu seiner warmen Höhle nun zurückgefunden hatte.
    Jossa erschrak erst, als Kassau die Tür wieder zugeschlagen hatte, stürzte grausam ab, ein Fallschirmspringer, der eben noch von oben her, über allem schwebend, die wunderbare Welt genossen hatte, und nun, die Leinen gerissen, in die Tiefe schoß, den sicheren Tod vor Augen. Aufschlag, crash! Und blitzartig-schmerzhaft kam ihm wieder seine böse Lage ins Bewußtsein, sein ganzes Elend, hier als Mugalle eingelocht zu sein, von allen ausgelacht, verspottet, wenn er sagte, er sei Jossa.
    Er sah Chantal, die Collage an der Wand, sprang auf die Pritsche und preßte seine Lippen auf ihren wilden Poster-Mund, umarmte die Decke und rieb sich an ihr, registrierte erst spät den Ekelgeschmack von Staub und bedrucktem Papier, warf alles hin und federte nach hinten, war erst wieder bei Sinnen, als er am Fenster stand, die Hände hoch überm Kopf um die eisernen Stäbe gekrallt. Keuchend.
    Ruhig, ganz ruhig…! Wie ein Hypnotiseur sprach er auf sich ein, betrieb Selbsthypnose, wußte, daß er dieses anfallsartige Wüten nicht lange durchhalten konnte, cool bleiben mußte, wenn er überleben, hier einen Ausweg finden wollte.
    Sich irgendwie ablenken.
    Er griff zur Hausordnung, schlug sie auf und las…
    «Die Tageseinteilung der Anstalt ist für Sie verbindlich. Nach ihr müssen Sie sich richten.
    Verhalten Sie sich gegenüber Vollzugsbediensteten, Mitgefangenen und anderen Personen so, daß das geordnete Zusammenleben nicht gestört wird.
    Der Ihnen zugewiesene Haftraum und die darin befindlichen Gegenstände haben Sie stets in Ordnung zu halten und schonend zu behandeln.»
    Dieser biedere Ernst, mit dem hier Selbstverständliches verklickert wurde, ließ ihn unwillkürlich schmunzeln, zugleich aber warf er die Hausordnung mit einem Knurren wieder beiseite und sah sich auf Mugalles Tisch nach besserer Lektüre um, fand aber zunächst nichts weiter als einen ganzen Stapel an manager magazinen, von Mugalle offenbar als Abonnent bezogen. O-ha! Nobel ging die Welt zugrunde… Ganz ohne Zweifel hatte Mugalle nach Wegen gesucht, mit seinen hinterzogenen Millionen eine neue Karriere zu starten. Nach welchen wohl? Jossa begann mit dem Durchblättern der Hefte. Das Strickmuster der Expansion – Benetton dringt immer weiter in die deutsche Provinz vor. Hm… Duo mit Dampf. Der weithin unbekannte Markt&Technik Verlag AG profitierte vom Computerboom… Dick rot unterstrichen. War Mugalle schon im Gange, seine Millionen irgendwo arbeiten zu lassen? Als Jossa?
    Vielleicht gab das die Titelgeschichte Ende des Jahres: Jens-Otto Jossa: Vom kleinen Journalisten zum großen Verleger!
    Krise nach dem Abgang, Am Kartell gescheitert, alles Überschriften im Manager-Blatt, Vorgriff auf den Weltmarkt…
    Jossa legte die Hefte wieder beiseite, denn Wirtschaft langweilte ihn, griff sie aber wieder von neuem, machte sich auf die Suche nach anregenden Frauen, Werbung war ja bei solch hochkarätigen Lesern ganz sicher dabei, fand eine Schöne mit ihrem Badetuch am Swimmingpool (… dies Naß macht Spaß), eine andere bei der Cathay Pacific, von ihrem Manne mit gespreizten Beinen hochgehoben, eine weitere als kaum verhüllter Akt beim Toshiba- Kopieren,und die letzte schließlich, die Lustgewinn versprach, von einem Schickimicki-Mann im Bremen Plaza in den Arm genommen.
    Doch er kam nicht zu weiteren Aktionen, denn Kassau war schon wieder da, mächtig aufgeräumt heute morgen. «Darf ich bitten, Herr von Mugalle…! Allgemeines Ausrücken zur Arbeit…»
    «Ich bin kein Schneider, ich hab keine Ahnung von Nadel und Faden!» rief Jossa ganz spontan, wußte, da das ja an seiner Zellentür angeschlagen stand, wo es hingehen sollte, hatte so etwas ja geahnt, aber bislang erfolgreich verdrängt, wollte auch nicht wieder protestieren und sich dafür prügeln lassen, hatte aber diesen Impuls nicht schnell genug unter Kontrolle gebracht.
    Kassau sah ihn warnend an. «Mugalle, Mensch, nicht schon wieder das ganze Theater!»
    «Nein, nein!» Jossa beeilte sich schon, seine Hose zuzuziehen, wußte von seinen früheren Recherchen her, daß die Gefangenen nach §41 des Strafvollzugsgesetzes verpflichtet waren, eine ihnen zugewiesene und ihren körperlichen Fähigkeiten angemessene Arbeit auch auszuführen.
    Vor allem aber ging er jetzt ohne jeden weiteren Widerstand mit Kassau mit, weil er

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