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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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ganz normal zu wirken, also Mugalle zu sein.
    «Das war doch alles nur ein Trick, Herr Dr. Seeling, um hier herauszukommen, ich meine, daß ich mich als Jossa ausgegeben habe. Völlig rational und nicht im allergeringsten verrückt!»
    Dr. Seeling sah ihn prüfend an, strich sich den Bart, dachte wohl, so schien es Jossa, daß auch gerade dieses wieder typisch sei für diese Krankheit, daß sich nämlich Schizophrene durchaus auch über Tage hinweg ganz normal verhalten konnten, alles andere heftig abzustreiten pflegten.
    «Ich bin nichts weiter als Martin Mugalle – und völlig okay!»
    «Und Ihr Hungerstreik, wozu denn der…?»
    Jossa wußte keine Antwort, konnte doch nicht sagen: Um der Öffentlichkeit jetzt endlich klarzumachen, daß ich Jossa bin, und nicht Mugalle.
    Er saß da und zitterte, hatte rote Flecken im Gesicht, glaubte, hohes Fieber zu haben und brachte kein weiteres Wort mehr hervor, hatte aber Glück, weil der Psychologe nochmals abberufen wurde.
    Gott sei Dank! Und schneller Griff zum anderen Buch, um Dr. Seeling besser kontern zu können.
    Freeman/Cameron/McGhie… Erinnerte ihn an die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles, 4 X 400-m-Staffel der US-Amerikaner. Quatsch, Burt Cameron war doch einer aus Jamaica… Konzentrier dich Mensch, es geht hier um alles!
    Studie zur chronischen Schizophrenie …
    S. 64: «Die unmittelbare Folge des Zerfalls der Ichgrenzen beim Schizophrenen ist die Auflösung seiner eigenen Identität. Alle Patienten, lieferten früher oder später den Beweis, daß sie sich über ihre eigene Identität im unklaren waren.»
    Der Anstaltspsychologe hatte die wichtigsten Stellen mit einem Marker gelb und grün gefärbt, so hatte er es leicht.
    S. 65: «Wir haben immer wieder beobachtet, daß sich Patienten mit anderen verwechselten…»
    Mein Gott, vielleicht war er wirklich krank, vielleicht war er in der Tat kein anderer als Martin Mugalle! Ein kranker Mugalle, der sich für Jossa hielt.
    Ich bin Jossa, Jens-Otto Jossa!
    Ich bin ich, ich bin Jossa!
    Er schrie es fast.
    Weiter!
    S. 73: «… worin unserer Meinung nach die Grundstörung der Schizophrenie zu sehen ist: im Zerfall der Ichgrenzen und dem Verlust des Ichgefühls. Diese beiden Faktoren führen beim Kranken zu Zweifeln an seiner eigenen Identität…»
    Ich bin nicht krank, ich bin gesund, ich bin Jens-Otto Jossa!
    S. 78: «Wir sehen die Halluzinationen als ein direktes Ergebnis des Rückzugs der Ichbesetzung an: die Kranken erleben ihre Gedanken als Realität…»
    Genau wie bei dir: Wie du Mugalle unten an der Pforte gesehen hast! Und deine Kurzromane, die du schreibst, deine kleinen Szenen, deine Varianten! Gedanken als Realität… Siehst du mal, wie krank du bist!
    «Ich bin gesund!» schrie Jossa und warf das kleine Lehrbuch aus dem Fenster in den Hof hinunter. «Ihr schafft es nicht, daß ich hier noch wahnsinnig werde!»
    Er sank in sich zusammen, fiel mit dem Oberkörper auf den Tisch, preßte die Stirn auf die kühle Schreibtischplatte, schwitzte und spürte, wie die Papiere unter ihm alles aufsaugten.
    Langsam fand er wieder zu sich zurück, blätterte, um sich von sich selber abzulenken, in Dr. Seelings Mappen herum – fuhr aber schon Sekunden später in die Höhe, furchtbar alarmiert: Stand doch da in einer offiziellen Liste ein Name, der ihn so traf wie wohl kein anderer, der Name Naujocks, Anja. Hatte von Zweeloo die Erlaubnis erhalten, hier in der JVA als werdende Psychologin ihr erstes Praktikum in Angriff zu nehmen, war vom Staatsschutz als unbedenklich freigegeben worden. Das Datum stand da, und Jossa rechnete. Das mußte schon gewesen sein, bevor sie sich kennengelernt hatten. War ihm aber völlig entfallen. Oder hatte sie ihm nie davon erzählt, was von der JVA Bad Brammermoor? Hm…? Wenn ja: warum? Aber wahrscheinlich hatte er es wirklich vergessen. Wegen ihrer Dissertation, und vor ihrer fixen Idee, zum Theater zu gehen, war sie ja in vielen Anstalten ein und aus gegangen, hatte mit den Knackis gesprochen, das heißt, vor allem wohl mit den Anstaltsleitern und den Redakteuren der Gefangenenzeitungen. Auch mit ihrem «Gitterstäbchen» hier…?
    Dr. Seeling kam zurück, und er fragte ihn, ob er eine Anja Naujocks kennte, eine junge Kollegin von ihm.
    «Ja, die soll doch neulich aus einem Hochhausfenster rausgesprungen sein. Irgendwas mit ihrem Partner, dessentwegen jedenfalls. Querschnittslähmung, Rollstuhl und das alles…»
    Jossa wurde schwarz vor Augen, und er bat, man möge ihn doch in

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